Warum SOA-Projekte scheitern

17.09.2007
Nach der ersten Euphorie macht sich unter vielen SOA-Verantwortlichen Enttäuschung breit, beobachtet der britische Analyst Steve Craggs.

"50 Prozent bis zwei Drittel aller SOA-Vorhaben verfehlen die gesteckten Ziele", berichtete Craggs auf den "SOA Days" der Deutschen Post. Der Gründer des englischen Analystenhauses Lustratus Research sieht dafür eine ganze Reihe von Ursachen: Eine Wiederverwendung von Softwarekomponenten finde häufig nicht statt, die Qualität der gelieferten Services lasse zu wünschen übrig. In etlichen Fällen präsentiere sich die aufwändig gebaute SOA genauso unflexibel wie die alten IT-Strukturen (siehe auch: Die schwersten SOA-Hindernisse).

Die Erwartungen an eine SOA sind hoch, so Craggs: Reduzierte Kosten, mehr Agilität und Flexibilität sowie eine bessere Abstimmung von IT- und Geschäftszielen gehörten zu den am häufigsten genannten. Dass sie allzu oft enttäuscht werden, liegt nach seiner Erfahrung einerseits an den Herstellern, die einen gewaltigen Marketing-Hype rund um das Thema entfacht hätten. Andererseits würden in vielen Unternehmen auch intern übertriebene Erwartungen geweckt. Zudem fehle es häufig an der Unterstützung durch das obere Management. Daraus ergebe sich ein weiteres Problem: SOA-Budgets würden nicht abgesegnet, weil Fachverantwortliche den Nutzen nicht erkennen.

Am einfachsten könnten SOA-Protagonisten messbare Vorteile aufzeigen, wenn Sie eine mehrfache Verwendung von Softwareservices anführten. Flexibilität und Agilität ließen sich dagegen weit schwerer belegen. Doch gerade an diesem Punkt hakt es: Craggs empfahl IT-Managern, auf die drei häufigsten Hürden für eine Wiederverwendung zu achten: Viele Mitarbeiter wüssten schlicht nicht, welche Services bereits verfügbar sind. Hinzu komme, dass die angebotenen Dienste nicht sämtliche Anforderungen der Nutzer erfüllen könnten. Last, but not least wehrten sich nicht wenige Programmierer gegen eine mehrfache Verwendung von Services. Sie entwickelten lieber ein neues Stück Software, statt auf die Arbeit eines Kollegen zurückzugreifen. Dagegen helfe nur ein kultureller Wandel, den Unternehmen sowohl mit Weiterbildung als auch mit individuellen Anreizen herbeiführen könnten.