Schneider, Sun Microsystems: "Solaris ist das beste Linux"

09.03.2007

CW: Wie würden Sie Suns Verhältnis zu Linux beschreiben?

SCHNEIDER: Solaris ist das beste Linux. Ich sehe nicht Linux, sondern Red Hat als Konkurrenz zu Solaris. Unser Vorteil sind aber beispielsweise die Möglichkeiten zur Konsolidierung. So läuft auf einer Sparc-Maschine das gleiche Solaris wie auf einem x64-Rechner von IBM. Es ist der gleiche Code, nur anders kompiliert. Aufgrund dieser Binärkompatibilität zertifizieren viele unabhängige Softwareentwickler ihre Lösungen für Solaris. Anwender müssten sich zudem nicht um viele unterschiedliche Versionen des Betriebssystems kümmern. Mit den verschiedenen Linux-Derivaten züchten sich die Anwender einen regelrechten Zoo an Betriebssystemen heran. Diese Gefahr besteht bei Sun nicht.

CW: Trotzdem ist Linux im Server-Umfeld sehr beliebt.

SCHNEIDER: Solaris bietet eine Reihe von Funktionen, die Linux noch fehlen. Über die Jahre hinweg ist eine ganze Menge an Enterprise-Wissen in das Betriebssystem geflossen. Zum Beispiel lassen sich Hardware und Software im laufenden Betreib optimieren. Damit ist es Sun gelungen, die Wallstreet, die vor Jahren auf x86-Server mit Red-Hat-Linux umgestiegen war, zurückzugewinnen. Wir konnten die Software so tunen, dass am Ende ein 40-prozentiger Performance-Anstieg heraussprang. Damit konnte die Börse effektiver wirtschaften, weil kleiner dimensionierte Systeme benötigt wurden.

CW: Ist Sun nicht zu spät auf diesen Zug aufgesprungen?

SCHNEIDER: Das kann man sich natürlich fragen. Mittlerweile ist Solaris jedoch das am schnellsten wachsende Betriebssystem. Wir haben bereits über sieben Millionen lizenzierte Downloads registriert. Mittlerweile läuft Solaris zu über 70 Prozent auf Nicht-Sun-Hardware. Vor zwei Jahren wurde unser Betriebssystem noch zu 100 Prozent auf Sun-Hardware eingesetzt. Der Erfolg zeigt sich auch in den Initiativen der Wettbewerber. So hat kürzlich HP bekannt gegeben, Solaris offiziell auf den eigenen Rechnern zu betreiben und zu unterstützen. Intel hat Solaris als das Mainstream-Betriebssystem im Business-kritischen Umfeld definiert.

Umgekehrt ist es uns wichtig, dass jedes bedeutende Betriebssystem für unsere Maschinen zertifiziert ist. Wir arbeiten dafür zum Beispiel eng mit Red Hat und Microsoft zusammen. Seit wir vor zwei Jahren unsere Partnerschaft mit Microsoft angekündigt haben, wächst der Anteil von Microsoft-Betriebssystemen auf unseren x64-Maschinen signifikant. Wir sind hier nicht so dogmatisch, wie es in der Vergangenheit üblich war.

CW: Meinen Sie mit lizenzierten Downloads, dass die Kunden eine Solaris-Lizenz gekauft haben?

SCHNEIDER: Nein. Damit ist gemeint, dass die Anwender eine freie Solaris-Lizenz von Sun erhalten haben.

CW: Wie viele Anwender setzen das System dann auch produktiv in geschäftskritischen Umgebungen ein?

SCHNEIDER: Es ist schwer herauszufinden, wie die Kunden das System einsetzen. Wir kontrollieren und reglementieren die Downloads nicht. Jeder kann Solaris so oft herunterladen und einsetzen, wie er möchte.

CW: Und wie viele Kunden kaufen nach dem Download eine Lizenz?

SCHNEIDER: Wir haben zwar Zahlen darüber, veröffentlichen diese allerdings nicht. Wenn man jedoch sieht, wie stark der Solaris-Anteil im x64-Server-Markt wächst, ist das ein Zeichen für die zunehmende Akzeptanz der Kunden.

CW: Jetzt fehlt in der Reihe der Solaris-Freunde nur noch IBM. Scott McNealy hatte zuletzt ein paar Andeutungen in diese Richtung gemacht. Gibt es konkrete Hinweise darauf, dass auch IBM auf den Solaris-Zug aufspringt?

SCHNEIDER: Dazu möchte ich mich nicht äußern. Wir kennen die Betriebssystem-Strategie von IBM zu wenig. Suns Strategie ist es, mit Solaris möglichst viele Plattformen im Markt zu zertifizieren, die eine Zukunft haben. So gibt es klare Aussagen im Umfeld von Itanium. Wir glauben nicht, dass die Itanium-Plattform eine Zukunft hat. Darum zertifizieren wir Solaris auch nicht für Itanium, sondern nur für die Xeon-Linie von Intel. Gegenüber AIX hat Solaris eindeutige Vorteile, was zum Beispiel die Funktionalität betrifft. Daher sind derartige Szenarien durchaus denkbar. Mehr kann ich dazu allerdings nicht sagen.