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Wikileaks

"Wir lassen uns nicht mundtot machen"

08.12.2010
Trotz der Festnahme von Wikileaks-Gründer Julian Assange hat die Enthüllungsplattform in der Nacht zum Mittwoch 46 weitere Geheimdokumente veröffentlicht.

Aus den Depeschen von US-Diplomaten geht unter anderem hervor, dass Libyen Großbritannien vor der Freilassung des Lockerbie-Bombers stärker unter Druck gesetzt hat als bislang bekannt. In einer Nachricht bekräftigte ein Wikileaks-Sprecher, dass die Organisation weitermachen will: "Wir lassen uns nicht mundtot machen, weder von juristischen Aktionen noch von Zensur durch Firmen", schrieb Kristinn Hrafnsson.

Die Hälfte der jetzt veröffentlichten Dokumente stammt aus der US-Vertretung in Madrid. Daraus geht unter anderem hervor, dass Spanien sich 2009 um eine Normalisierung seiner angespannten Beziehungen zu den USA bemühte. In einer anderen Depesche steht, dass Großbritannien im Streit um die Freilassung des Lockerbie-Bombers Abdel Basset al-Megrahi "harte und sofortige Maßnahmen" von Libyen befürchtet hatte, falls der Mann im Gefängnis gestorben wäre. Das berichtet die britische Zeitung "Guardian" unter Berufung auf die Dokumente.

Wikileaks gab sich in einer über Twitter verbreiteten Nachricht angriffslustig. Assanges Festnahme werde die Organisation nicht lähmen, die Veröffentlichung von US-Depeschen gehe weiter, schrieb Sprecher Kristinn Hrafnsson. Die Depeschen seien an mehr als 500 Stellen im Netz zu finden, die Dokumente würden täglich 50 Millionen Mal aufgerufen.

Hrafnsson attackierte die US-Politik. Die USA seien im kommenden Jahr Gastgeber der UNESCO-Veranstaltungen zum "Tag der Pressefreiheit". Gleichzeitig greife der Senator Joe Lieberman die Zeitung "New York Times" wegen der Veröffentlichung der Dokumente an. "Wir hoffen, dass die UNESCO künftig die Pressefreiheit irgendwo feiert, wo sie auch existiert." (dpa/tc)