Interview mit Barney Finucane

BI-Zukunft liegt nicht in SaaS

20.04.2009
Von 
Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Anzeige  Zunächst schien die Krise Software-as-a-Service (SaaS) im Bereich Business Intelligence (BI) einen deutlichen Schub zu geben. Dann jedoch dämpften Analysten die Euphorie. Ein Gespräch mit Barney Finucane, Analyst beim Business Application Research Center (BARC), über den vermeintlichen Trend zur Leihsoftware.
Barney Finucane ist Analyst beim Business Application Research Center (BARC).
Barney Finucane ist Analyst beim Business Application Research Center (BARC).

Derzeit ist eine Menge von einem Trend zu BI-Anwendungen auf SaaS-Basis zu hören. Sehen Sie ebenfalls eine derartige Entwicklung?

Barney Finucane: Es ist auf jeden Fall so, dass eine Diskussion hierüber entstanden ist. Sie kommt aber nicht unbedingt direkt aus dem BI-Markt. Meines Erachtens spielt SaaS auf dem Markt keine große Rolle. Bei BI-Projekten macht ja beispielsweise die Datenintegration zwei Drittel des Aufwandes aus. Wenn eine Wende kommt, dann eher in diesem Bereich.

Denken Sie denn, dass die BI-Zukunft in SaaS liegt?

Barney Finucane: Auch das nicht. Ich kann so recht keinen Vorteil erkennen, weil die bestehenden BI-Applikation auch derzeit schon in aller Regel Web-basiert sind. Ich halte es für durchaus möglich, dass sich SaaS-Anbieter auf dem BI-Markt behaupten. Aber das passiert, wenn ihre Produkte auf die Bedürfnisse der Anwender zugeschnitten und deshalb Erfolg versprechend sind. Der Vertriebsweg dürfte da nicht entscheidend sein.

Wie entstand dann der Eindruck, dass SaaS-Angebote auf dem BI-Markt stark im Kommen seien?

Barney Finucane: Der Eindruck ist falsch. Es gibt einige wenige BI-Anbieter, die das Thema in letzter Zeit platziert haben. Diese sind aber eindeutig in der Minderheit.

Könnte es nicht sein, dass Unternehmen auf SaaS zurückgreifen, um Kosten zu senken? Als Heilmittel in der Krise sozusagen?

Barney Finucane: Ich denke nicht, dass es da ein großes Spar-Potenzial gibt. Bei BI-Projekten hängt ein Großteil der Ausgaben zum einen an den Fixkosten der Anbieter, zum anderen an den Projektumwandlungskosten. Da ist mit Leihsoftware kaum etwas einzusparen. Sicherlich lassen sich durch SaaS die Server-Kosten senken. Aber das ist dann eine IT-Frage und keine BI-Frage. Die Unternehmen entscheiden das also grundsätzlich für ihre gesamte IT. Die BI dürfte da eher ein hemmender Faktor sein, weil sensible Daten ungern nach draußen geschickt werden.

Sind die bestehenden SaaS-Produkte denn von ihren Sicherheitsstandards her verlässlich?

Barney Finucane: Das lässt sich pauschal schwer beantworten, spielt in der Praxis aber auch nicht die entscheidende Rolle. Denn unabhängig davon ist bei den großen Unternehmen schlichtweg eine große Zurückhaltung da. Man hat ja bei Google.Search gesehen, dass die Firmen sehr vorsichtig mit ihren Daten umgehen. Ganz klar handelt es sich hier um eine Frage des Vertrauens, und das braucht Zeit zu wachsen.

Aber könnte SaaS nicht wenigstens für Mittelständler eine attraktive BI-Option sein?

Barney Finucane: Ja, vielleicht. Für Unternehmen, die alleine komplexe IT-Aufgaben nur schwer schultern können, könnte das ein Ausweg sein. Allerdings müssten die SaaS-Anbieter dazu ihre Kunden erst einmal vom Mehrwert ihres Produktes im Vergleich zu anderen BI-Produkten überzeugen.

Auch wenn SaaS nicht der große BI-Krisen-Trend ist: Offenbar straffen die Firmen ihr BI-Budget kaum, obwohl sie an der IT insgesamt sparen müssen. Können Sie erklären, warum?

Barney Finucane: Weil BI den Überblick darüber liefert, wo das Geld hingeht. BI ist die Methode, bei Problemen eine Lösung zu finden. Deshalb bleibt dieser Ausgabenposten relativ unangetastet.