Software-Qualitäts-Management

Software-Testing - Vom Kostenfaktor zum Erfolgsgaranten

15.05.2008
Von Rudolf van Megen
Die Software-Qualitätssicherung, bislang eher als notwendiges Übel eingestuft, ist auf dem Weg zu industriellen Standards. Unternehmen erkennen allmählich die mit durchgängigen Testprozessen mögliche Wertschöpfung.

Hunderte von gestrichenen Flügen und Passagiere, die tage- bis wochenlang auf ihre Koffer warten müssen: Schlechter hätte jüngst der Start des neuen Terminals am Londoner Großflughafen Heathrow kaum verlaufen können. Die Ursache lag - nicht nur, aber maßgeblich - in einer Fehlfunktion der Software. Doch lassen sich solche Pannen überhaupt grundsätzlich vermeiden?

Die Notwendigkeit und der Nutzen eines eigenständigen, unabhängigen und systematischen Software-Qualitäts-Managements (QM) haben sich in der IT-Wirtschaft noch nicht überall herumgesprochen.

In Fällen wie dem in Heathrow reicht es nicht aus, das eine oder andere System mehr oder weniger intensiv zu testen. Zusätzlich muss die Gesamtlage des Projekts fortlaufend überwacht werden. Diese muss den Verantwortlichen jederzeit ungeschönt präsent sein, damit sie eigene Schlussfolgerungen ziehen können: Etwa ob die Inbetriebnahme wie geplant erfolgen kann oder ob ein Termin verschoben werden muss. Dazu benötigt ein Entwicklungsprojekt ein unabhängig aufgestelltes Qualitäts-Management, das vor Problemfeldern die Augen nicht verschließt und, falls notwendig, auch einmal "rot" und nicht so lange wie möglich "gelb" meldet.

Das Beispiel aus London könnte auch stellvertretend für die Situation im deutschsprachigen Raum stehen. Erst jüngst förderte eine Studie der Analysten von PAC (Pierre Audoin Consultants) ein widersprüchliches Bild des Softwaretestens zutage. Einerseits sprechen in Deutschland, Österreich und der Schweiz 56 Prozent der Befragten davon, dass Testen eine entscheidende Investition ins Produkt sei, die Wirtschaftlichkeit der Softwareproduktion verbessere, oder dass Testwerkzeuge einen echten Mehrwert für Unternehmen bringen. Andererseits herrschte jedoch oft Ratlosigkeit, als sich die Analysten nach dem konkreten Status des Softwaretestens erkundigen wollten. So wissen 46 Prozent der befragten Management- und Fachspezialisten zum Beispiel nicht, welcher Anteil ihres IT-Personals als Vollzeittester arbeitet. 39 Prozent können nicht beziffern, wie viel von ihren IT-Budgets in Qualitätssicherung (QS) und Qualitäts-Management (QM) fließt.