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Konferenz DLDwomen

Digitalisierung verlangt neue Werte

11.07.2012
"Female Empowerment", die Stärkung von Frauen, ist eine vor allem in den USA geführte Debatte. Seine Hoffung setzt dieser Ansatz in die Nutzung der digitalen Möglichkeiten. Über die Chancen beraten zwei Tage lang die Teilnehmer einer Konferenz in München.

Um Frauen in der digitalen Revolution geht es in dieser Woche bei einer Konferenz in München, die auch nach dem Wertewandel der Internet-Ära fragt. "Im Netz werden alle gezwungen zu einer anderen Form von Nachhaltigkeit, zu einer anderen Form von Transparenz und Aufrichtigkeit", sagte die Schauspielerin Maria Furtwängler als eine der beiden Schirmherrinnen am Montag in München. Die Veranstalter der DLDwomen erwarten dazu am heutigen Mittwoch und Donnerstag rund 80 Sprecherinnen und Sprecher sowie 600 (mehrheitlich weibliche) Teilnehmer im Haus der Kunst.

Die DLD (Digital Life Design), organisiert von Verleger Hubert Burda, fand erstmals 2005 statt und lenkt als Plattform für Internet-Unternehmer und Investoren jeweils im Januar den Blick auf aktuelle Trends im Web. Die DLDwomen ist ein Ableger dieser Konferenz für Frauenthemen.

Aber haben Bits und Bytes ein Geschlecht? "Wir wollen uns mit der DLDwomen nicht auf eine Gender-Diskussion festlegen lassen", antwortete Furtwängler, die mit Burda verheiratet ist. "Und doch schauen wir natürlich besonders, was die Digitalisierung der Welt für uns Frauen bedeutet." Frauen bewegten sich mehr in Sozialen Netzwerken als Männer und seien für den Großteil des E-Commerce zuständig. Auch nutzten sie die Möglichkeiten der digitalen Welt vielfach aktiver, etwa als Unternehmerinnen mit einem eigenen Start-up. Und wenn man sich zu Hause ans Firmennetz anschließen könne, sei das für berufstätige Mütter ein großer Vorteil.

Die Konferenz unter dem Motto "New values, new rules" (Neue Werte, neue Regeln) will den in den USA diskutierten Ansatz unter dem Schlagwort "Female Empowerment" (Stärkung von Frauen) erklärtermaßen nach Europa und Deutschland bringen. Dazu stellt sie unter anderem aktuelle Ergebnisse aus der Neurowissenschaft vor.

Maria Furtwängler mit DLD-Macherin Steffi Czerny bei DLDwomen 2011
Maria Furtwängler mit DLD-Macherin Steffi Czerny bei DLDwomen 2011
Foto: Getty Images_HMB

"Mein Eindruck ist, dass wir uns von einer Ich-Gesellschaft hin zu mehr Wir und Miteinander bewegen", sagte Furtwängler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Kein Wunder. Konnektivität, Teilen, Gemeinschaft sind die Grundlagen von Social Media." Da spiele es eine große Rolle, ein Gefühl für andere zu entwickeln. "Hier erhoffen wir uns auf der Konferenz Anstöße von Neurowissenschaftlern wie Tania Singer, die danach fragt, wo Empathie entsteht und wie man das lernen kann."

Zu den weiteren Teilnehmern gehören Arbeitsministerin Ursula von der Leyen und EU-Kommissarin Viviane Reding. "Mit Frau von der Leyen werde ich mich über Alzheimer unterhalten", kündigte Furtwängler an. "Wir haben beide Väter, die an Alzheimer erkrankt sind." Die für 2050 erwartete Zahl von acht Millionen Demenz-Patienten sei nicht nur volkswirtschaftlich eine Herausforderung, sondern auch bei der Entwicklung neuer Werte: "Auch da müssen wir umdenken: Ist der Wert eines Menschen wirklich von seinen kognitiven Fähigkeiten abhängig?"

Mit EU-Kommissarin Reding soll es auf der Konferenz auch um die Frage gehen, inwieweit eine Frauenquote in Führungspositionen sinnvoll ist. "Am Ende des Tages bin ich auch für eine Quote, weil ich glaube, dass wir einen Veränderungsdruck brauchen", sagt Furtwängler. "Und in der Politik hat die Quote viel Gutes bewirkt."

Die DLDwomen 2012 wird als Livestream übertragen, außerdem kann man die Konferenz über den Hashtag #dldw12 bei Twitter verfolgen. (dpa/tc)