Prognose 2012

Business Intelligence - es wird chaotisch

29.12.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Neue BI-Ansätze sind gefragt

Trend-Themen im Data Warehouse: Neben dem Klassiker Stammdaten-Management sehen die Anwender den mobilen Zugriff und Realtime-Daten weit vorne.
Trend-Themen im Data Warehouse: Neben dem Klassiker Stammdaten-Management sehen die Anwender den mobilen Zugriff und Realtime-Daten weit vorne.

Die Beben an der BI-Basis könnten Vorboten weiterer, tiefgreifender Umbrüche sein. Das täte dem Markt vielleicht gar nicht schlecht. Denn mit den bisherigen BI-Ansätzen sind die Anwender noch nicht sehr weit gekommen. Vielerorts finden sich isolierte Lösungen, hinter denen keine klare Stammdatendefinition steckt, monieren Experten. Damit sei es jedoch schwierig, den nächsten Schritt zu tun und ein unternehmensweites Enterprise-Performance-Management aufzubauen. Und das werden die Unternehmen dringend brauchen, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern.

Vor allem das Thema Big Data dürfte sich zur größten Herausforderung rund um Analytics und Business Intelligence entwickeln. Marktforscher gehen davon aus, dass das Wachstum der Datenmengen ungebremst weitergehen wird. Nachdem das weltweite Volumen digitaler Daten im vergangenen Jahr die Zettabyte-Barriere durchbrochen hat, sollen die Datenberge weiterwachsen - auf 2,7 ZB im laufenden Jahr und auf 8 ZB bis zum Jahr 2015.

Daten wachsen in den Himmel

Ein Zettabyte entspricht einer Milliarde Terabyte. Müsste man die 8 ZB auf handelsüblichen DVDs speichern, wären 1,7 Billionen Datenträger nötig. Schichtete man nur die Datenscheiben aufeinander, erreichte der Stapel eine Höhe von über 200.000 Kilometern - das ist mehr als die Hälfte der durchschnittlichen Entfernung des Mondes von der Erde.

Doch nicht nur das Volumen, auch die Zusammensetzung der Daten wird vielen CIOs schlaflose Nächte bereiten. Lieferten in der Vergangenheit die Business-Applikationen in aller Regel gut strukturierte Daten, die sich systematisch in einer Datenbank beziehungsweise einem Data Warehouse aufräumen ließen, werden in den nächsten Jahren vor allem sogenannte unstrukturierte Daten die Unternehmen auf Trab halten. Dazu zählen beispielsweise Videos, Bilder sowie Texte aller Art. Neue Devices wie Smartphones und Tablets, die millionenfach die Firmen-IT infiltrieren, sowie die explodierende Nutzung von Social Networks dürften ein Übriges dazu beitragen, das Datenchaos perfekt zu machen. Eine entscheidende Frage, die CIOs für sich selbst beantworten müssen, wird sein, wie sie die Datenflut kanalisieren wollen. Versuche, Ordnung zu schaffen, dürften in Zukunft noch schwieriger werden. Bereits in der Vergangenheit waren die Bemühungen, beispielswiese die Datenqualität in den Unternehmen sicherzustellen, selten von Erfolg gekrönt. IT-Verantwortliche brauchen spätestens 2012 eine klare Strategie für den Umgang mit strukturierten und unstrukturierten Daten. Viele von ihnen sollten den Aufwand, den sie bislang betrieben haben, um Ordnung zu schaffen, der aber oft ohne Wirkung blieb, herunterfahren. Stattdessen kann es Sinn geben, sich intensiver als bislang mit intelligenten Tools zu beschäftigen, die immer besser dazu geeignet sind, aus den chaotischen Datenströmen relevante Informationen herauszufiltern.

Der klassische BI-Ansatz, eine ordentlich aufgeräumte Dateninstanz im Herz der Unternehmens-IT zu schaffen - den einen Platz der Wahrheit -, hat sich angesichts der Entwicklungen rund um Big Data überholt. CIOs müssen künftig flexibler in den Datenströmen agieren, sonst gehen sie unter. Das kann bedeuten, je nach Datentyp und -anforderung verschiedene DW- und BI-Systeme zu implementieren und diese möglichst intelligent zu verknüpfen, damit die richtigen Informationen zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle landen - und das möglichst automatisch. Damit lassen sich auch andere BI-Anforderungen besser umsetzen: Analysen müssen künftig mobil nutzbar sein, und es werden mehr User in den Unternehmen auf diese Lösungen zugreifen. Deshalb muss BI in Zukunft leichter konsumierbar sein. Anwender sollten ihre Tools selbst bedienen und Abfragen eigenständig konfigurieren können. Wer für einen Cube erst den Admin beauftragen muss, hat meist längst vergessen, was er eigentlich wissen wollte, wenn er nach Tagen oder Wochen sein Ergebnis erhält.