CW-Kolumne

Fortschritt zu teuer erkauft?

11.02.2012
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Auf dem Papier beziehungsweise in den Powerpoint-Vorträgen der Marketiers scheinen Cloud- und Virtualisierungslösungen nur Vorteile zu bringen.
"Cloud- und Virtualisierungsstrategien sollten wohl durchdacht sein, sonst kann es sehr schnell teuer werden." Jürgen Hill, COMPUTERWOCHE-Redakteur.
"Cloud- und Virtualisierungsstrategien sollten wohl durchdacht sein, sonst kann es sehr schnell teuer werden." Jürgen Hill, COMPUTERWOCHE-Redakteur.

Dank besserer Server-Auslastung seien weniger Blades nötig, die Infrastruktur für Daten und Speichernetze werde einfacher und die IT insgesamt flexibler. Eine atmende IT – welcher IT-Manager wünscht sich die nicht? Er könnte sich ganz ums Business kümmern und gelassen zusehen, wie die Kosten für Hardware und Software ins Bodenlose fallen, da nur noch nach Verbrauch abgerechnet wird. Die Umwelt wird geschont, die Stromrechnung geschrumpft, der „carbon footprint“ – um im Marketing-Slang zu bleiben – gesenkt.

Klingt alles super. Mit diesem Image könnte der CIO-Job richtig Spaß machen. Doch Vorsicht, bei Recherchen zu verschiedenen Artikeln gewann die COMPUTERWOCHE-Redaktion in letzter Zeit den Eindruck, dass die Cloud- und Virtualisierungs-Schüsse auch nach hinten losgehen können und mancher Entscheider plötzlich vor einem Berg offener Rechnungen stehen könnte.

Ein Beispiel hierfür: Das Upgrade von 10-Gigabit-Ethernet auf 40/100 GbE – erforderlich durch Trends wie Virtualisierung und Cloud Computing – klingt anfangs nach „Easy Going“. Man muss ja nur ein paar Module austauschen und fertig.

Doch wer intensiver nachfragt, gewinnt schnell die Erkenntnis, dass strategische Großprojekte sich nicht vemeiden lassen. So ist die Verkabelung im Data Center zu erneuern, und aufwendige Sicherheitskonzepte müssen entworfen werden, weil derzeit bei 100 GbE eine Netzanalyse in Echtzeit nicht möglich ist.

Wer glaubt, es reiche aus, ein paar Blades besser auszulasten und dank Flexibilisierung die Kosten zu senken, sollte noch einmal nachdenken. Die Migration auf Highspeed Ethernet ist in vielen Fällen unausweichlich! Die großen Trends dieser Zeit, von Cloud Computing bis Big Data, verlangen nach kostspieligen Anpassungen der IT-Infrastrukturen – und nach einem ganzheitlichen Blick auf die IT.