Smartphones, Tablet - und PCs

HP setzt auf die webOS-Karte

10.02.2011
Hewlett-Packard (HP) will das Betriebssystem webOS künftig auf einer breiten Palette von Geräten vom Smartphone über Tablet und Drucker bis hin zum PC einsetzen.

Mit zwei neuen Smartphones und einem Tablet-Computer, die auf der Technik des übernommenen Pioniers Palm beruhen, tritt der weltgrößte Computerkonzern in Konkurrenz zu Apples iPhone und iPad. HP-Manager Jon Rubinstein - selbst ehemaliger Apple-Mann - sprach am Mittwoch am Firmensitz im kalifornischen Palo Alto vom "Beginn einer neuen Ära".

HP hatte Palm vor einem knappen Jahr für 1,2 Milliarden Dollar übernommen. Dabei hatte es der Computerkonzern vor allem auf das Betriebssystem webOS abgesehen. Diese Software haucht nun allen drei neuen Geräten Leben ein: dem kreditkartengroßen Smartphone "HP Veer", dem iPhone-großen Smartphone "HP Pre3" sowie dem iPad-großen Tablet-Computer "HP TouchPad". Das kleine Veer soll ab dem Frühling verfügbar sein, die beiden größeren Geschwister ab dem Sommer. Preise nannte HP noch keine. Klar sein dürfte jedenfalls, dass bis zur Verfügbarkeit von Pre 3 und Touchpad Apple bereits mit dem iPhone 5 und iPad 2 am Markt ist.

HP steht vor der Herausforderung, gegen etablierte Konkurrenten mit bewährten Geräten anzutreten: Neben Apple gewinnt Google mit seinem Smartphone-Betriebssystem Android immer mehr Fans. Eine Größe ist auch Research In Motion (RIM) mit seinen Blackberrys und seinem angekündigten Tablet-Computer "Playbook". Selbst Nokia ist trotz aller Probleme nicht zu unterschätzen und Microsoft will mit seinem Betriebssystem Windows Phone 7 verlorenen Boden gutmachen.

Palm dagegen fristet auch unter HP-Herrschaft bislang eher ein Mauerblümchen-Dasein. Nach Angaben des Marktforschers comScore hatten im Schlussquartal nicht mal vier von 100 Smartphone-Besitzern im Heimatmarkt USA eines der älteren Palm-Geräte. Tendenz rasch fallend. Im Ausland dürfte die Entwicklung noch dramatischer aussehen.

Dabei boomt das Geschäft. Nach Angaben der Marktforschungsfirma IDC verdoppelte sich die Zahl der verkauften Smartphones im gleichen Zeitraum auf 100,9 Millionen. Hinzu kommen die neuen Tablet-Computer. Das alles, so fürchten Experten, geht zu Lasten des klassischen PCs und damit eines der Kerngeschäfte von HP. Das Wachstum bei den Computerverkäufen hat sich schon deutlich verlangsamt. Für den neuen HP-Chef Léo Apotheker, der ehemals SAP geführt hat, sind die neuen mobilen Geräte damit von entscheidender Bedeutung.

Palm gilt als Pionier im Markt für Taschencomputer und später auch bei den Smartphones. Doch die größeren Konkurrenten hängten das Unternehmen im Laufe der Zeit ab. HP hat das übernommene Betriebssystems webOS inzwischen weiter auf Vordermann gebracht - der Browser beispielsweise unterstützt neben HTML5 auch die im Web weit verbreitete Multimedia-Software Flash Player von Adobe, den beispielsweise Apple bei seinen iPhones oder iPads nicht zulässt. Das sogenannte Multitasking - die Nutzung mehrerer Programme gleichzeitig - war von Beginn an eines der Kern-Features von webOS.

Rubinstein und HP-Spartenchef Todd Bradley - der selbst einige Jahre an der Spitze von Palm stand - kündigten bei der gestrigen Veranstaltung auch an, das webOS zukünftig auf Notebook- und Desktop-PCs einzusetzen. Jegliche Details dazu blieben die beiden Manager allerdings schuldig. So ist beispielsweise unklar, ob webOS dabei Windows als Betriebssystem ersetzen oder eher als Aufsatz darauf aufsetzen soll. Zentrale Strategie ist aber offenbar, dass der Nutzer sein Profil und seine Daten über eine Vielzahl von HP-Endgeräten via Cloud synchronisieren kann. Ob dieses Konzept aufgeht, bleibt (wie man so schön sagt) abzuwarten. (dpa/tc)