Sarbanes-Oxley behindert Softwareabschlüsse

27.07.2004
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.
Vom Sarbanes-Oxley-Act erhoft sich die Softwarebranche steigende Einnahmen. Einem Bericht von Piper Jaffray zufolge bewirken die neuen Bilanzierungs-, Prüfungs- und Haftungsregeln jedoch erst einmal das Gegenteil. Firmen bleibt schlicht keine Zeit für Softwareanschaffungen.
Die Umsetzung neuer Richtlinien zur Förderung der Transparenz an den Kapitalmärkten kostet US-Firmen Zeit und Geld. (Foto: Joachim Wendler)
Die Umsetzung neuer Richtlinien zur Förderung der Transparenz an den Kapitalmärkten kostet US-Firmen Zeit und Geld. (Foto: Joachim Wendler)

Die Umsatz- und Gewinnwarnungen von US-amerikanischen Softwareanbietern wie Veritas, Siebel und BMC in den vergangenen Wochen sind nach Ansicht der Investment-Bank Piper Jaffray kein Anzeichen dafür, dass es mit der Branche wieder abwärts geht. Einer der Hauptgründe für die derzeitige Marktschwäche liege vielmehr in der Umsetzung der neuen Bilanzierungsrichtlinien nach dem Sarbanes-Oxley-Act (SOA), der vor zwei Jahren vom US-Kongress als Reaktion auf die zahlreichen Finanzskandale und Pleiten verabschiedet worden war und von dem im Hinblick auf die Anpassung der internen Prozesse eigentlich ein Anstieg der Softwareinvestitionen erwartet wird. Dem ist allerdings nicht so.

Nach zahlreichen Gesprächen mit CFOs (Chief Financial Officers) und CEOs (Chief Executive Officers) kommt David Rudow, Analyst und Autor des Piper-Jaffray-Berichts, zu dem Schluss, dass die neuen Compliance-Richtlinien mitverantwortlich für die Umsatzeinbußen im zweiten Quartal waren. Gerade gegen Quartalsende seien die Führungskräfte so mit Dokumentationen und dem Testen ihrer überarbeiteten IT-Systeme beschäftigt gewesen, um die Vorschriften zu erfüllen, dass sie - ähnlich wie bei der Vorbereitung für die Jahr-2000-Umstellung - für die Verhandlung und Freigabe umfangreicher Softwareabschlüsse oft keine Zeit beziehungsweise kein Budget mehr hatten.

Aufwändig ist vor allem die Umsetzung von Abschnitt 404 des SOA, der US-amerikanischen Firmen ein umfangreiches internes Kontrollsystem vorschreibt, das die korrekte Rechnungslegung gewährleisten soll. Das Management muss die Wirksamkeit dieser Kontrollen jährlich bewerten sowie mit Dokumentationen belegen. "Die Finanzchefs, die größere Verträge absegnen müssen, stehen unter enormem Druck, und da ist es kein Wunder, wenn solche Deals nicht zustande kommen", so Rudow.

Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der Analyst geht davon aus, dass sich der entsprechende Investitionsstau demnächst auflöse. Grundsätzlich verbessere sich das Investitionsklima allmählich. "Und wenn die Bilanzierungssysteme erst einmal SOA-konform sind, haben die Firmen wieder Geld und Zeit für neue Projekte", so Rudow. Dann werde sich die allgemeine Vorhersage, dass die neuen Compliance-Richtlinien einen Anstieg der Ausgaben für Software-Updates zur Folge haben, erfüllen. Damit ist seiner Einschätzung nach allerdings erst im vierten Quartal zu rechnen, da viele Unternehmen das dritte Quartal noch für Dokumentationen und Testing bräuchten. In den kommenden Jahren werde sich die Anpassung an die neuen Richtlinien aber nicht mehr so mühsam gestalten, da die CFOs dann mit der Prozedur vertraut seien.