Informatica will mit PowerCenter alle Szenarien der Datenintegration bedienen

03.05.2007
Auf der Kundenveranstaltung "Informatica World" erläuterte Informatica seine Produktstrategie der kommenden Monate. Dabei spielen Software zur Miete und Datendienste für Service-orientierte Architekturen (SOA) eine wachsende Rolle.

Informatica, Anbieter von Produkten für die Datenintegration und Datenqualität, treibt den Ausbau seiner Software PowerCenter voran. Ziel ist eine Produktplattform, die sich neben dem Aufbau eines Data Warehouse auch für die Migration, Synchronisation und Förderierung von Daten sowie für die Stammdatenverwaltung verwenden lässt (siehe auch: "Informatica trimmt PowerCenter für neue Einsatzgebiete"). Zwar gebe es schon heute eine ganze Reihe von Großkunden, die PowerCenter für diese Zwecke einsetzten, doch arbeite Informatica noch an einem integrierten Angebot, um eine möglichst komfortable und durchgängige Nutzung beliebiger Szenarien zu gestatten, hieß es auf der Hausmesse Informatica World in Orlando.

Den Weg dahin skizzierte Girish Pancha, Executive Vice President. Vor den rund 1500 Teilnehmern sagte er, Informatica habe alle Bausteine für die neue Produktarchitektur beisammen und arbeite derzeit daran, die zugekaufte Technik der Spezialisten Similarity Systems und Itemfield enger einzubinden. Noch in diesem Quartal soll als Zwischenergebnis Version 8.5 von PowerCenter auf den Markt kommen. Sie soll laut Pancha noch bestehende Probleme bei der schnellen und akkuraten Auslieferung von Daten beseitigen. Weitere Themen sind eine verbesserte programmierfreie Generierung von Web-Services-Schnittstellen, unter anderem unter Mithilfe von Wizards, sowie eine überarbeitete Konsole für die Verwaltung des Systems und zur Eingabe detaillierter Sicherheitsvorgaben. Die größte Neuerung ist indes der "Metadata Manager". Er soll wesentlich zum versprochenen Bedienkomfort beitragen, indem sich Metadaten gezielter durchsuchen und in Übersichten und Berichten übersichtlich darstellen lassen.

Adressdaten in SAP kontrollieren

Eine engere Einbindung von Technik für die Verbesserung und Kontrolle der Datenqualität in PowerCenter soll im dritten Quartal 2007 kommen. Im Rahmen des Projekts "Phoenix" nimmt Informatica hierfür Erweiterungen an der bisherigen Software von Similarity Systems vor. Letztere ermöglicht Fachanwendern neben einer automatisierten Adress- und Namenskontrolle in Daten auch den Aufbau entsprechender Analyse-Workflows. Künftig soll nun insbesondere die Integration in SAP-Umgebungen verbessert werden, indem Anwender schon bei der Eingabe von Daten in einen Dialog treten können. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind überarbeitete Dashboards für das Monitoring von Daten sowie mehr Regelwerke für länderspezifische Adresskontrollen. Mehr für Entwickler von Lösungen zur Kontrolle der Datenqualität will Informatica in einem für das erste Quartal 2008 geplanten Release, Codename "Sentanta", tun. So sollen sich beispielsweise Dienste für Datenqualität gemeinsam über das Repository von PowerCenter verwalten lassen.

Modellgetriebene Datendienste

Nachfolgende Versionen von PowerCenter sollen schließlich die Vision einer integrierten Plattform für beliebige Aufgaben bei der Datenintegration umsetzen, sagte Pancha. Entsprechende Projekte laufen derzeit unter den Codenamen "Da Vinci" und "Galileo". Sie werden laut Informatica Fachanwender und Entwickler zu einer gemeinsamen, einer Portaloberfläche gleichenden Arbeitsumgebung verhelfen, durchgängige regelbasierende Prozesse für das Management von Datenqualität bieten und eine modellgetriebene Generierung von Datendiensten für deren Einbindung in Service-orientierte Architekturen (SOA) ermöglichen. Laut Pancha genügt es ein beim Aufbau einer SOA nicht, lediglich Funktionen und Datenaufrufe als Datenintegrationsdienste zu generieren. Vielmehr sei ihre Verwaltung (Governance) nötig, die Anwender über den Modellansatz bewerkstelligen könnten.

Der Manager erklärte, dass Informatica künftig SOA-Services neben den bisherigen Web-Services auch als SQL-Dienste für Datenbankaufrufe und die aus dem Modell generierten Dienste anbieten wird. Die Produktarchitektur von PowerCenter soll schlanker werden und jeden Dienst (ETL, Datenföderierung etc.) nur noch einmal implementieren. Die Verwaltung aller Dienste soll über ein Repository erfolgen, das unabhängig von der Powercenter-Engine ist.

Chief Excutive Officer Abbasi: "ERP-Hersteller verstehen nicht genug von Datenintegration"
Chief Excutive Officer Abbasi: "ERP-Hersteller verstehen nicht genug von Datenintegration"

Informatica habe keine Pläne, in angrenzende Märkte wie etwa Business-Process-Management oder Business Intelligence zu gehen, erklärte Chief Executive Officer (CEO) Sohaib Abbasi gegenüber der COMPUTERWOCHE. "Datenintegration ist unsere Kernkompetenz". Dieses Marktsegment biete noch reichlich Umsatzpotenzial (siehe auch: "Nichts geht mehr ohne Daten-Management"). So versuche man bestehenden Kunden zum einen zu zeigen, dass sie PowerCenter auch für Aufgaben jenseits des Data Warehouse einsetzen könnten. Die Bundeswehr beispielsweise nutze mittlerweile PowerCenter für die Migration von Systemen, Virgin Media konsolidiere Datenbestände mit der Software und andere Kunden entwickelten "Customer Hubs", um sämtliche Integrationsaufgaben rund um ihre Kundendaten zu vereinheitlichen.

Zum anderen sei es durch die technische Weiterentwicklung von PowerCenter heute möglich, den gesamten Zyklus der Datenintegration abzudecken, wodurch sich für Kunden neue Möglichkeiten ergäben. Bereits PowerCenter 8 sei wesentlich skalierbarer als seine Vorgänger und könne auch mit unstrukturierten Daten umgehen. Weitere Zukäufe sind laut Abbasi nicht geplant. Man wolle organisch wachsen. Die Übernahmen von Similarity Systems und Itemfield hätten zwar zahlreiche Neukunden gebracht, doch ging es Informatica hauptsächlich darum, technische Lücken zu stopfen, behauptete der Manager.

Neben der Fertigstellung der Produktplattform und Datendiensten für eine SOA will Informatica künftig Software on Demand bereitstellen. Mit dem "Data Replicator" kam kürzlich ein erstes Angebot auf den Markt, das ein Replizieren von Daten über das Web ermöglicht (siehe: "Informatica integriert und sichert SaaS-Daten". Es ist zunächst nur als Erweiterung für die CRM-Software des Anbieters Salesforce.com erhältlich und kostet rund 20.000 Dollar im Jahr pro Anwendung. Laut Product-Manager Pancha sind weitere Abkommen mit Herstellern wie Rightnow, Siebel/Oracle, EDS und anderen anvisiert. Zudem werden Kunden den Dienst auch über Informatica oder intern nutzen können. Pancha sieht das Angebot nicht als Ersatz für bisherige Installationen, sondern vielmehr als zusätzliche Option für Unternehmen, die Anwendungen als "Mashup" aufbauen und dazu gewisse Dienste für die Datenintegration brauchen.

Mit der Produktstrategie sieht CEO Abbasi Informatica auf dem richtigen Weg. Nachdem die meisten Wettbewerber aufgekauft wurden, sei man oft gefragt worden, wie lange man sich noch als unabhängiger Anbieter halten könne. Doch die letzten guten Quartalsergebnisse und zahlreichen Neuabschlüsse widersprächen den Pessimisten. Rund 65 Prozent aller Kunden seien mittlerweile auf Version 8 von PowerCenter umgestiegen. Zudem habe Informatica heute eine wesentlich engeres Verhältnis zu den großen Systemintegratoren wie Accenture, Tata Consultancy Services oder hierzulande T-Systems, da Informatica nicht mit ihnen in den Projekten konkurriere, wie etwa IBM. Es sei daher nicht geplant, den Umsatz mit Services und Schulungen, der derzeit etwa 17 Prozent ausmacht, zu erhöhen. Haupteinnahmequelle bleibe auch in den kommenden zwei Jahren PowerCenter und dessen Erweiterungen. Rund 40 Prozent aller Kunden hätten signalisiert, zusätzliche Investitionen tätigen zu wollen.

Anwender, die sich ganz auf die Technik eines großen Anbieters wie SAP einließen, sollten nicht Informatica für die Datenintegration einsetzen, empfahl Abbasi. Doch typischerweise hätten Unternehmen eine Vielzahl von Quellsystemen zu integrieren, darunter Mainframes. In solchen Umgebungen sei ein unabhängiger Anbieter wie Informatica die bessere Wahl: "ERP-Anbieter wissen nicht genug über die Technik und sind nicht neutral." Dennoch beschrieb Abbasi das Verhältnis zu den großen Softwareherstellern als gut. So nutze Oracle Informatica als Teil seiner Business Intelligence Suite. SAP habe den Informatica-Konkurrenten Ascential vor die Tür gesetzt, nachdem dieser von IBM gekauft wurde, und vermarkte unter dem Namen "Conversion Agent" von Informatica Technik für die Arbeit mit unstrukturierte Daten. Nur mit Microsoft gebe es keine offiziellen Abkommen, allerdings eine recht große gemeinsame Kundenbasis. (as)