Wie sich SOA-Projekte rechnen

16.02.2006
Von 
Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Kosten und Nutzen einer Service-orientierten Architektur (SOA) lassen sich nur langfristig gegenüberstellen.

Die beeindruckendste Zahl in Sachen SOA hat das US-amerikanische Marktforschungshaus Aberdeen Research ausgerechnet: 53 Milliarden Dollar. So viel könnten die 2000 weltgrößten Firmen in den nächsten fünf Jahren sparen, wenn sie mit Hilfe von SOA Softwareeinführungskosten reduzierten. Dabei seien weitergehende Vorteile, die sich aus einer verbesserten Reaktionsfähigkeit der Unternehmen ergäben, noch gar nicht berücksichtigt.

Hier lesen Sie …

  • welche Einsparpotenziale SOA bietet;

  • warum Kosten-Nutzen-Vergleiche so schwierig sind;

  • wie Großunternehmen damit umgehen;

  • was Experten empfehlen.

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Als Argumentationshilfe für SOA-Projekte dürfte diese Einschätzung CIOs nur bedingt weiterhelfen. Konkrete Beispiele für Kosten-Nutzen-Betrachtungen sind selten und meistens unvollständig. So gibt etwa der schottische Versicherungskonzern Standard Life an, rund 500 Spezialisten in drei SOA-Implementierungsteams zu beschäftigen. Weil einmal erstellte Funktionen mehrfach genutzt würden, habe man in den vergangenen drei Jahren mehr als 2,8 Millionen Pfund an Entwicklungskosten gespart, sagt IT-Manager Derek Ireland. Welche Kosten die SOA-Infrastruktur verursacht hat, verrät er nicht. In einem Servicekatalog führe Standard Life rund 300 Komponenten, mehr als die Hälfte davon sei mindestens einmal wiederverwendet worden.

Auch Alex Röder, CIO beim Mobilfunkanbieter O2, lässt sich nur ungern in die Karten schauen. In einem groß angelegten SOA-Projekt mustert das Unternehmen Altanwendungen aus, die teilweise nicht mehr vom Hersteller gewartet werden. "Der Business Case rechnet sich", sagt Röder, ohne genaue Zahlen zu nennen. So beschleunige sich die Einführung neuer Produkte, der IT-Betrieb werde effektiver und damit auch billiger.

Wenn Unternehmen mehrfach verwendbare Funktionen über Services bereitstellten, gewönnen sie Entwicklungskapazitäten, argumentiert Martin Eldracher, Leiter IT-Beratung beim Münchner Softwarehaus sd&m. Einen messbaren Erfolgsnachweis lieferten beispielsweise geringere Wartungs- und Entwicklungskosten. Eldracher belegt diese Aussagen anhand von anonymisierten Kundenbeispielen. In einem Fall lag das durch SOA erreichbare Einsparpotenzial gegenüber einem Legacy-System bei 2,7 Millionen Schweizer Franken in einem Zeitraum von drei Jahren.