IT-Orakel

Das erwarten die Analysten für 2010 - Part 1

30.12.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Was macht Oracle mit Suns Hardware?

Frage: Wird Oracle Suns Hardwaregeschäft behalten, wenn die Übernahme endgültig von den Kartellbehörden genehmigt ist?

Foto: PAC

Stephan Kaiser (PAC): Wir glauben ja. Die konsequente Diversifikation des Oracle-Geschäftsmodells wird zwar mit dem Hardwaregeschäft um eine vermeintlich unrentable Sparte erweitert, aber nur wenn man das Hardwaregeschäft isoliert betrachtet. Oracle geht es darum, zum Komplettanbieter für paketierte Lösungen aus Hard- und Software zu werden, um langfristig auch mit Unternehmen wie HP und IBM bei IT-Infrastrukturen und im Rechenzentrum des Kunden auf Augenhöhe zu agieren. Dazu können Synergien, die bei einer Hard- und Softwareentwicklung aus einer Hand gewonnen werden, einen hilfreichen Beitrag leisten.

Foto: Forrester

Peter O'Neill (Forrester): Oracle hat immer wieder bestätigt, das Hardwaregeschäft von Sun sehr wohl weiterführen zu wollen. Die installierte Basis an Sun-Servern und -Storage war ein wesentlicher Teil des angebotenen Kaufpreises. Seit der ersten Ankündigung der Übernahme hat sich allerdings einiges geändert: Sun verliert viel Geld, und das Geschäft wird in den Übernahmewirren nicht mehr vernünftig gesteuert. Den Wettbewerbern IBM und HP gelingt es aufgrund dieser unsicheren Lage jeden Monat, Sun-Kunden für sich zu gewinnen. Wenn die EU also irgendwann die Erlaubnis für eine Übernahme erteilen sollte, wird Oracle den Preis neu verhandeln wollen.

Foto: Experton Group

Andreas Zilch (Experton Group): Zunächst ist die Verzögerung durch die europäischen Kartellbehörden - bei allem Respekt vor solchen Organisationen - zu kritisieren. Sie schadet sowohl Oracle als auch Sun. Sobald diese Hürde genommen ist - oder auch nicht -, muss Oracle sehr schnell erklären, wie die zukünftige Strategie aussieht. Bei allen Aktivitäten in Richtung "vertikale Integration", die Oracle/Sun, Cisco/EMC/VMware und auch Fujitsu/Netapp vorantreiben, ist fraglich, ob die Oracle/Sun Koalition alleine stark genug ist und wie sich HP und IBM in dieser Situation verhalten. Oracle selbst hat hier eine sehr schwierige Entscheidung zu treffen.

Stefan Ried (Forrester): In Zukunft werden Appliances für Oracle eine wachsende Rolle spielen. Die Ankündigungen rund um die "Exadata 2" auf der diesjährigen OpenWorld lassen Spekulationen zu, dass Oracle die Sun-Hardware in Zukunft sogar fokussiert für Oracle-Appliances positioniert, und sich aus dem Commodity-Hardware-Bereich teilweise zurückzieht.

Rüdiger Spies (IDC): Ich denke ja, denn das muss Oracle alleine schon aus Glaubwürdigkeitsgründen eine gewisse Zeit lang tun. Die Situation kann sich allerdings in zwei Jahren geändert haben.