IE8: Spagat zwischen Web-Standards und Altlasten

Neues vom Internet Explorer

20.12.2007
Im ersten Halbjahr 2008 will Microsoft die erste Beta seines kommenden Internet Explorer 8 veröffentlichen. Und der, man glaubt es kaum, besteht schon jetzt den Acid2-Test für aktuelle Web-Standards.

Dazu gibt es ein interessantes Video auf der Entwickler-Site "Channel9". Der Acid2-Test vom Web Standards Project stellt Browser auf eine harte Probe, und Microsoft ist mit Recht stolz darauf, dass die aktuelle Entwicklerversion des IE8 ihn endlich ohne Fehler besteht.

Microsoft hatte seinen Internet Explorer entwickelt, bevor einige Web-Standards wie CSS (Cascading Style Sheets) und RSS (Really Simple Syndication) etabliert wurden. Ältere IE-Versionen unterstützen deswegen verschiedene aktuelle Web-Techniken nicht. Viele Entwickler schrieben dann Web-Anwendungen leider so, dass sie mit dem Internet Explorer funktionierten statt Standards zu verwenden, weil der Microsoft-Browser über Jahre hinweg den Markt anteilsmäßig massiv dominierte. Und weil es so wenig Wettbewerb gab, stand Microsoft auch kaum unter Druck, den IE an die mehrheitlich von World Wide Web Consortium (W3C) definierten Standards anzupassen.

Das hat sich aber nicht zuletzt mit dem Erscheinen des zunehmend populären Open-Source-Browsers Firefox von Mozilla vor drei Jahren geändert, der die Standard-Kompatibilität wieder stärker in den Vordergrund gerückt hat. Das berücksichtigte Microsoft auch schon teilweise bei der Entwicklung seines aktuellen Internet Explorer 7, der im Oktober 2006 veröffentlicht wurde.

Damit lief der Redmonder Konzern dann aber in die eigene Falle: Viele Websites, die für ältere Version des Internet Explorer entwickelt wurden, funktionierten nicht mehr ordentlich mit dem IE7. Mit dem Internet Explorer 8 solle das aber nicht noch einmal passieren, schreibt General Manager Dean Hachamovitch im IE Blog. "Was Standards und Interoperabilität angeht, wollen wir bei der Entwicklung des Internet Explorer 8 die richtigen Standards mit exzellenten Implementierungen unterstützen, dabei aber nicht das existierende Web ruinieren", heißt es dort.

Beim IE7, in dem Microsoft vor allem die Unterstützung von CSS ausgebaut hatte, "wurde der IE zwar kompatibler zu gewissen Standards, dafür aber weniger kompatibel zu einigen Sites im Web, wie sie kodiert waren". Das wichtigste Design-Ziel für den IE8 sei daher die Kompatibilität mit bestehenden Websites und Web-Standards, die andere Browser unterstützen.

"Als Entwickler wünsche ich mir natürlich, dass ich ein und dieselbe Site nicht mehrfach für verschiedene Browser schreiben muss", schreibt Hachamovitch weiter. "Standards sind dafür unverzichtbar, und wir werden uns auf diejenigen Standards fokussieren, die der tatsächlichen, real-world Interoperabilität am meisten helfen. Als sowohl Verbraucher wie Entwickler erwarte ich, dass die Dinge einfach funktionieren; ich erwarte aber gleichzeitig Abwärtskompatibilität. Wenn ich eine neue Version meines Browsers bekomme, dann sollten alle Seiten noch funktionieren, die das mit der vorigen Version taten." Wann der IE8 fertig wird, ist laut Microsoft noch nicht entschieden und abhängig vom Feedback aus dem Beta-Test.

Browser-Marktanteile

Net Applications hat aktuell (aufgrund der Kundenbasis sehr US-lastige) Zahlen zum Browser-Markt im November 2007 vorgelegt. Diesen dominiert noch immer der Internet Explorer mit einem Marktanteil von 77,35 Prozent (davon übrigens 40,24 Prozent IE6 und erst 36,84 Prozent IE7). Der Firefox von Mozilla erzielte im November seinen mit mehr als ein Prozent größten Zuwachs in diesem Jahr und steigerte sich auf 16,01 Prozent. Ebenfalls leicht zulegen konnte der Apple-Browser Safari, der mit 5,14 Prozent Market Share auf dem dritten Platz landete. Die Top Five komplettieren Opera (0,65 Prozent) und Netscape (0,60 Prozent) nur noch unter ferner liefen, alle restlichen Browser zusammen kommen noch einmal auf 0,24 Prozent. (tc)