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Fledermaus-Drohne

Not macht erfinderisch: Roboter-Fledermaus für den Häuserkampf

19.03.2008
Von Handelsblatt 
Gerade einmal 16 Zentimeter groß soll die Roboter-Fledermaus sein, die die Universität Michigan derzeit für die US-Armee entwickelt. Com-Bat - so der Name des maschinellen Flatterviehs - soll in städtischem Kampfgebiet aus geringer Höhe Informationen sammeln.

Der Anfang März präsentierte Roboter-Mauersegler aus den Niederlanden erhält Gesellschaft: Die Universität Michigan hat Forschungsgelder zur Entwicklung eines Roboter-Spionageflugzeugs erhalten. Das Flugzeug mit einer Länge von gerade einmal 16 Zentimetern ähnelt äußerlich einer Fledermaus. Die US-Armee will das Flattervieh nutzen, um aus städtischen Kampfgebieten visuelle Informationen aus geringer Höhe zu erhalten. Diese Überwachungsbilder sollen aber nicht das Einzige sein, was die Kampf-Fledermaus empfangen kann. Mittels spezieller Sensoren soll Com-Bat - so der Name der Fledermaus - auch Töne und sogar Gerüche erkennen. Die Datenübermittlung an die Soldaten am Boden erfolgt per Funk in Echtzeit, so das Ziel. Durch die so mögliche bessere Aufklärung sollen taktische Vorteile im Häuserkampf gewonnen werden.

Die Forschungsgelder in Höhe von zehn Millionen US-Dollar sind für den Aufbau des "Center for Objective Microelectronics and Biomimetic Advanced Technology" (COM-BAT) gedacht. Eine Option im Vertrag sieht vor, dass noch einmal fünf Jahre und 12,5 Millionen US-Dollar investiert werden können, wenn sich das Projekt erfolgreich entwickelt. Das Mikroflugzeug soll Stereokameras tragen und Mini-Mikrofone für eine räumliche Erfassung des Tons einsetzen. Auch Sensoren für Strahlung, giftige Gase und Ähnliches werden mit an Bord sein. Ein miniaturisiertes Radar sowie ein hoch sensibles Navigationssystem sorgen dafür, dass die Fledermaus auf Kurs bleibt und nicht mit Hindernissen kollidiert.

Die Energieversorgung des Gefährts erfolgt über einen Lithium-Ionen-Akku, der aber nicht nur am Boden einmal vollgeladen wird. In der Luft werden Solarenergie, Wind und Vibration als Energiequelle genutzt, um eine möglichst lange Operationszeit zu ermöglichen. Das COM-BAT-Programm wird auch an der Universität Berkeley in Kalifornien und an der Universität New Mexiko betrieben. Die einzelnen Forschungszentren entwickeln unterschiedliche Bereiche der Roboter-Fledermaus.

Die Roboter-Fledermaus soll etwa 125 Gramm wiegen und nur rund 1 Watt Strom benötigen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Forscher der Universität Michigan einen erheblichen Miniaturisierungsaufwand leisten. Sie wollen zudem die Effizienz der eingesetzten Solarzellen verdoppeln und das Navigationssystem deutlich kleiner, leichter und energieeffizienter machen als aktuelle Lösungen. Einmal entwickelt, soll die Fledermaus aber nicht ausschließlich militärischen Zwecken dienen. Nach Einschätzung der Wissenschaftler sind auch andere Anwendungsgebiete denkbar, etwa in der Medizintechnik. Konkretere Umsetzungen wurden allerdings noch nicht genannt.