HP entdeckt Privatkunden neu

23.10.2006
Hewlett-Packard (HP) hat sich selbstkritisch zu seiner PC-Strategie geäußert: Insbesondere im Privatkundengeschäft schöpft man das Potenzial nicht aus.
Stephan Wippermann ist in Deutschland für HPs PCs zuständig. Er erhofft sich frischen Wind für die Soho- und Privatkundenstrategie seines Unternehmens
Stephan Wippermann ist in Deutschland für HPs PCs zuständig. Er erhofft sich frischen Wind für die Soho- und Privatkundenstrategie seines Unternehmens

Obwohl Marktforschungsunternehmen HP sowohl in Europa als auch weltweit dominierende Positionen einräumen, zeigte sich der für das deutsche PC-Geschäft verantwortliche Stephan Wippermann vor der Presse kleinmütig: Sein Unternehmen habe Defizite, wenn es um die Abdeckung des innerdeutschen Consumer-Markts geht. Laut IDC würden derzeit 47 Prozent aller Client-Rechner, also Desktops und Notebooks, an Privatkunden verkauft. 53 Prozent der PCs vertreiben die Hersteller an Unternehmen. HP aber vertreibt nur 24 Prozent seiner PCs an Privatanwender.

Auch beim Verhältnis abgesetzter Notebooks zu Desktops spiegeln HPs Zahlen nicht die Marktgegebenheiten: Immerhin 45 Prozent aller im zweiten Quartal 2006 in Deutschland ausgelieferten Client-Systeme waren nach Angaben von IDC Notebooks. Bei HP jedoch ist nur etwas mehr als jeder dritte verkaufte PC ein mobiler Rechner (36 Prozent). Wippermann gesteht: "Wir bilden damit den deutschen Markt nicht ab."

Der oberste PC-Manager von HP in Deutschland fuhr fort, ähnlich verhalte es sich mit dem Marktsegment der Soho-Kunden (Small Office Home Office). Gemeint sind hier also die kleinen und mittelständischen Unternehmen. IDC hat errechnet, dass 47 Prozent sämtlicher in Deutschland an Soho-Kunden verkauften PCs Notebooks sind. Demgegenüber sind nur 41 Prozent der von HP abgesetzten PCs für Kleinbetriebe Mobilrechner. Da laut IDC zudem rund 80 Prozent aller in Deutschland ausgelieferten PCs in den Soho-Markt gelangen, hat HP auch bezüglich der Ausrichtung auf den Soho-Markt Nachholbedarf.

Mit der Initiative "Mehr für alle" will sich HP nun verstärkt mit tragbaren Rechnern an Soho-Kunden wenden. Hierzu hat das Unternehmen seine Vertriebsmechanismen modifiziert. Bislang war die Distribution von HP-Rechnern für Konsumenten und für Unternehmenskunden strikt getrennt. Dies ändert sich ab sofort: Jetzt vertreiben die Distributionspartner an beide Anwendergruppen.

Möglich wurde dies wohl auch, weil sich das Verhältnis von HP zu seinen Vertriebspartnern gebessert zu haben scheint. Deshalb kann HP heute eine größere Durchlässigkeit und Vermischung der Vertriebswege zwischen Distribution und Retail wagen.

Wippermann gestand ein, dass die Stimmung zwischen den Vertriebspartnern und HP noch vor 18 Monaten viel angespannter als heute war. Seinerzeit hätten die Distributoren und die Wiederverkäufer wegen der Fusion von Compaq und HP noch Bauchschmerzen gehabt. Durch den Firmenzusammenschluss entfiel für viele im Handelskanal tätige HP-Geschäftspartner die gewünschte Multi-Vendor-Strategie. Zudem habe es in den vergangenen Jahren immer wieder Verunsicherungen gegeben ob der vermeintlichen Direktvertriebsstrategie von HP, mit der man auf den Konkurrenten Dell reagieren würde. Alle diese Probleme habe HP mittlerweile mit seinen Partnern lösen können.

Als Konsequenz aus den Marktbetrachtungen hat HP nun erste Notebooks aus der "Pavilion"-Linie vorgestellt, die auf den Soho- und Privatkundenmarkt zugeschnitten sind. Die drei Modelle "DV 6000", "DV2000" und "DV9000" arbeiten je nach Konfiguration entweder mit AMDs "Turion"- oder "Sempron"-CPU sowie mit Intels "Celeron"-, "Core-Solo"-, "Core-Duo"- oder "Core-2-Duo"-Prozessoren. Die Festplattenkapazitäten reichen von 80 bis 120 GB. HP kündigte aber bereits 160- und 200-GB-Varianten an. Bei den zwischen 799 und 1499 Euro teuren Geräten hat der Hersteller erstmals viel Wert auf das Design gelegt, wie der Produktverantwortliche beim Notebook-Anbieter, Olaf Meng, betonte. Die Displays sind 14, 15,4 oder 17 Zoll groß.

Eine wichtige Neuerung der "DV"-Linie ist die Erweiterungseinheit, neudeutsch Docking Station. Diese funktioniert mit allen HP-Rechnern, das heißt, egal, ob kleiner oder großer Laptop, man kann sie alle mit der gleichen Erweiterungseinheit benutzen. (jm)