Wahrheit oder nur Mythos?

15 Technik-Weisheiten im Check

16.09.2023 von Peter Stelzel-Morawietz
Aus Fehlern, die man selbst oder andere bereits gemacht haben, soll man bekanntlich lernen. Und tatsächlich schützt Erfahrung am PC vor vielen Problemen. Doch längst nicht jede scheinbar gesicherte Kenntnis ist weiterhin gültig: Was also trifft zu, was ist Mythos?
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Erfahrung, Wissen, Tests und Recherche sind extrem wichtig, um Computer und die gesamte IT zu Hause möglichst problemlos und effizient nutzen zu können. Doch die Entwicklung bleiben nicht stehen: Wir haben 18 "gesicherte Erkenntnisse" auf ihre Gültigkeit hin überprüft.

1. Stören sich Geräte an Steckerleisten?

Oft heißt es, man dürfe dieses oder jenes Gerät nicht zusammen mit anderen in eine Steckdosenleiste stecken. Sonst würden sie sich "stören". Das ist fast immer Unsinn, die elektromagnetischen Wechselwirkungen sind meist vernachlässigbar. Wenn eine Sicherung für mehrere Räume zuständig ist, hängen ohnehin mehrere Geräte an einem Stromkreis.

Zu beachten ist jedoch die Gesamtleistung aller Verbraucher in einer Steckerleiste. Diese darf aktuell 3.000 Watt nicht überschreiten, realistisch droht das jedoch nur bei Heizgeräten. Kaffeemaschine, Wasserkocher, Toaster, Heizlüfter sowie Wasch- und Spülmaschine gehören also direkt in die Wandsteckdose, der Parallelbetrieb am Mehrfachverteiler ist zu vermeiden. Bei PCs, Monitoren, Fernsehern und IT-Zubehör droht dagegen keine Überlastung. Eine Mehrfachleiste mit integriertem Überspannungsschutz empfiehlt sich hier sogar.

2. Sollte man die WLAN-SSID verbergen?

Sicherheitstechnisch bringt das Verbergen der SSID keine Vorteile. Wichtig ist dagegen eine starkes Passwort und, sofern verfügbar, die Verschlüsselung WPA3.

Ein Mythos, denn Hacker bekommen mit entsprechenden Tools die Bezeichnung eines WLAN-Funknetzes auch dann schnell heraus, wenn man die SSID im Router als "verborgen" einstellt. Viel wichtiger ist, das WLAN mit einem sicheren, ausreichend langen Passwort zu schützen und als Verschlüsselung WPA3 zu verwenden.

Ungeachtet dessen haben verborgene SSIDs zur Folge: Das erstmalige Anmelden ist umständlicher, weil man den Namen des Netzwerks manuell eintippen muss. Außerdem gibt es eine Reihe von Kleingeräten, die sich mit einem unsichtbaren WLAN nicht verbinden.

3. Darf man Akkus ständig laden?

Anders als frühzeitiges Aufladen schadet ständiges vollständiges Entleeren modernen Akkus tatsächlich. Deshalb gilt mittlerweile: Smartphone und Notebook schon bei 20 Prozent Akkustand laden.

Nein - der durch frühzeitiges Aufladen verursachte Kapazitätsverlust betraf die früher üblichen Nickel-Cadmium-Akkus. Bei modernen Lithium-Ionen- und Lithium-Polymer-Akkus tritt der Memory-Effekt nicht mehr auf. Zwar sind die Akkus generell unempfindlicher geworden, ständiges vollständiges Entladen schadet aber doch. Als schonend gilt ein Ladezustand zwischen etwa 20 und 80 Prozent. Laden Sie Ihre Geräte also nach Möglichkeit bereits auf, bevor der Akku ganz zur Neige geht.

4. USB-C überträgt angeblich alles

Aufpassen müssen Sie beim Kauf von USB-C-Kabeln – hier gibt es viele Übertragungsraten.

Keineswegs, denn vieles ist bei USB-C optional. Ein bestimmter Typ-C-Anschluss ist also keineswegs identisch zu anderen. Welche Funktionen ein Gerät oder auch einzelne Buchsen unterstützen, erfährt man unter Umständen erst durch einen Blick in das Handbuch oder eine erweiterte Produktbeschreibung. Denn selbst die unterschiedlichen und im Prinzip standardisierten Symbole verwenden die Hersteller keineswegs konsequent.

Verwirrend ist zudem, dass USB-C die gleiche Stecker- und Buchsenform aufweist wie die Thunderbold-Schnittstelle, beides aber völlig unterschiedlich arbeitet.

Die aktuellen USB-Logos betonen die Kernfunktionen der Typ-C-Schnittstelle. Damit soll man die Geschwindigkeit sowohl auf der Verpackung als auch am Anschluss gleich erkennen können.

5. Muss man sein Passwort oft ändern?

Passwörter, die lang genug und damit sicher sind, braucht man nicht zu ändern. Wichtig aber ist, niemals das gleiche Passwort für mehrere Onlinekonten zu verwenden.

Nein. Zwar spricht prinzipiell weiterhin nichts dagegen, doch das regelmäßige Ändern verleitet dazu, einfach zu erratende Passwörter zu verwenden. Tauscht man darin jeweils nur eine Zahl aus, wird der Zugangscode keineswegs sicherer. Viel sicherer sind ausreichend lange Passwörter mit Sonderzeichen und Ziffern, die Sie mit einem Passwortmanager verwalten.

Wichtig ist ferner, niemals den gleichen Zugang für mehrere Onlineaccounts zu nutzen. Denn wird ein Konto gehackt, sind gleichzeitig weitere bedroht, weil Hacker damit systematisch andere Konten testen.

Empfehlungen zum Passworterstellen und -Handling gibt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hier und hier.

6. Verbraucht der Ruhezustand Strom?

Nein, allerdings gilt es bei den Begriffen genau aufzupassen: Häufig werden "Ruhezustand" und die Windows-Option "Energie sparen" durcheinandergebracht.

Fangen wir also vorne an: "Herunterfahren" schaltet den PC komplett aus. Der von Microsoft "Ruhezustand" genannte Modus speichert die aktuelle Sitzung, indem er den Inhalt des Hauptspeichers auf die Festplatte schreibt und danach den Rechner ebenfalls stromlos schaltet. Beim Wiedereinschalten bootet Windows nicht komplett neu, sondern liest die RAM-Datei vom Datenträger ein. Das ist schneller als der Neustart; zudem arbeiten Sie genau dort weiter, wo Sie zuvor aufgehört haben.

Das gilt auch für den Energiesparmodus, dieser behält die letzte Windows-Sitzung jedoch im Arbeitsspeicher. Das verbraucht ständig etwas Energie: Am Notebook im Akkubetrieb entleert sich auf Dauer also die Batterie. Vorsicht: Nicht gespeicherte Daten gehen deshalb bei leerem Akku verloren.

Zwar fahren Ruhezustand und Energiesparmodus den Rechner schneller hoch als nach dem echten Ausschalten, alle paar Tage sollten Sie PC oder Notebook jedoch über "Neu starten" neu initialisieren. Der Neustart löst nebenbei wie von Geisterhand auch manches andere Problem, am Computer genauso wie am Smartphone.

7. Alte Telefone an der Fritzbox nutzen

Festnetztelefone mit Impulswahl, und damit auch die meisten Exemplare mit Wählscheibe, funktionieren mit den Fritzboxen von AVM einwandfrei.

Ein Mythos, den selbst der Routerhersteller aufrechthält: "Wir können den einwandfreien Betrieb von Endgeräten mit Impulswahlverfahren nicht garantieren". De facto funktionieren Telefone mit Impulswahl und damit solche mit Wahlscheibe an der Fritzbox einwandfrei. Das gilt sowohl für ältere als auch für neue AX-Modelle. Einen "digitalen Telefon-Konverter", der fast 100 Euro kosten kann, benötigen Sie nicht.

Wichtig ist allerdings, das Telefon richtig anzuschließen sowie die Rufnummer und Anschlussbuchse in der Fritzbox korrekt einzutragen. Ältere Telefonapparate mit TAE-Stecker steckt man seitlich direkt in die Fritzbox, alternativ über einen Adapter auf der Rückseite in die RJ11-Buchse ("Western"). Bei RJ11-Steckern am Anschlusskabel gilt umgekehrt das gleiche. Falsch sind die Netzwerkbuchsen, auch wenn der RJ11- Stecker mechanisch hineinpasst.

Auf der Konfigurationsoberfläche der Fritzbox folgen Sie den Schritten "Neues Gerät einrichten -› Telefon (mit und ohne Anrufbeantworter) -› Fon1 (analoges Telefon)". Hören Sie beim Abheben des Hörers kein Freizeichen, stimmt etwas mit dem Anschluss, dem Kabel oder der Konfiguration nicht - das Freizeichen ertönt auch bei Apparaten mit Wählscheibe und Impulswahl.

8. Der "private Modus" im Browsers ist anonym

Avast verspricht, dass sein Secure Browser alles schütze, was Sie online tun, und damit gleichzeitig die Privatsphäre stärkt.

Das ist leider falsch. Im sogenannten privaten Modus speichert der Browser zwar weniger Daten, inkognito sind Sie damit im Netz jedoch keinesfalls unterwegs. Viele Onlinedienste erkennen Ihren Browser und damit auch Sie über individuelle Fingerprints, also über die eindeutige Kombination ("Fingerabdruck") verschiedener Eigenschaften Ihres Rechners. Auch die Nutzung von VPN oder Adblockern verhindert das nicht.

Ausgehebelt wird Fingerprinting jedoch durch Anonymisierungs- und Randomisierungstechniken, die den Fingerabdruck gezielt unspezifisch manipulieren oder gezielt ständig verändern. Das erledigt für die Browser Chrome, Edge oder Opera das Addon Canvas Blocker, für Firefox die fast gleich lautenden Erweiterung CanvasBlocker. Insbesondere Hersteller von Sicherheitssoftware bieten darüber hinaus spezielle Tools gegen Fingerprints, gratis ist beispielsweise Secure Browser von Avast.

9. Ist Kabel-Internet am Abend immer noch so langsam?

Der Internetzugang über das TV-Kabel ist, ähnlich wie die Nutzung einer Funkzelle beim Mobilfunk, ein "shared medium": Je mehr Menschen oder Haushalte sich einen Zugangspunkt teilen, desto geringer wird die individuelle Bandbreite. In der Vergangenheit sank der Durchsatz im Kabelnetz deshalb vor allem in den Abendstunden, wenn viele Leute daheim Filme sahen oder ihre Rechner nutzten.

Inzwischen aber hat Vodafone als mit Abstand größter Kabelanbieter sein Netz deutlich stärker segmentiert. Aktuell versorgt ein Node nach Angaben des Providers nur noch rund 500 Haushalte. Da zudem an nahezu allen Kabelanschlüssen eine Bandbreite von 1000 MBit/s ("Gigabit") buchbar ist, ist die vermehrte Nutzung am Abend kaum noch spürbar.

10. Darf man USB-Sticks einfach abziehen?

Das Abziehen des USB-Sticks schadet weder der Windows-Konfiguration noch der Hardware. Ist jedoch die Datenübertragung noch nicht abgeschlossen, können Daten verloren gehen.

USB-Sticks am PC darf man einfach ausstecken, Sie müssen also nicht vorher auf "Hardware sicher entfernen und Medium auswerfen" klicken. Weder Stick noch Rechner oder Systemkonfiguration nehmen dabei Schaden. Dafür sorgt auch die Windows-Standardeinstellung für Datenträger "Schnelles Entfernen".

Einschränkend gilt jedoch, dass beim Abziehen alle Dateien auf dem Stick geschlossen sein müssen und kein Datentransfer mehr läuft - sonst können Daten verloren gehen oder beschädigt werden. Beim Kopieren großer Datenmengen oder bei langsamen USB-Sticks kontrollieren Sie deshalb vor dem Abziehen, dass das Windows-Übertragungsfenster geschlossen wurde.

11. Erlischt mit Fremdtinte die Garantie des Druckers?

Die Frage lässt sich mit einem klaren Nein beantworten - und zwar sowohl hinsichtlich der (freiwilligen) Garantie des Geräteherstellers als auch hinsichtlich der gesetzlichen Gewährleistung des Händlers. Dazu müssten Hersteller oder Händler einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Druckerdefekt und Fremdtinte oder -kartusche nachweisen. Sollte der wirklich existieren, haftet der Tinten- beziehungsweise Tonerhersteller für den Schaden am Drucker.

12. Chromebooks brauchen eine ständige Internetverbindung

Chromebooks mit dem Google-Betriebssystem Chrome OS nutzen zwar viele Clouddienste. Ohne Onlineverbindung speichern sie die Inhalte aber lokal, so dass nichts verloren geht.

Zwar nutzen Chromebooks, also Notebooks mit dem Google-Betriebssystem Chrome OS, tatsächlich vorwiegend Clouddienste. Viele Aufgaben lassen sich jedoch auch ohne Internetverbindung ausführen. Das Betriebssystem zwischenspeichert dann alle Änderungen lokal und synchronisiert sie später automatisch über das Internet, ohne dass man sich darum kümmern muss.

Bei bereits integrierten Diensten wie Google Drive oder Office merken Anwender davon nichts, bei anderen Apps kommt es auf die Einstellungen und Funktionen an. Das ist wie am Smartphone, schließlich lassen sich am Chromebook die gleichen Apps aus dem Playstore installieren. So wie das Mobiltelefon beispielsweise Spotifyoder Netflix-Inhalte offline wiedergibt, macht das Chromebook das Gleiche.

13. Handygespräche sind zu Hause oft gestört

Die Funktion WLAN-Telefonie bewirkt in geschlossenen Räumen bei Gesprächen mit dem Smartphone oft Wunder. Statt über LTE läuft die Verbindung dabei über WLAN.

Die Erfahrung, dass Handygespräche zu Hause oft schlechter sind also solche über das Festnetz, mussten tatsächlich viele Menschen in der Vergangenheit machen. Und zwar sowohl im ländlichem Raum mit schlechter Mobilfunkversorgung als auch in dicht bebauten Gebieten, wenn die Funkverbindung durch Gebäude oder die eigenen vier Wände gestört war. Doch überall dort, wo WLAN zur Verfügung steht, lässt sich das Problem beheben.

Alle neueren Smartphones unterstützen mittlerweile das sogenannte WLAN-Calling. Die Technik schaltet die Gespräche nahtlos zwischen Mobilfunk und WLAN hin und her. Ist das Mobiltelefon nicht nur wie üblich über LTE, sondern zusätzlich per WLAN mit dem Internet verbunden, wechselt die Verbindung automatisch ins lokale Wi-Fi-Netzwerk.

Kontrollieren Sie in den Telefonie- beziehungsweise SIM-Karten-Einstellungen Ihres Smartphones, ob die Funktion eingeschaltet ist.

14. Standby: Lohnt vollständiges Ausschalten noch?

Das Abschalten über eine Steckerleiste lohnt durchaus, allerdings weniger als früher. Schon seit zehn Jahren darf die Leistung vieler Elektronikgeräte nach EU-Vorgaben im Aus- oder Standby-Zustand maximal 0,5 beziehungsweise ein Watt betragen. Bei gemittelten 0,75 Watt je Gerät summiert sich die Energie pro Tag auf 18 Wh. Im Dauerbetrieb sind dies 6,5 kWh pro Jahr, die bei einem Strompreis von 40 Cent je kWh Kosten von gut 2,60 Euro pro Gerät verursachen. Bei 15 Geräten - durchaus eine realistische Größe in vielen Haushalten - addiert sich der Standby-Verbrauch jährlich auf fast 100 kWh oder knapp 40 Euro Betriebskosten.

Zum Vergleich: Ohne elektrische Warmwasseraufbereitung verbraucht ein 4-Personen-Haushalt zwischen 3.000 und 4.500 kWh pro Jahr. Der Standby-Betrieb von 15 Geräten macht also zwei oder drei Prozent aus.

Kabel mit vergoldeten Steckern bieten technisch zunächst keine Vorteile gegenüber solchen ohne Goldkontakte. Allerdings oxidieren sie auch nach vielen Jahren nicht.

Hinweis: "Computer" aller Art, dazu zählen auch Netzwerkfestplatten, müssen Sie erst herunterfahren, bevor Sie sie über eine Steckdosenleiste hart ausschalten. Vorsicht ist auch bei OLED-Fernsehern geboten: Die TV-Geräte können ohne Strom Schaden nehmen. Viele Tintenstrahldrucker wiederum spülen bei jedem Wiedereinschalten die Düsen und verbrauchen dabei Tinte.

15. Sind goldene Kabel besser?

Kabel mit vergoldeten Steckern bieten technisch zunächst keine Vorteile gegenüber solchen ohne Goldkontakte. Allerdings oxidieren sie auch nach vielen Jahren nicht.

Für Audiokabel mit vergoldeten Kontakten kann man leicht mehrere Hundert Euro ausgeben. Auch HDMI-Kabel mit Goldsteckern kosten ein Vielfaches von vergleichbaren ohne. Aber bieten die teuren wirklich eine bessere Ton- und Signalqualität? Die Antwort lautet: Nein, aber …

Alle Kabel verwenden Leitungen aus Kupfer, das Metall leitet Strom deutlich besser als Gold. Strom und Signale werden also bei beiden Kabelarten gleich gut übertragen. Allerdings, und hier sind vergoldete Kontakte tatsächlich im Vorteil, oxidiert das Edelmetall nicht. Die Goldoberfläche der Kontakte hält die Leitfähigkeit also über Jahre hoch, während sich andere Metalle insbesondere in feuchter Umgebung mit der Zeit mit einer Oxidschicht überziehen. Um diesen Vorteil voll ausreizen, müssen jedoch beide Seiten des Kontakts mit Gold beschichtet sein, also Stecker und Buchsen.

(PC-Welt)