SAP vs. Krise

Zwischen Wandel, Wagemut und Wachablösung

29.01.2009

Erfolg durch Sparmaßnahmen

Der eigentliche Überraschung liege aber in der Kostenkur, sagte Lerique. Sie war so erfolgreich, wie kaum ein Analyst es der SAP zugetraut hatte. "Als die Krise einschlug, haben wir rasch reagiert und Maßnahmen zur Verringerung der Kosten eingeleitet", sagte Kagermann.

Im Herbst traf die Kreditklemme SAP wie ein Blitz. Der Auftragseinbruch kam von einem Tag auf den anderen. Die Walldorfer steurten hart gegen und schnürten drastische Sparmaßnahmen. Zu einem Einstellungsstopp kam ein Verbot aller Reisen ohne Kundenbezug. Interne Treffen werden ausschließlich in eigenen Gebäuden abgehalten. Bereits bestehende Bestellungen von Büroausstattung und Firmenwagen werden "einer kritischen Prüfung unterzogen", neue Bestellungen wurden untersagt. Allein diese Schritte bringen 200 Millionen Euro. Nun will SAP mit dem Abbau von 3.000 Stellen streichen ab 2010 jährlich weitere 300 bis 350 Millionen Euro einsparen.

Am Aktienmarkt wird der neue Stil positiv aufgenommen. Schlimmer als eine schlechte Situation ist für die Börse nur der Eindruck der Untätigkeit. Und der neue Stil wird mit einem Namen verbunden: Apotheker. Dem Vernehmen nach war es seine Entscheidung, im Herbst den Notstand auszurufen und eine harte Kostenkur anzukündigen. Damals hatte SAP-Gründer Dietmar Hopp den Schritt noch als Fehler kritisiert. Doch der durchgreifende Stil der kosmopolitischen Vertriebsmanns wird am Kapitalmarkt begrüßt. Nach dem Weggang von Henning Kagermann wird Apotheker im Mai als alleiniger Unternehmenschef zurückbleiben. Er hat bereits angekündigt, Hierarchien zu kappen und SAP auf mehr Innovation und Flexibilität zu trimmen. Verglichen mit dem ruhigen Stil Kagermanns steht SAP nichts geringeres bevor als eine Kulturrevolution. (dpa/ajf)