Für Verbraucher weitgehend unbemerkt

SEPA geht an den Start

28.01.2008
Schneller, besser, billiger - damit werben Banken für den europaweiten Zahlungsverkehrsraum SEPA. Doch Verbraucherschützer befürchten, dass langfristig die Bankkunden die Zeche für die Milliardeninvestitionen zahlen müssen, die allein die deutsche Kreditwirtschaft seit 2006 in die Umstellung gesteckt hat.

Banken versichern, dass bereits zum Start von SEPA (Single Euro Payments Area) am Montag alles reibungslos gelaufen ist. Befürchtungen, der riesige Zahlungsraum mit bereits 31 Staaten berge Sicherheitsrisiken, zerstreuen die Fachleute.

"Die Deutsche Bank hat das Projekt SEPA erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Bereits seit Freitag, dem 25. Januar, verarbeitet die Bank EU-weit SEPA-Zahlungen. Sämtliche Prozesse laufen reibungslos", sagt Hansjörg Nymphius von der Deutschen Bank. Deutschlands größte Bank startete europaweit mit gut 100 Firmenkunden "und Kunden aus dem Bereich Financial Institutions". Zwar könnte SEPA vom ersten Tag an auch von Privatkunden genutzt werden. "Spürbar werden wird das im inländischen Massenzahlungsverkehr aber erst 2009/2010", sagt Nymphius. "Ähnlich wie die Euro-Einführung 1999 wird der SEPA-Start zunächst für die meisten Verbraucher kaum spürbar sein: Die Veränderungen im Zahlungsverkehr betreffen zunächst vor allem den Interbankenmarkt sowie das Firmenkundengeschäft."

Für die SEPA-Umstellung investierte die Deutsche Bank nach Angaben von Nymphius einen "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag". Höhere Preise für Überweisungen müssten Kunden aber nicht fürchten. "Wir bieten unseren Firmenkunden den SEPA-Zahlungsverkehr zum Inlandstarif, so dass diese im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr deutliche Kosteneinsparungen erreichen können", sagt der Deutsche-Bank-Experte. Das Wirtschaftsmagazin "impulse" hat errechnet, dass ein Unternehmen, das pro Monat etwa 100 Geldeingänge- und -ausgänge mit Beträgen zwischen 50.000 und 100.000 Euro im SEPA-Raum verbucht, pro Jahr mehr als 50.000 Euro Gebühren sparen kann. Dazu wird auch der zunehmende Wettbewerb unter Europas Banken beitragen: Experten haben ausgerechnet, dass es bei den Gebühren für ein Bankgeschäft Kostenunterschiede von bis zu 30 Cent gibt.

Auch der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) gibt an der Preisfront Entwarnung für Verbraucher: "Der Wettbewerb im Zahlungsverkehr wird europaweit durch SEPA noch zunehmen" - und davon profitiere letztlich auch der Kunde, sagt der geschäftsführende Vorstand des DSGV, Bernd Fieseler. Verbraucherschützer Frank-Christian Pauli ist skeptischer: "Diese Umstellungsprozesse sind teuer, wir trauen den Versprechen nicht, dass alles einfacher und billiger wird. Wir haben die Befürchtung, dass die Verbraucher auf Dauer höhere Kosten tragen müssen", sagt der Bank-Experte des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv).

Pauli sieht weitere Probleme: Im Unterschied zu bisherigen Überweisungen sind bei SEPA statt nationaler Kontonummer und Bankleitzahl eine internationale Kontonummer (IBAN) und eine internationale Bankleitzahl (BIC) nötig. Bei der IBAN müssen auf dem Überweisungsträger, die in Bankfilialen ausliegen, künftig bis zu 32 Stellen eingetragen werden. "Wir haben Sorge, dass der Bankkunde beim Übertragen dieser langen Nummern Fehler macht", sagt Pauli.

Das sei riskant, weil Verbrauchern auch mehr Risiko aufgelastet werde: Nach heutiger Rechtsprechung zählt bei einem Verschreiber auf der Überweisung der Name des Begünstigten, im Zweifel gilt dann die Buchung als falsch ausgeführt. Künftig gelte bei Streitfällen die Kontonummer des Empfängers: Wer fälschlicherweise eine andere gültige Kontonummer eintrage, müsse sehen, wie er sein Geld zurückbekomme, erläutert Pauli.

Grundsätzlich begrüßen aber selbst Kritiker die Idee, nach einer gemeinsamen Währung auch einen gemeinsamen Zahlungsverkehr in Europa zu etablieren. Zwar werde es "nicht in jedem Winkel Europas vom ersten SEPA-Tag an das gleiche Service-Niveau geben", wie DSGV-Vorstand Fieseler sagt. Sicherheitsrisiken in dem Markt von Norwegen bis Zypern und von Portugal bis Polen sehen Experten aber nicht. "Über 4000 Banken in 31 europäischen Staaten sind seit dem 28. Januar per SEPA erreichbar", erläutert Christian Westerhaus, Direktor Produktmanagement Zahlungsverkehr bei der Deutschen Bank. "Ein Sicherheitsproblem sehen wir nicht: Wir arbeiten ja mit diesen Banken im Ausland schon nach dem derzeitigen Verfahren gut zusammen - jetzt werden die Technik und die Geschäftsregeln vereinheitlicht."

Ziel von SEPA ist, schrittweise Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen in Europa zu standardisieren. (dpa/tc)