Hauptversammlung

SAP verteidigt Strategie im Rechtsstreit mit Oracle

25.05.2011
Rechtsstreitigkeiten in den USA haben SAP massiven Ärger mit den Aktionären eingebrockt.

Die SAP-Führung verteidigt ihr Verhalten und zeigt sich kämpferisch. Von Aufsichtsratschef und SAP-Mitbegründer Hasso Plattner kommt Rückendeckung.

Bill McDermott, Co-CEO SAP AG
Bill McDermott, Co-CEO SAP AG
Foto: SAP AG

SAP hat nach herber Kritik von Aktionären seine Strategie im milliardenschweren Rechtsstreit mit dem Erzrivalen Oracle verteidigt. Europas größter Softwarehersteller soll wegen Datendiebstahls bei Oracle 1,3 Milliarden US-Dollar (rund eine Milliarde Euro) zahlen. "Ein Jury-Urteil vorherzusagen ist immer schwierig - selbst für Fachleute", sagte SAP-Co-Chef Bill McDermott am Mittwoch in Mannheim auf der Hauptversammlung. Aktionärsschützer warfen dem Management eine "eklatante Fehleinschätzung" vor. Aufsichtsratschef und SAP-Mitbegründer Hasso Plattner nahm die Führungsriege in Schutz.

SAP hatte erst im Schlussquartal 2010 wegen des Rechtsstreits die Rückstellungen massiv auf 981 Millionen Euro erhöht. "Obgleich wir in einigen Aspekten das Risiko begrenzen konnten, wurden wir durch einen im Ergebnis nur schwer nachvollziehbaren Jury-Spruch enttäuscht", sagte McDermott. Der Vorstand habe unter den damaligen Voraussetzungen die moderaten Rückstellungen für gerechtfertigt gehalten - "und tut das rückblickend immer noch".

Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte, SAP habe das Risiko einer milliardenschweren Entschädigungszahlung lange nicht ernst genug genommen. Diese Einschätzung habe "voll daneben" gelegen. Die Aktionärsschützer verlangten deshalb, die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu vertagen. "Wozu haben sie eigentlich Rechtsberater in den USA", fragte Benner-Heinacher. "Wer ist für diese eklatante Fehleinschätzung verantwortlich?"

Eine vom Aufsichtsrat angestoßene und derzeit noch laufende Untersuchung bei SAP soll Licht in den Fall bringen. Bisher sei kein Fehlverhalten des Vorstandes festgestellt worden, sagte Aufsichtsratschef Plattner. Die Untersuchung soll in einigen Monaten abgeschlossen sein.

Dass die Mitarbeiter der mittlerweile geschlossenen US-Tochter TomorrowNow Daten geklaut hatten, hat SAP zugegeben und die Verantwortung dafür übernommen. "Wir haben uns für diesen Weg entschieden, um den Rechtsstreit auf die Schadensfrage zu beschränken, wovon wir uns einen niedrigeren Schadensersatz erhofften", sagte McDermott.

Ganz geschlagen geben will SAP sich aber noch nicht: Das Unternehmen versucht, die Zahlung auf höchstens 408 Millionen Dollar zu drücken. Alternativ strebt SAP ein komplett neues Verfahren an. "Das Gericht hat für den 13. Juli eine Anhörung zu den Anträgen beider Parteien anberaumt", sagte McDermott.

Wehren will sich SAP auch in einem anderen Rechtsstreit in den USA. Eine texanische Jury hatte verlangt, gegen SAP eine Strafe von 345 Millionen Dollar wegen der Verletzung eines Patents der US-Firma Versata zu verhängen. "Wir werden beantragen, dass der Richter die Entscheidung der Jury aufhebt und auch sonst alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen", sagte SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe. Das Verfahren zieht sich bereits seit 2007 hin. (dpa/tc)