SAP bleibt die Nummer 1

Die größten Softwarefirmen in Europa

23.11.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Im europäischen Software-Ranking von Truffle Capital liegt Deutschland an der Spitze - allerdings nur mit Hilfe der übermächtigen SAP, dem mit weitem Abstand größten Softwarehersteller in der Alten Welt.

Die französische Investorengesellschaft Truffle Capital hat mit Unterstützung der Europäischen Kommission und den Analysten von CXP sowie der Top 100 Research Foundation die vierte Ausgabe ihres europäischen Software-Rankings vorgestellt. Die "Truffle 100 Europe" für das Jahr 2008 führt unangefochten wie schon in den Jahren zuvor der deutsche Softwarekonzern SAP an. Die Walldorfer setzten mit 11,575 Milliarden Euro mehr als zehn Mal so viel Geld um wie der zweitplatzierte Anbieter Sage. Die Briten kamen im vergangenen Jahr auf einen Softwareumsatz von 1,360 Milliarden Euro. Auch der französische Hersteller Dassault Systemes schaffte es auf Rang drei mit knapp 1,335 Milliarden Euro über die Milliardengrenze. Deutlich darunter blieb die Software AG, der mit einem Softwareumsatz von 718 Millionen Euro nur der vierte Platz blieb.

Mit der starken SAP, die 37 Prozent des Gesamtumsatzes der europäischen Top-100-Anbieter auf sich verbucht, kommt Deutschland mit einem Anteil von 44 Prozent auf den ersten Platz der Länderwertung, gefolgt von Großbritannien (18 Prozent), Frankreich (15 Prozent), Norwegen (sieben Prozent) und Italien (sieben Prozent). Ohne die SAP sähe es für die deutschen Anbieter jedoch düster aus. Sie müssten sich dann mit Platz fünf zufrieden geben.

Insgesamt haben die 100 größten europäischen Softwareanbieter im Jahr 2008 rund 25 Milliarden Euro eingenommen, ein leichtes Plus von drei Prozent gegenüber den 24,4 Milliarden Euro im Jahr zuvor. 2007 hatten die Hersteller aus den Top 100 noch eine Wachstumsrate von 10,3 gegenüber dem Vorjahr melden können. Die Profite verbesserten sich von 3,2 Milliarden Euro in 2007 auf 3,6 Milliarden Euro im vergangenen Jahr.

Während auf der Umsatzseite aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise lediglich ein leichtes Plus zu verbuchen war, stieg die Zahl der Beschäftigten deutlich stärker. Insgesamt verdienten im vergangenen Jahr fast 212.000 Menschen bei den 100 größten Softwareherstellern ihr Brot, 13,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor. In den Entwicklungsabteilungen arbeiteten mit rund 52.000 Beschäftigten sogar 25 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr. Obwohl die Unternehmen mehr Entwickler beschäftigten, schrumpften die Budgets für Research & Development (R&D) um drei Prozent von 3,73 auf 3,64 Milliarden Euro.

Trotz steigender Einnahmen und Mitarbeiterzahlen sei die europäische Softwareindustrie durch die Finanzkrise geschwächt worden, sagt Bernard-Louis Roques, General Partner und Mitbegründer von Truffle Capital. Das spiegle sich auch in zahlreichen Übernahmen europäischer Softwarehäuser durch US-amerikanische Unternehmen wider. Die Konkurrenten aus Übersee seien robuster aufgestellt und hätten die Krise besser bewältigen können, urteilt der Finanzexperte. Ein Größenvergleich macht die unterschiedlichen Kräfteverhältnisse deutlich: Allein der weltgrößte Softwarehersteller Microsoft verdiente im vergangenen Jahr mit umgerechnet rund 35,5 Milliarden Euro über 40 Prozent mehr als die Top-100-Anbieter Europas zusammen. Oracle kam mit Einnahmen von 12,6 Milliarden Euro etwa auf die Hälfte.

Die europäischen Regierungen müssten der hiesigen Softwarebranche dringend unter die Arme greifen, fordert daher Truffle-Gründer Roques. Schließlich sei die Softwareindustrie ein Treiber für die Schaffung neuer Jobs und bilde einen strategischen Hebel für künftiges Wachstum. "Dieser Sektor wird zunehmend von den USA dominiert", stellt der Manager von Truffle Capital fest. Dieser Trend dürfe sich nicht weiter fortsetzen.