Markt für Business Intelligence

Informationen, Daten, Fakten verzweifelt gesucht

13.10.2010
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

BI-Markt konsolidiert sich

Angesichts der wachsenden Herausforderungen sowie der neuen technischen Entwicklungen bauen vor allem die großen Softwareanbieter ihr BI-Portfolio kontinuierlich aus. Vor allem IBM hat sich hier in den vergangenen Jahren profiliert. Eigenen Angaben zufolge hat der Konzern für rund 11 Milliarden Dollar andere Softwarefirmen aufgekauft, zuletzt Coremetrics, einen Spezialisten für Web-Analysen, und im vergangenen Jahr SPSS, einen Anbieter für Predictive-Analytics-Lösungen.

Insgesamt hat sich die Herstellerlandschaft im weltweiten BI-Sektor in den vergangenen Jahren stark konsolidiert. Anbieter wie Cognos (IBM), Hyperion (Oracle) und Business Objects (SAP) sind durch Übernahmen vom Markt verschwunden. Bereits heute verbuchen die IT-Titanen im Softwaresektor rund zwei Drittel des weltweiten BI-Geschäfts auf ihren Konten - vor der Konsolidierungswelle kamen sie auf einen Anteil von etwa einem Drittel. Nach Einschätzung von Gartner-Analyst Sommer wird der Anteil der "Megavendors" bis 2014 auf 75 Prozent des globalen BI-Marktes anwachsen.

Komplettanbieter offerieren ihren Kunden integrierte Software-Stacks aus Infrastruktur, Anwendungen und Tools, die von Haus aus BI-Funktionen enthalten. Gerade weil Analysewerkzeuge eng mit anderen Business-Systemen beispielsweise Enterprise Resource Planning (ERP) und Customer Relationship Management (CRM) verzahnt werden müssen, ist der Integrationsaufwand in aller Regel hoch. Vorkonfigurierte Pakete verringern die Integrationslast und stehen daher bei vielen Anwenderunternehmen hoch im Kurs.

Dennoch halten sich nach wie vor viele kleinere Spezialanbieter im Markt, die sich vor allem durch ihr technisches Know-how ein gutes Standing bei ihren Kunden erarbeitet haben. Mit Entwicklungen beispielsweise rund um schnelle In-Memory-Techniken und ansprechende Visualisierungswerkzeuge sowie Strategien für eine verbesserte Usability und zügige Implementierung von BI-Tools versuchen sich gerade die Spezialisten im hart umkämpften Markt zu halten. Zugleich gehören Firmen wie Micro Strategy, Qliktech, SAS und Tibco damit zu den technischen Trendsettern, deren Entwicklungen auch die Großen der Branche auf Trab halten, wollen sich nicht ins Hintertreffen geraten.

Allerdings werden die kleineren BI-Anbieter nach Nischen im Markt suchen und diese verteidigen müssen, um dem größer werdenden Druck der Softwarekonzerne standzuhalten. Chancen bieten sich laut Gartner genug, beispielsweise in den Bereichen Open-Source-BI und Software-as-a-Service-Modelle. Gerade in diesen Segmenten zeigen die Großen kaum Ambitionen, eigene Angebote zu platzieren. Im Vergleich zum herkömmlichen Lizenz-Wartungsgeschäft gibt es hier weniger zu holen. Das macht Open Source und SaaS jedoch nicht zwangsläufig uninteressant. Gartner geht davon aus, dass beide Bereiche ihre Anteile am weltweiten BI-Geschäft in den kommenden Jahren steigern können.

BI verspricht gute Geschäfte

Die Anwenderunternehmen brauchen größere Transparenz über ihre Kosten und Märkte, sagt Barc-Geschäftsführer Carsten Bange
Die Anwenderunternehmen brauchen größere Transparenz über ihre Kosten und Märkte, sagt Barc-Geschäftsführer Carsten Bange

Insgesamt versprechen BI-Lösungen den Herstellern auch in den kommenden Jahren gute Geschäfte. Die Anwenderunternehmen seien mehr denn je darauf angewiesen, eine größere Transparenz über ihre Kosten und Märkte zu bekommen, beobachtet Barc-Geschäftsführer Carsten Bange. Veränderungen passierten immer schneller und Geschäftsentwicklungen ließen sich immer schlechter vorhersehen. Anwender benötigten daher immer ausgefeiltere BI-Werkzeuge, so der BI-Spezialist. Im laufenden Jahr sollen die hiesigen BI-Umsätze um weitere zehn bis 15 Prozent zulegen. Für 2011 rechnen die Barc-Analysten damit, dass der deutsche BI-Markt die Schallmauer von einer Milliarde Euro Volumen durchbricht.

Der deutsche BI-Markt

Gartner zufolge lag SAP im deutschen BI-Markt mit einem Anteil von 41,1 Prozent auch 2009 deutlich in Front. Allerdings verloren die Walldorfer leicht. Ein Jahr zuvor kam der größte deutsche Softwareproduzent noch auf 42,7 Prozent. Auch der Zweitplatzierte SAS Institute büßte Marktanteile ein - von 14,8 (2008) auf 13,0 Prozent (2009), behielt aber die zweite Position. Der Drittplatzierte aus dem vergangenen Jahr Oracle verlor ebenfalls - von 5,9 auf 4,7 Prozent - und rutschte auf Platz fünf ab. IBM, deren Marktanteil von 8,4 auf 10,1 Prozent stieg, zog vorbei und sichert sich Rang drei, vor Microsoft, das leicht von 6,1 auf 6,4 Prozent Marktanteil zulegte. Viele kleinere Anbieter in der zweiten Hälfte der To Ten konnten sich ebenfalls steigern, beispielsweise Qliktech von 2,0 auf 2,8 Prozent, was für platz sechs reichte. Neu im Ranking platzierten sich Tonbeller, mit 1,7 Prozent auf Rang acht, und Corporate Planning, mit 1,4 Prozent auf Platz zehn. Bei Anbietern wie Infor (2,4 Prozent auf Platz sieben) und MicroStrategy (1,6 Prozent und Rang neun) änderte sich im Jahresvergleich fast nichts.