Web

Studie der EU-Kommission

Wie digital wettbewerbsfähig ist Europa?

05.08.2009
Von pte pte
Die Europäische Kommission hat einen Bericht über die digitale Wettbewerbsfähigkeit Europas veröffentlicht.

Der Studie zufolge nutzen 56 Prozent aller Europäer das Internet regelmäßig, das heißt mindestens einmal pro Woche. Fast die Hälfte aller Privathaushalte sowie mehr als 80 Prozent der Unternehmen verbindet sich dabei über einen Breitbandanschluss mit dem World Wide Web. Unter den Bürgern der EU ist darüber hinaus eine hohe Affinität für Mobilfunkdienste festgestellt worden. Die Union hat mittlerweile mehr Mobiltelefone als Einwohner, dies entspricht einem Verbreitungsgrad von über 119 Prozent, wird nicht ohne Stolz verkündet.

"Europas digitale Wirtschaft hat ein gewaltiges Umsatzpotenzial in allen Wirtschaftssektoren. Damit dieser Vorteil aber tatsächlich in ein nachhaltiges Wachstum und neue Arbeitsplätze umgesetzt werden kann, müssen die Regierungen Führungsstärke zeigen und koordinierte Maßnahmen treffen, um bestehende Hindernisse für neue Dienste zu beseitigen", erklärt Viviane Reding, die für die Informationsgesellschaft und Medien zuständige EU-Kommissarin, in einer Aussendung.

Im Vergleich zur letzten Erhebung aus dem Jahr 2004 wuchs der Anteil an regelmäßigen Internetnutzern innerhalb der EU um etwa ein Drittel. Die aktivsten Internetnutzer finden sich in der Gruppe der 16- bis 24-Jährigen. 73 Prozent von ihnen nutzen sogenannte fortgeschrittene Dienste, mit denen sie Inhalte selbst schaffen und online mit anderen teilen können. Im EU-Durchschnitt nutzen nur 35 Prozent Dienste dieser Art. Zwei Drittel der Europäer unter 24 Jahren nutzen das Internet täglich, der EU-Durchschnitt liegt in dieser Kategorie bei 43 Prozent.

Eine weitere Erkenntnis des Berichts ist, dass junge Menschen für Online-Inhalte wie Videos oder Musik offenbar nur ungern zahlen wollen. Gar 33 Prozent sind überhaupt nicht bereit, etwas zu zahlen. Im EU-Durchschnitt waren dies nur zirka 17 Prozent. Die jungen Nutzer seien jedoch zu Zahlungen bereit, sollte dafür ein besserer Service beziehungsweise bessere Qualität geboten werden. Paradoxerweise gaben sie überdies mehr Geld für Video- oder Musikangebote im Web aus als der EU-Durchschnitt.

Trotz der durchaus fortgeschrittenen Digitalisierung in der EU sieht die Kommission einige Verbesserungspotenziale. Beispielsweise hat ein Drittel der EU-Bürger noch nie das Internet benutzt. Die Schlusslichter sind hier Bulgarien, Rumänien und Griechenland, wo nur zwischen 25 und 31 Prozent der Privathaushalte über einen Internetanschluss verfügen.

Ernüchternd sind auch die Ergebnisse für grenzüberschreitenden E-Commerce. Nur sieben Prozent der Verbraucher haben bislang online in einem anderen Mitgliedstaat eingekauft. Außerdem hinkt Europa in Bezug auf Investitionen in Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Informations- und Kommunikationstechnologien, beim Breitbandausbau oder bei den Ausgaben für Online-Werbung den USA oder Japan noch weit hinterher.

Aus den Studienergebnissen hat die Kommission nun einige Handlungsmaxime für die Regierungen der einzelnen Staaten abgeleitet. Ziel der "i2010" genannten Strategie soll es sein, jedem EU-Bürger Zugang zu einem Breitbandanschluss zu schaffen und dafür Sorge zu tragen, dass grenzüberschreitende Geschäfte über das Internet angekurbelt werden. Darüber hinaus sollten sich die Gesetzgeber Gedanken darüber machen, wie man sich die kreative Energie der jungen Internet-User zu Nutze machen könnte und auch wie man sie gerecht entlohnen könnte. (pte)