120 Dollar pro falsch abgelegtem Dokument

Dokumentensuche kommt Unternehmen teuer

09.02.2009
Die Kosten nicht ausreichend gemanagter Print-Dokumente übersteigen so manches Konjunkturprogramm

Sie kennen das! Wenn man ihnen als Raucher vorrechnet, wie viel Sie im Jahr sparen würden, wenn Sie aufhörten ihre durchschnittlich 20 Zigaretten am Tag zu rauchen. Das wären beim heutigen Zigarettenkurs rund 5 Euro pro Tag,macht pro Jahr ein ganz nettes Sümmchen von 1825 Euro. Nehmen wir weiter an, dass in Deutschland noch etwa zehn weitere Prozent der Bevölkerung so starke Raucher sind wie Sie. Wenn die ebenfalls aufhörten, beliefe sich die Summe schon auf 1,4 Milliarden Euro, was wiederum schon drei Prozent des gerade aufgelegten Konjunkturprogramms wären. Aber da Sie und die anderen Raucher ja nicht aufhören zu quarzen, brauchen wir da nicht weiter zu rechnen. Das Exempel macht nur deutlich, was für volkswirtschaftliche Effekte Beträge erzielen, die einem persönlich gering erscheinen, aber von vielen geleistet werden.

Ein viel besseres Beispiel für solche Skaleneffekte - weil es nichts mit Sucht zu tun hat, sondern mit abstellbaren Fehlern - ist der Schaden, den falsch abgelegte Dokumente anrichten. John Mancini, President der Association for Information and Image Management (AIIM) hat das vorgerechnet. Obwohl er dabei sicher ein gerüttelt Maß an Eigeninteresse gehabt haben muss, ist die Rechnung interessant.

Christoph Witte, Herausgeber COMPUTERWOCHE
Christoph Witte, Herausgeber COMPUTERWOCHE
Foto: Christoph Witte

Seinen Angaben zufolge haben amerikanische Unternehmen inzwischen vier Billionen gedruckte Dokumente angesammelt. Wohlgemerkt, da sind keine E-Mails, Instant Messaging oder irgendwo abgelegte Word-Dokumente mitgezählt, nur Gedrucktes. Pro US-Unternehmen - etwa 28,6 Millionen sind das gut 139.860 Dokumente. Drei Prozent davon - also durchschnittlich etwa 4195 - werden falsch abgelegt und das Wiederfinden koste rund 120 Dollar pro Dokument erklärt Mancini, der bestimmt auch das genau ausgerechnet hat. Folgt man dieser Rechnung, existieren in den USA rund 12 Milliarden verbummelte Dokumente, deren erneute Entdeckung rund 1,4 Billionen Dollar kostet. Das ist knapp doppelt so viel wie das amerikanische Konjunkturprogramm, das gerade von Barak Obama durch den Kongress gepeitscht worden ist.

Nimmt man für Deutschland die gleiche Zahl von marodierenden Dokumenten pro Unternehmen an, kommt man auch hierzulande auf vermeidbare Ausgaben in Höhe von 171 Milliarden Dollar (4195 Dokumente bei rund 3,4 Millionen Unternehmen) . Selbst bei einem Kurs von 76 Euro Cent pro Dollar sind das immer noch knapp 130 Milliarden Euro, also fast das Dreifache des hiesigen Konjunkturpaketes.

Jetzt fragt sich nur, was leichter ist: Sich das Rauchen abzugewöhnen oder Dokumente, vielleicht unter Investment in die richtige Software, richtig abzulegen und auffindbar zu machen. Ein ist jetzt schon sicher: Dokumente richtig zu managen lohnt sich ungleich mehr.

Weitere Analysen und Meinungsbeiträge finde sie im Blog des Autors unter www.wittes-welt.eu.