Gerücht: AMD greift nach ATI

24.07.2006
Der amerikanische Chip-Hersteller Advanced Micro Devices (AMD) erwägt einem Bericht zufolge eine Kaufofferte von 5,6 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 4,4 Milliarden Euro) für die kanadische ATI Technologies, einen führenden Anbieter von Computergrafik-Chips.

Dies berichtete die kanadische Zeitung "Globe and Mail" am Freitag in ihrer Onlineausgabe. AMD wolle Anfang nächster Woche eine "freundliche" Offerte von 21 bis 23 Dollar je ATI-Aktie machen. AMD wolle ein Aufgeld von 20 bis 40 Prozent gegenüber dem derzeitigen ATI-Kurs bieten. Der AMD- Verwaltungsrat habe die Übernahmeofferte genehmigt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf einen Investment-Banker.

Die ATI-Aktien waren am Freitag wegen der Übernahmespekulationen an der NASDAQ-Börse im regulären Handel um 5,28 Prozent gestiegen. Sie hatten nachbörslich nochmals massiv um 9,12 Prozent auf 18,07 Dollar zugelegt.

Die AMD-Aktien waren am Freitag an der New Yorker Börse wegen enttäuschender Quartalsergebnisse um 15,66 Prozent auf 18,26 Dollar eingebrochen und nachbörslich weiter um 1,92 Prozent auf 17,91 Dollar gefallen.

Die kanadische Zeitung verwies auf einen Analysten, der auf erhebliche Branchenspekulationen im Hinblick auf eine Akquisition von ATI durch AMD verwiesen hatte. Ein solcher Ausgang sei aber keineswegs sicher, hatte er erklärt. Die Firmen nahmen zu den Spekulationen keine Stellung.

ATI und der Erzrivale NVIDIA dominieren den Markt für Chips, die Computerspiele ermöglichen. AMD, der zweitgrößte Computerchip- Anbieter der Welt, und der globale Branchenführer Intel kaufen beide ATI-Produkte.

ATI mit Sitz in Markham (Provinz Ontario) hatte in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2005/2006 rund 1,9 Milliarden Dollar umgesetzt. Der kanadische Spezialchip-Anbieter hatte in dem am 31. Mai beendeten Neunmonats-Abschnitt 73,7 Millionen Dollar verdient.

Integrierte Chip-Sets, die gemeinsam mit den Mikroprozessoren Computerfunktionen übernehmen, machen nach Angaben von "Globe and Mail" inzwischen 25 Prozent des ATI-Umsatzes aus gegenüber nur zehn Prozent vor einem Jahr. Intel habe ATI einen großen Teil des Chipset-Geschäfts mit niedrigen Margen wegen Kapazitätsbegrenzungen überlassen. Intel würde dieses Geschäft wahrscheinlich repatriieren, falls ATI von AMD übernommen werden sollte. (dpa/tc)