Merger, Backsourcing, Cloud-Hype

12 Outsourcing-Trends für 2012

19.01.2012 von Thomas Pelkmann
Verträge und Margen schrumpfen, aber Qualitätsansprüche an Outsourcing-Dienstleister steigen dennoch.

1. Merger & Acquisitions

Foto: macroman, Fotolia.de

Spektakuläre Übernahmen wie die von EDS durch HP oder von Perot durch Dell erwarten die Analysten in diesem Jahr nicht. "Outsourcing-Anbieter scheuen vor solchen Mega-Mergern zurück", meint etwa Phil Fersht von HfS Research. Es sei denn, man ist in China: Dort, so Michael Rehkopf, Direktor bei TPI in Nordasien, werde es unter den Top-20 der chinesischen Provider genau eine solche Megahochzeit geben.

In den USA werden sich große Anbieter wahrscheinlich darauf konzentrieren, ihr Portfolio über Zukäufe von Software oder Cloud-basierten Tools zu erweitern, schätzt Phil Fersht. Vielleicht gebe es aber auch ein neues Dreigestirn aus mittelgroßen Anbietern, die sich zu einem neuen, großen Player zusammenschließen könnten.

Außerdem: Nur weil die Vorhersagen des vergangenen Jahres nicht eingetroffen sind, nach denen ein Offshore-Provider einen der großen US-Anbieter schlucken würde, heißt das nicht, dass das nicht in diesem Jahr passiert. Genau das sagt Sid Pai von TPI Indien voraus: Er rechnet damit, dass 2012 "wenigstens eine, vielleicht mehr" Großübernahmen eines westlichen Anbieters durch ein indisches Unternehmen anstehen.

12 Outsourcing-Trends für 2012
12 Outsourcing-Trends für 2012
Verträge und Margen schrumpfen, aber Qualitätsansprüche an Outsourcing-Dienstleister steigen dennoch. Das sind die 12 Outsourcing-Trends für 2012
1. Merger & Acquisitions
Nur weil die Vorhersagen des vergangenen Jahres nicht eingetroffen sind, nach denen ein Offshore-Provider einen der großen US-Anbieter schlucken würde, heißt das nicht, dass das nicht in diesem Jahr passiert. Genau das sagt Sid Pai von TPI Indien voraus: Er rechnet damit, dass 2012 "wenigstens eine, vielleicht mehr" Großübernahmen eines westlichen Anbieters durch ein indisches Unternehmen anstehen.
2. Outsourcing-Kunden möchten es langsam
Die für dieses Jahr erwartete Erholung des Outsourcing-Marktes wird sich verzögern, schätzen die Analysten. Viele Investitionsentscheidungen würden aufgrund der unsicheren ökonomischen Lage der Weltwirtschaft (erneut) verschoben. "Einer von vier Kunden wird sich deshalb von Vertragsabschlüssen abhalten lassen", schätzt Phil Fersht. Kunden, die im Markt blieben, würden zudem - mindestens im ersten Halbjahr - weniger Abschlüsse mit einfacheren Preismodellen tätigen. Im Herbst aber, mutmaßt die Everest Group, könnte die wieder wachsende wirtschaftliche Zuversicht auch für einen Aufschwung bei Outsourcing-Deals im allgemeinen und bei Offshoring-Aktivitäten im besonderen sorgen.
3. Die Wolke kommt nieder
Das Jahr 2012 wird auch das Jahr sein, in dem die Cloud-Governance eine wichtige Rolle spielen wird. "Unternehmen werden beginnen, Firmen-Policies darüber zu formulieren, was in der Cloud sein darf, welche Daten in die Cloud wandern dürfen und wer für die Cloud-Services im Unternehmen verantwortlich ist", prognostiziert Adam Strichman von Sanda Partners. Zudem würden Fragen nach den rechtlichen Rahmenbedingungen zum Schutz der Privatsphäre und dem Zugriffsschutz auf Daten in den Vordergrund rücken, so der Analyst.
4. Kunden schauen nach Qualität, Anbieter auf Preise
Die Kunden werden bei der Vergabe von Outsourcing-Aufträgen auch weiter aufs Geld gucken, sind sich die Analysten einig. Dessen ungeachtet werden sie in diesem Jahr aber noch mehr für ihr Geld verlangen, meint Phil Fersht, mehr Flexibilität oder bessere Technologien etwa. Das Problem dabei sei aber, dass die Anbieter das nicht mitmachen wollen. Sie schauten immer noch zu sehr darauf, wie sie für ihre Kunden Kosten reduzieren können als darauf, Prozessverbesserungen und Innovationen zu realisieren, kritisiert Fersht.
5. Outsourcing-Deals schrumpfen
Früher hieß es bei den Outsourcing-Anbietern: "Go big or go home". Aber nun, nachdem sie aus den Top-100 oder -500-Unternehmen alles an Kontrakten rausgeleiert haben, was drin war, fangen auch sie mit dem Backen kleinerer Brötchen an. Das geschieht etwa durch aktive Akquise auch bei kleineren Unternehmen, notiert Shaw Helms von K&L Gates. In diesem Jahr werde die Profitrate wichtiger sein, als der bloße Umfang der Verträge, ergänze John Lytle von Compass. "Die Anbieter werden zunehmend bereit sein, ihre eigenen Umsätze mit verbrauchs- und umsatzabhängigen Preismodellen zu kannibalisieren." Das Ergebnis seien geringere Kosten bei den Kunden und eben kleinere Verträge.
6. Offshore-Anbieter übernehmen Infrastruktur-Outsourcing
Lange haben Offshore-Anbieter Infrastruktur-Kapazitäten in der Hoffnung aufgebaut, dass sie einmal jenseits von Anwendungsentwicklung und Wartungsarbeiten gebraucht würden. In diesem Jahr werden sich diese Anstrengungen auszahlen. "Im Jahr 2012 wird eine ganze Reihe von Unternehmen, die bisher ihre Infrastruktur ausschließlich US-Anbietern anvertraut haben, zu Offshore-Unternehmen wechseln", meint dazu Steve Martin von Pace Harmon.
7. Viele Account-Manager werden um ihren Job bangen, oder sich ändern
Ein Konflikt zwischen Anbietern und Kunden wird nach Meinung der Analysten eskalieren: Die Kunden seien müde davon, sich immer auf die Kosten zu konzentrieren, anstatt auf ihre eigentlichen Bedürfnisse, meint Phil Fersht von HfS Research. Die Anbieter müssten so darauf reagieren, dass sie das Beziehungsmanagement vor das Verkaufsmanagement setzten. Sonst werde es für viele Account Manager heißen: Tschüss, Verkäufer!
8. Backsourcing: Mehr Worte als Taten
Die Outsourcing-Kunden werden sich also auch in diesem Jahr über ihre Beziehungen zum Dienstleister beschweren - und sich dann doch dagegen entscheiden, die Wartung der IT wieder selber zu machen. "Unternehmen werden das evaluieren und sogar damit beginnen, den Umzug zurück ins Haus zu planen. Aber am Ende werden diese Pläne alle in der Ablage landen", ist sich Pace Harmon's Steve Martin sicher. Die Rückgewinnung der Kontrolle und die Verbesserung der IT-Services scheinen noch attraktiv zu sein. Aber die Herausforderungen für den Aufbau eigener Rechenzentren und Helpdesks sowie die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern wirke letztendlich aber doch abschreckend.
9. IT-Outsourcer entwickeln neue Vertriebsmodelle
Der Preisdruck wird sich weiter negativ auf die Margen der Anbieter auswirken. Daher werden die Anbieter innovative - und riskante - Modelle entwickeln, schätzt die Everest-Group. Dazu würden Joint Ventures einschließlich kundenspezifischer Innovations-Labore und Kompetenzzentren zählen, so die Everest Group.
10. Anwendungsentwicklung kehrt zurück
Finanzdienstleiter und andere Brachen haben in den vergangenen zehn Jahren die Pflege ihrer Programm-Codes gerne Offshore-Providern überlassen. Das wird sich 2012 ändern. "Es wird einen Rückzug der Applikationswartung aus dem Offshore-Bereich geben", meint dazu Michael Engel von HfS Research. Nicht nur große Finanzdienstleister würden erkennen, dass es billiger ist, die Wartung im eigenen Land erledigen zu lassen.
11. IT-Sicherheit gelangt ins Zentrum der Aufmerksamkeit
Irgendwann in diesem Jahr wird ein großer IT-Dienstleister durch einen öffentlich gemachten Hack der Kundensysteme gedemütigt werden", sagt Ruckman von Sanda Partners voraus. "2012 wird daher das Jahr der IT-Sicherheit sein, in dem Outsourcing-Anbieter nach neuen Wegen suchen müssen, um ihre und die Daten ihrer Kunden zu beschützen."
12. Global agierende Unternehmen suchen Support außerhalb von Indien
Mehr und mehr große Unternehmen werden ihren Back-Office-Support auf mehrere Schultern verteilen. Dabei geht es nicht nur darum Geld zu sparen. Globale Unternehmen mit mehreren Standorten wollen vielmehr lokales Wissen und Sprachen nutzen, um ihre Offshore-Aktivitäten in Ländern wie Brasilien, Mexiko, Südafrika oder Bulgarien abzusichern, so Fersht von HfS Research. Indien werde deswegen aber diese Geschäfte nicht verlieren, meint der Analyst, sondern "nur" mit langsamerem Wachstum umgehen müssen.

2. Outsourcing-Kunden möchten es langsam

Die für dieses Jahr erwartete Erholung des Outsourcing-Marktes wird sich verzögern, schätzen die Analysten. Viele Investitionsentscheidungen würden aufgrund der unsicheren ökonomischen Lage der Weltwirtschaft (erneut) verschoben. "Einer von vier Kunden wird sich deshalb von Vertragsabschlüssen abhalten lassen", schätzt Phil Fersht. Kunden, die im Markt blieben, würden zudem - mindestens im ersten Halbjahr - weniger Abschlüsse mit einfacheren Preismodellen tätigen. Im Herbst aber, mutmaßt die Everest Group, könnte die wieder wachsende wirtschaftliche Zuversicht auch für einen Aufschwung bei Outsourcing-Deals im allgemeinen und bei Offshoring-Aktivitäten im besonderen sorgen.

3. Die Wolke kommt nieder

Manchmal beschleiche einen das Gefühl, dass sogar die Anbieter von Cloud Computing bereit sind, den Begriff in Rente zu schicken, schreibt Stephanie Overby. Und es stimmt, meint Shaw Helms von K&L Gates: Bis Ende 2012 sei der Wirbel um die Cloud definitiv zu Ende.

IT-Leiter würden dann sehr viel kritischer auf die Chancen und Risiken in der Cloud gucken. Zudem würden IT-Abteilungen nicht mehr so viel Druck von den C-Verantwortlichen bekommen, Cloud-Anwendungen ohne eine durchdachte Evaluation der Alternativen zu implementieren.

Foto: Fotolia.de/ThinMan

Das Jahr 2012 wird auch das Jahr sein, in dem die Cloud-Governance eine wichtige Rolle spielen wird. "Unternehmen werden beginnen, Firmen-Policies darüber zu formulieren, was in der Cloud sein darf, welche Daten in die Cloud wandern dürfen und wer für die Cloud-Services im Unternehmen verantwortlich ist", prognostiziert Adam Strichman von Sanda Partners. Zudem würden Fragen nach den rechtlichen Rahmenbedingungen zum Schutz der Privatsphäre und dem Zugriffsschutz auf Daten in den Vordergrund rücken, so der Analyst.

4. Kunden schauen nach Qualität, Anbieter auf Preise

Die Kunden werden bei der Vergabe von Outsourcing-Aufträgen auch weiter aufs Geld gucken, sind sich die Analysten einig. Dessen ungeachtet werden sie in diesem Jahr aber noch mehr für ihr Geld verlangen, meint Phil Fersht, mehr Flexibilität oder bessere Technologien etwa. Das Problem dabei sei aber, dass die Anbieter das nicht mitmachen wollen. Sie schauten immer noch zu sehr darauf, wie sie für ihre Kunden Kosten reduzieren können als darauf, Prozessverbesserungen und Innovationen zu realisieren, kritisiert Fersht.

Outsorcing-Trends 2012 - Teil II

5. Outsourcing-Deals schrumpfen

Früher hieß es bei den Outsourcing-Anbietern: "Go big or go home". Aber nun, nachdem sie aus den Top-100 oder -500-Unternehmen alles an Kontrakten rausgeleiert haben, was drin war, fangen auch sie mit dem Backen kleinerer Brötchen an. Das geschieht etwa durch aktive Akquise auch bei kleineren Unternehmen, notiert Shaw Helms von K&L Gates.

In diesem Jahr werde die Profitrate wichtiger sein, als der bloße Umfang der Verträge, ergänze John Lytle von Compass. "Die Anbieter werden zunehmend bereit sein, ihre eigenen Umsätze mit verbrauchs- und umsatzabhängigen Preismodellen zu kannibalisieren." Das Ergebnis seien geringere Kosten bei den Kunden und eben kleinere Verträge.

6. Offshore-Anbieter übernehmen Infrastruktur-Outsourcing

Lange haben Offshore-Anbieter Infrastruktur-Kapazitäten in der Hoffnung aufgebaut, dass sie einmal jenseits von Anwendungsentwicklung und Wartungsarbeiten gebraucht würden. In diesem Jahr werden sich diese Anstrengungen auszahlen. "Im Jahr 2012 wird eine ganze Reihe von Unternehmen, die bisher ihre Infrastruktur ausschließlich US-Anbietern anvertraut haben, zu Offshore-Unternehmen wechseln", meint dazu Steve Martin von Pace Harmon.

In 10 Schritten zur Outsourcing-Strategie
10 Schritte zur Outsourcing-Strategie
Erst Ziele definieren, dann den Ist-Zustand bei Services erheben – die RoI-Berechnung kommt fast zum Schluss. Diese Strategie legt Gartner IT-Chefs nahe.
1. Kontext und Ziele aufsetzen:
Zu definieren sind laut Da Rold neben dem konzeptuellen Outsourcing-Ansatz auch die Prioritäten und Regeln sowie die Prinzipien, die die Strategie und jede folgende Entscheidung und Aktivität treiben. Ferner sollten die spezifischen geschäftlichen und technischen Ziele sowie die Service-Ziele bestimmt werden, ebenso relevante Kriterien für die Erfolgsmessung.
2. Service-Ist-Zustand bewerten:
Kosten und Service-Leistung der bereits gültigen internen und externen Verträge bedürfen einer genauen Überprüfung. Genauer zu betrachten sind laut Gartner außerdem die Enterprise-Architekturen. Es gilt abzuwägen, ob und inwieweit eine Aufrüstung bei der Service-Delivery zum Erreichen der Ziele nötig ist.
3. Die Kapazitäten fürs Service- und Multisourcing-Management messen:
Niveau, Situation und Reifegrad der fürs Multisourcing benötigten Ressourcen sind zu bestimmen. Kontrolliert werden muss außerdem, ob Wissen und Fertigkeiten der Mitarbeiter ausreichen, um die notwendige Menge an Service für Business-, Application- und Infrastruktur-Prozesse zu liefern.
4. Beschränkungen und Chancen evaluieren:
Hier gilt es, nichts zu übersehen. Branchenspezifische und regionale Entwicklungen spielen ebenso eine Rolle wie die konjunkturelle Lage, das regulatorische Umfeld, Compliance-Anforderungen und technologische Fragen. Auch die interne Gemengelage im Unternehmen kann ein wichtiger Faktor sein – etwa die Unternehmenskultur, die Erfahrung mit Change-Prozessen oder die Risiko-Neigung. Auf dieser Grundlage sollten Risikoprofile und ein Rahmen für Risikomanagement entwickelt werden.
5. Lücken analysieren:
Outsourcing plant man, weil zwischen Anforderungen und Zielen einerseits und der aktuellen Situation etwas fehlt. Gartner rät dazu, das Ausmaß der Lücke exakt zu definieren und alle denkbaren alternativen Szenarien zur Schließung der Lücke zu vergleichen.
6. Externe Märkte analysieren:
Als nächster Schritt sollte der Markt für IT-Services genau unter die Lupe genommen werden – mit einem Augenmerk auf Marktdynamiken, die sich verändernde Anbieterlandschaft und Verhaltensmuster von Konkurrenten. „Kosten, Liefermodelle und Angebote wandeln sich radikal“, so Da Rold. Konkret denkt der Analyst dabei etwa an Cloud Computing und Software-as-a-Service (SaaS). Deshalb sollte nur auf Basis einer exakten Marktanalyse darüber entschieden werden, welcher Service zu welchem Zeitpunkt in Anspruch genommen wird.
7. Szenario-Planung durchführen:
Risiken und Potenzial verschiedener Sourcing-Szenarien sollten in dieser Phase gegenüber gestellt werden. Und zwar unter Berücksichtigung der bisher genannten Gesichtspunkte. Als Ergebnis sollte hinterher auf valider Datengrundlage feststehen, welche Kombination aus Anbieter und Outsourcing-Modell am besten zum Unternehmen passt.
8. Risiken analysieren:
Die meisten gängigen Risiken beim Sourcing und bei der Partnerauswahl sollten laut Gartner in einer detaillierten Analyse durchdekliniert werden. „Benutzen Sie Tools und Richtlinien, um Anbieter-Risiken zu gewichten und zu managen“, schreibt Da Rold. „Schneiden Sie dabei die Kriterien zur Risiko-Evaluierung genau auf die Typen von Anbietern und Produkten zu.“
9. Business Case aufstellen:
Die „Total Cost of Sourcing“ (TCS) sind jetzt für alle nicht verworfenen Sourcing-Szenarien zu analysieren – unter Berücksichtigung der finanziellen Implikationen sowie geschäftlicher und qualitativer Fragen. Zu schauen ist dabei auf die Kosten für das interne IT-Outsourcing-Team, für Auswahl und Verhandlung von Projekten sowie für alle Umgestaltungsaspekte. Dabei darf die wahrscheinliche Entwicklung von Workload und Service-Anforderungen nicht vergessen werden. Ist das alles erledigt, kann alles netto berechnet werden – auch der Return on Investment.
10. Aktionsplan festlegen:
Jetzt kann es auf strategisch klarer Basis fast schon losgehen. Es braucht aber noch eine Blaupause für zukünftige Multisourcing-Business-Services. Bestimmt werden muss überdies, welche Deals in welchem Zeitrahmen abgeschlossen werden sollen. Zu definieren sind ferner Veränderungen in der Governance sowie in der Organisation von Outsourcing-Management und -Beziehungen.

7. Viele Account-Manager werden um ihren Job bangen, oder sich ändern

Ein Konflikt zwischen Anbietern und Kunden wird nach Meinung der Analysten eskalieren: Die Kunden seien müde davon, sich immer auf die Kosten zu konzentrieren, anstatt auf ihre eigentlichen Bedürfnisse, meint Phil Fersht von HfS Research. Die Anbieter müssten so darauf reagieren, dass sie das Beziehungsmanagement vor das Verkaufsmanagement setzten. Sonst werde es für viele Account Manager heißen: Tschüss, Verkäufer!

8. Backsourcing: Mehr Worte als Taten

Foto: Nmedia, Fotolia.de

Die Outsourcing-Kunden werden sich also auch in diesem Jahr über ihre Beziehungen zum Dienstleister beschweren - und sich dann doch dagegen entscheiden, die Wartung der IT wieder selber zu machen. "Unternehmen werden das evaluieren und sogar damit beginnen, den Umzug zurück ins Haus zu planen. Aber am Ende werden diese Pläne alle in der Ablage landen", ist sich Pace Harmon's Steve Martin sicher. Die Rückgewinnung der Kontrolle und die Verbesserung der IT-Services scheinen noch attraktiv zu sein. Aber die Herausforderungen für den Aufbau eigener Rechenzentren und Helpdesks sowie die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern wirke letztendlich aber doch abschreckend.

9. IT-Outsourcer entwickeln neue Vertriebsmodelle

Der Preisdruck wird sich weiter negativ auf die Margen der Anbieter auswirken. Daher werden die Anbieter innovative - und riskante - Modelle entwickeln, schätzt die Everest-Group. Dazu würden Joint Ventures einschließlich kundenspezifischer Innovations-Labore und Kompetenzzentren zählen, so die Everest Group.

Outsorcing-Trends 2012 - Teil III

10. Anwendungsentwicklung kehrt zurück

Foto: Imageteam, Fotolia.de

Finanzdienstleiter und andere Brachen haben in den vergangenen zehn Jahren die Pflege ihrer Programm-Codes gerne Offshore-Providern überlassen. Das wird sich 2012 ändern. "Es wird einen Rückzug der Applikationswartung aus dem Offshore-Bereich geben", meint dazu Michael Engel von HfS Research. Nicht nur große Finanzdienstleister würden erkennen, dass es billiger ist, die Wartung im eigenen Land erledigen zu lassen.

11. IT-Sicherheit gelangt ins Zentrum der Aufmerksamkeit

Irgendwann in diesem Jahr wird ein großer IT-Dienstleister durch einen öffentlich gemachten Hack der Kundensysteme gedemütigt werden", sagt Ruckman von Sanda Partners voraus. "2012 wird daher das Jahr der IT-Sicherheit sein, in dem Outsourcing-Anbieter nach neuen Wegen suchen müssen, um ihre und die Daten ihrer Kunden zu beschützen."

Die schlimmsten Cloud-Ausfälle
Die schlimmsten Cloud-Ausfälle
Unsere Kollegen von der InfoWorld haben die zehn schlimmsten Cloud Katastrophen zusammengetragen, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen
Sidekick
Die Besonderheit des Sidekick-Dienstes: Persönliche Daten, Adressen oder Kalendereinträge, können direkt in einer Cloud gesichert werden. So sollen alle Daten auch bei Geräteverlust schnell wiederhergestellt werden. Das versprach zumindest die Werbung. Doch gerade dieser Cloud Service hatte im Herbst 2009 einen Ausfall. Als Folge konnten alle Nutzer eine Woche lang nicht mehr auf Kontakte, Termine und andere Daten zugreifen, die auf Servern gespeichert waren, welche von Microsoft betrieben wurden. Schlimmer noch, es waren nicht einmal Backups angelegt worden. Somit gingen alle persönlichen Daten für immer verloren, sofern sie der Nutzer nicht zusätzlich lokal gesichert hatte.
Googlemail
Googlemail ist mittlerweile auch für Geschäftskunden eine lohnende Alternative zu Microsoft Exchange. Aber auch dieser Cloud-Dienst ist vor Ausfällen nicht gefeit. Eine besonders schlimmer Software-Bug sorgte dafür das rund 150000 Google-Kunden auf leere Posteingänge blickten. Alle Nachrichten, Ordner oder Notizen waren weg. Dank einer Reihe von Sicherungen konnte Google zwar alle Daten wiederherstellen, aber nichtsdestotrotz hatten Anwender tagelang keinen Zugriff auf ihre E-Mails.
Hotmail
Googlemail ist jedoch nicht der einzige Mail-Dienst mit Ausfällen. Auch Microsofts Hotmail hatte, neben einem Phishing-Angriff, bei dem zehntausend Hotmail-Konten ausgespäht wurden, mit leeren Postfächern zu kämpfen. Ein Script sollte eigentlich nur überflüssige Dummy-Accounts löschen. Leider wurden von diesem Skript auch 17 000 real existierende Accounts gelöscht. Aber auch in diesen Fall wurden alle Daten wiederhergestellt, auch wenn einige Nutzer bis zu sechs Tage auf ihre Neujahrswünsche warten mussten.
Intuit
2010 hatte Intuit mit seinen Cloud-Services wie TurboTax, Quicken oder Quickbooks zwei Ausfälle innerhalb eines Monats. Vor allem eine Störung über 36 Stunden im Juni verärgerte die Kunden. Ein Stromausfall hatte die Systeme inklusive Backups lahmgelegt – leider erlitt Intuit wenige Wochen später einen weiteren Stromausfall.
Microsofts BPOSS
Es ist nicht einfach produktiv zu arbeiten, wenn die als SaaS eingebundene Arbeitsumgebung nicht mehr erreichbar ist. Am 10. Mai stocke die Microsoft Business Productivity Online Standard Suite. So gingen E-Mails erst mit neun Stunden Verzögerung ein. Die Störung wurde zwar schnell behoben, trat aber zwei Tage später wieder auf. Noch dazu hatten einige Nutzer nicht einmal mehr die Möglichkeit sich in Outlook einzuloggen.
Salesforce.com
Eine Stunde Ausfall klingt nicht nach viel. Wenn aber ein Dienst nicht mehr erreichbar ist, über den zehntausend Firmen ihren Kundendienst laufen lassen, können 60 Minuten sehr lange sein. Der Rechenzentrumsausfall von Salesforce.com im Januar brachte einige wütende Kunden hervor.
Terremark
Der Cloud-Anbieter Terremark, der kürzlich für einige Milliarden US-Dollar von Verizon gekauft wurde, geriet Anfang 2010 wegen einer Störung in die Schlagzeilen. Am 17. März kam es zu einem Ausfall in einem Rechenzentrum in Miami. In Folge kollabierte der vCloud Express-Service und auf sämtliche Daten konnte sieben Stunden lang nicht mehr zugegriffen werden.
PayPal
Paypal ist ein großer Anbieter im Bereich E-Payment, somit hat ein Ausfall potentiell dramatische wirtschaftliche Folgen. Ein Hardware-Problem legt im Sommer 2009 den Bezahldienst für eine Stunde lang lahm. Keine schöne Erfahrung für Händler wie Kunden, die ihre Waren online ein- und verkaufen wollten.
Rackspace
Ende 2009 musste Rackspace drei Millionen Dollar an seine Kunden zurückzahlen. Der Betreiber hatte mit mehreren technischen Problemen zu kämpfen und die gehosteten Websites gingen dabei jedes Mal offline. Für die Kunden wie Justin Timberlake oder TechCrunch eine kostenintensiver Ausfall. Heute achtet Rackspace nicht nur darauf, solche Ausfälle zu vermeiden, sie informieren die Kunden auch, dass manche Ausfälle unvermeidlich sind.

12. Global agierende Unternehmen suchen Support außerhalb von Indien

Mehr und mehr große Unternehmen werden ihren Back-Office-Support auf mehrere Schultern verteilen. Dabei geht es nicht nur darum Geld zu sparen. Globale Unternehmen mit mehreren Standorten wollen vielmehr lokales Wissen und Sprachen nutzen, um ihre Offshore-Aktivitäten in Ländern wie Brasilien, Mexiko, Südafrika oder Bulgarien abzusichern, so Fersht von HfS Research. Indien werde deswegen aber diese Geschäfte nicht verlieren, meint der Analyst, sondern "nur" mit langsamerem Wachstum umgehen müssen.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO und CIO.com. (mhr)