Garantie von der Mafia

Schadsoftware überall

16.03.2011
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Auf seiner Geschäftskarte steht Hacker. Kleiner darunter vermerkt Gunnar Porada seine wahre Profession: Senior IT-Security Consultant. Über die Professionalisierung der Online-Mafia ist er sehr beunruhigt.

CW: Was hat sich in puncto Gefahrenlage im Internet getan?

PORADA: Es zeigen sich einige Veränderungen, die mir große Sorgen machen. Zum einen fällt auf, dass es immer mehr gute Leute gibt, die sich in der Thematik und mit der Technik sehr gut auskennen, die aber legal keine Arbeit finden. Das scheint eigentlich unlogisch, denn Bedarf an kompetenten Sicherheitsleuten besteht ja.

CW: Sicherheitsexperten finden keine Arbeit und gleiten dann ab ins kriminelle Milieu?

Sicherheitsexperte Gunnar Porada misstraut herkömmlichen Web-Browsern. Deshalb hat er den Browser "FireCastor" entwickelt.
Sicherheitsexperte Gunnar Porada misstraut herkömmlichen Web-Browsern. Deshalb hat er den Browser "FireCastor" entwickelt.

PORADA: Wenn die Experten keine Beschäftigung finden, bekommen sie wirtschaftliche Probleme. Dann kommt der Punkt, an dem sie sich fragen, ob sie nicht bei der Gegenseite anheuern sollen. Die zahlt nämlich Geld für solche Kompetenz, und sie weiß Security-Know-how zu schätzen.

CW: Wie haben wir uns das vorzustellen: Heuern diese Leute als Hacker an?

PORADA: Nein, so nicht. Aber nehmen Sie etwa Zero-Day-Exploits, das Erkennen von Systemschwachstellen also. Die werden immer öfter gar nicht mehr an die betroffenen Firmen und die Öffentlichkeit gemeldet. Dieses Wissen wird vielmehr direkt an Internet-Kriminelle verkauft. Das ist oftmals nicht einmal illegal. In diesem Zusammenhang sollte man auch darauf hinweisen, dass der Ankauf von CDs mit Daten von Steuersündern durch die deutsche Regierung ein ganz schlechtes Signal ist. Das heißt nämlich ganz einfach, dass es offensichtlich ein Geschäftsmodell für geklaute Daten gibt.