Entwicklung

Agiles V-Modell - ein Widerspruch?

01.09.2011
Von Ingo Kriescher und Josef Markgraf
Die agile Entwicklung (Agile Development) und das V-Modell XT gelten unter Kosten- und Qualitätsaspekten jeweils als effiziente Wege der Softwareerstellung. Die Frage liegt nahe, ob und wo sich beide Vorgehensweisen kombinieren lassen.

Angesichts sinkender IT-Budgets steht die Softwareentwicklung auf dem Prüfstand. Diverse Studien unter anderem von Gartner zeigen auf, dass 80 Prozent der IT-Budgets für Wartung ausgegeben und lediglich 20 Prozent in wettbewerbsdifferenzierende Lösungen investiert werden. Dabei sind laut Chaos Report der Standish Group nur 32 Prozent der Projekte erfolgreich (termingerecht, budgetgerecht, volle Funktionalität), 44 Prozent sind mit Problemen (Verspätung, Budgetüberschreibung und/oder Fehlen versprochener Funktionalität) behaftet, und 24 Prozent schlagen fehl.

Einige Anwender sehen ihr Heil in Standardsoftware, oft zu Lasten der Differenzierung von der Konkurrenz und auch des Budgets, wenn man dann doch nicht beim vermeintlichen Standard bleiben kann. Als Alternative zu ausufernden IT-Entwicklungsbudgets, vor allem für die Innovation und Entwicklung von Produkten und Verfahren, sehen sich Anbieter agiler und iterativer Verfahren (Agile Development) - und das in Deutschland, dem Land der Erfinder des V-Modells, das durch das V-Modell XT ein Revival erlebt.

Die Diskussion über agile Entwicklung versus V-Modell wird dabei oft emotional geführt, vielfach auch aus Unwissenheit. Einerseits vergleicht diese Debatte unter Umständen Äpfel mit Birnen, da es das eine agile Vorgehensmodell nicht gibt. Bei Agilität handelt es sich vielmehr um ein Wertesystem, eine Projektkultur und um eine Familie von Vorgehensmodellen, deren Werte und Prinzipien im Manifesto for Agile Software Development niedergeschrieben sind.

Agile Vorgehensmodelle
Agile Vorgehensmodelle

Andererseits lässt sich eine Gegenüberstellung vertreten, da auch das V-Modell XT ein "Baukasten" ist, der für jeden Projektkontext ein entsprechendes "Tailoring" benötigt und einen Leitfaden darstellt. Diese Flexibilität ermöglicht in einem innovativen und mutigen Umfeld eine erfolgversprechende Verknüpfung der beiden Vorgehensarten. Geschickt kombiniert, können sich die beiden mitunter konträren Ansätze ergänzen, so dass sich knappe Budgets effizienter nutzen lassen. Gerade bei komplexen, schwer beschreibbaren Aufgaben und in einem entsprechenden organisatorischen Umfeld kann die Kombination eine Lösung erst ermöglichen.