Heute Hauptversammlung

Telekom bereitet sich auf Konjunkturrückschlag vor

03.05.2010
Telekom-Chef René Obermann bereitet sein Unternehmen auf wirtschaftlich schwierige Zeiten vor.

Das sagte der Konzernchef im Gespräch mit der "Welt am Sonntag". "Ich befürchte, dass die hohe Staatsverschuldung in einer Reihe von Ländern nicht ohne Folgen bleiben wird", sagte Obermann. Das werde auch noch einmal auf die Konjunktur schlagen. "Ich kann Ihnen nicht sagen, wann das sein wird. Aber es wird Rückschläge geben."

Obermanns Einschätzung hat Folgen auf das künftige Vorgehen der Telekom. "Wir müssen Reserven haben und werden daher bei möglichen Zukäufen vorsichtig vorgehen", sagte er. Vorerst werde es keine Multi-Milliarden-Euro-Übernahmen geben.

Dies gelte auch für das Geschäft in den USA, wo der Umsatz im vergangenen Jahr sogar leicht zurückgegangen sei. Wann dort wieder Wachstum zu erwarten sei, wollte der Telekom-Chef nicht sagen. "Wir geben jedenfalls nicht auf, nur weil wir vorübergehend Wachstumsprobleme haben. Eine solche Delle sei kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen." Es müsse um jeden Kunden gekämpft werden.

Die Krise in Griechenland könnte schon bald Auswirkungen auf die Deutsche Telekom haben. Der Konzern ist an der griechischen OTE beteiligt, ein Großteil ist jedoch noch in den Händen des griechischen Staates, der zwingend neues Geld benötigt und daher einen weiteren Verkauf erwägen könnte. "Der Staat kann uns weitere Unternehmensteile anbieten", sagte Obermann.

Baustellen bei der Telekom - Obermann stellt sich Aktionärsfragen

Eine hitzige Debatte erwartet den Telekom-Chef heute bei der Hauptversammlung. Mit seinem Dividendenversprechen und seiner Strategie für die nächsten Jahre wollte Obermann die Anleger etwas besänftigen. Trotzdem wird er sich am Montag in Köln auf kritische Fragen vorbereiten müssen. Denn die Telekom befindet sich wieder einmal im Umbau. In Deutschland werden gerade Fest- und Mobilfunkaktivitäten zusammengelegt, in Großbritannien hat die Telekom gerade erst ein Joint Venture auf den Weg gebracht. Und die US-Tochter ist und bleibt das Sorgenkind des Konzerns.

Die "Strategie 2.0", die Obermann bereits Mitte März präsentierte, dürfte eines der Hauptthemen bei dem Aktionärstreffen in der Kölner Lanxess-Arena sein. Der Telekom-Chef will sich die starke Nachfrage nach mobilem Internet, Breitband und nicht zuletzt T-Dienstleistungen wie das viel zitierte "Cloud Computing" zu nutze machen, um die Umsätze der Telekom in den nächsten Jahren auch wieder organisch zu steigern. Bis 2015 soll sich der Umsatz dieser neuen "Wachstumsfelder" auf 30 Milliarden Euro fast verdoppeln. Lars Labryga von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) kündigt schon jetzt an: "Daran wird sich Obermann messen lassen müssen."

Baustellen USA und UK

Doch trotz der Zukunftsmusik bleiben die Baustellen im Konzern - bei T-Mobile USA konnte Obermann das Ruder bislang noch nicht herumreißen. Der laufende Netzausbau soll die Lücke zu den Wettbewerbern irgendwann schließen. Auch in Osteuropa, wo die Telekom an der griechischen OTE beteiligt ist, läuft das Geschäft nicht ganz rund. Und das Joint Venture der britischen Tochter T-Mobile UK mit France Telecom muss seinen Erfolg erst noch unter Beweis stellen. Das gleiche gilt für das Projekt "One Company" - die Zusammenlegung von Mobilfunk und Festnetz auf dem Heimatmarkt.

Dafür hat Obermann seinen Aktionären endlich eine Dividende garantiert. Bis 2012 hat die Telekom ihren Anlegern eine Dividende von mindestens 70 Cent je Aktie versprochen. Die gesamte Ausschüttungssumme soll im Schnitt bei 3,4 Milliarden Euro liegen. Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz hält die Dividendenaussage für richtig. "Ich habe den Eindruck, dass die Deutsche Telekom damit mehr auf die Anforderungen der Kapitalmärkte eingeht", sagt er. Für 2009 bekommen die Aktionäre noch 78 Cent je Aktie für in Deutschland lebende Anleger ist sie wie immer steuerfrei.

Datenskandal und Personalie Zumwinkel

Abseits des operativen Geschäfts ist der Datenskandal auch in diesem Jahr noch einmal Thema. Zwar haben sich die Wogen inzwischen etwas geglättet. Die Ermittlungen gegen den ehemaligen Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und den früheren Konzernchef Kai-Uwe Ricke sind inzwischen abgeschlossen, die Ergebnisse liegen aber bislang nicht vor. Aus diesem Grund soll die Entlastung von Zumwinkel für das Geschäftsjahr 2008 auch noch einmal um ein Jahr vertagt werden. Zur Abstimmung steht auch ein neues Vergütungsmodell für den Vorstand, dass sich an langfristigen Komponenten, Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit orientiert.

Pünktlich zur Hauptversammlung hat die Gewerkschaft ver.di auch noch einmal die Arbeitsbedingungen bei der US-Tochter T-Mobile USA angeprangert. Bereits im vergangenen Jahr hatten sich kleinere Pensionsfonds besorgt gezeigt und den Vorstand zur Rede gestellt. (dpa/tc)