Quanta Computer baut den 100-Dollar-Laptop

14.12.2005
Der größte Produzent von Laptops weltweit, Quanta Computer Inc. aus Taiwan, wird den 100-Dollar-Laptop bauen. Einen Prototypen des Rechners, der insbesondere für Schwellen- und Entwicklungsländer gedacht ist, hatte der Chairman des Massachusetts Institute of Technology (MIT), Nicholas Negroponte, auf dem World Summit on the Information Society (WSIS) in Tunis vorgestellt.

Mit dem Konzept, einen extrem preisgünstigen Mobilrechner zu bauen, der dann an Regierungen von Entwicklungs- und Schwellenländern vergeben wird, hatte Negroponte in der dritten Novemberwoche auf dem Weltgipfels der UN zur Informationsgesellschaft für viel Furore gesorgt. Unterstützung findet der Vordenker der IT-Industrie bei keinem geringeren als UN-Generalsekretär Kofi Annan.

Negroponte ist auch Chairman der Non-Profit-Organisation One Laptop per Child (OLPC). OLPC hat eine Vereinbarung mit den Taiwanern geschlossen, wonach diese Ingenieurressourcen in das Projekt stecken werden, um innerhalb des ersten Halbjahres 2006 ein Design für den Laptop zu entwickeln. OLPC und Quanta wollen ferner auch an einer kommerziellen Laptop-Version arbeiten. Quanta produziert Laptops unter anderem auch für Hewlett-Packard und Dell. Ein großer, ebenfalls taiwanischer Konkurrent von Quanta und Auftragsfertiger ist Compal.

Der 100-Dollar-Laptop wird mit einem Prozessor von Advanced Micro Devices (AMD) rechnen. Als Betriebssystem ist Linux von Red Hat vorgesehen. Weitere Partner sind Google, Brightstar, News Corp. und Nortel. Bekannt geworden ist das Konzept unter anderem wegen seiner ausgefallenen Energiequelle: hierzu dient eine Handkurbel.

Microsoft-Gründer Bill Gates hatte wegen dieser Idee auch schon einigen Spott über das System gegossen. Es mache keinen Sinn, einen Laptop zu bauen, bei dem man zehn Minuten kurbeln müsse, um eine Minute damit arbeiten zu können. Die Kritik des Softwarefürsten mag damit zusammenhängen, dass auf dem Rechner kein Windows-Betriebssystem zum Einsatz kommt. Kritisch hatte sich auch Intel-Chairman Craig Barrett geäußert. Konsumenten würden voll ausstaffierte Rechner vorziehen, deshalb werde Negropontes Konzept keinen Erfolg haben. Auch hier fällt auf, dass bei dem 100-Dollar-Laptop nicht Intel, sondern der Konkurrent AMD zum Zug kommt.

Das Gerät soll Ende 2006 erstmals ausgeliefert werden. Nach den bislang vorliegenden Informationen sollen Systeme zuerst in die Länder China, Indien, Brasilien, Argentinien, Ägypten, Nigeria und Thailand geliefert werden. OLPC geht davon aus, dass zunächst zwischen fünf und 15 Millionen Laptops von den Regierungen beziehungsweise deren Bildungsministerien geordert werden. In einem ersten Auslieferungsschub würde jedes der Länder rund eine Million Systeme erhalten.

Der Brancheninformationsdienst "Cnet" schreibt, dass das Konzept, extrem preisgünstige Rechner an die Armen der Welt zu vertreiben, in der Vergangenheit schon häufig gescheitert ist. Entsprechende Unternehmungen in Brasilien seien mehrfach nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Das "Simputer"-Projekt in Indien sei ebenfalls nicht erfolgreich gewesen. (jm)