IFA

Telekom sieht mobiles Internet als Wachstumstreiber

31.08.2009
Die Telekombranche hat das mobile Internet als großen Wachstumsmarkt auserkoren.

Kleinen Software-Anwendungen für das Handy - so genannte Apps - wird dabei in der Branche eine Schlüsselrolle zugeschrieben: "Applikationen sind für unsere Branche Wachstumstreiber in zwei Dimensionen", sagte Christian Illek, Marketing-Chef der Telekom in Deutschland, im Interview mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Wenn ich keine guten Applikationen habe, kaufen die Leute auch keine Datentarife." Aber auch die Anwendungen selbst sind nach Einschätzung von Illek für die Netzbetreiber von Bedeutung. "Nur ein wirklich exklusiver Content, der relevant ist, zieht."

Das iPhone von Apple vertreibt die Telekom exklusiv - ebenso wie verschiedene Android-Smartphones.
Das iPhone von Apple vertreibt die Telekom exklusiv - ebenso wie verschiedene Android-Smartphones.
Foto: Apple

Dabei haben die Netzbetreiber nach den Worten von Illek die freie Auswahl zwischen offenen Entwickler-Plattformen wie Googles Android oder einem geschlossenen System wie Apples App Store. Wie das funktioniert, macht der Bonner Konzern selbst vor: Er vermarktet nicht nur das iPhone exklusiv in Deutschland, sondern hat auch zwei Android-Telefone im Programm. Ein weiteres exklusives Gerät soll kommende Woche auf der Internationalen Funkausstellung IFA (4. bis 9. September) in Berlin vorgestellt werden.

Exklusive Inhalte

"Das Gros der Applikationsentwicklung wird heute und in Zukunft von Dritten gemacht", erklärt Illek. "Aber wir müssen ein paar relevante Applikationen besetzen, damit die Kunden sich für uns entscheiden." Dazu gehören Musik- und Video-Downloads. Vor allem sieht Illek die Telekom aber mit ihrem Bundesliga-Fernsehangebot auf dem Handy gut aufgestellt - trotz des holprigen Starts zu Beginn der neuen Spielsaison. "Bei Liga Total auf dem Handy haben wir technische Einschränkungen, das ist zugestanden, und die Techniker brauchen Zeit, um das Thema zu lösen. Aber wir haben nachgewiesen, dass exklusiver Inhalt zieht."

Die Telekom war von der hohen Nachfrage, vor allem von iPhone-Kunden, überrascht worden. So seien vor dem Start der Bundesliga noch weniger als 1000 Streams am Tag abgerufen worden. Am ersten Spieltag seien es in der Spitze 300.000 gewesen - was letztlich auch zu den technischen Problemen geführt hatte. Im Verlauf sei die Zahl der abgerufenen Spielminuten von 600.000 am ersten Spieltag auf mehr als eine Million am dritten Spieltag gestiegen.

Weg vom reinen Preiswettbewerb

Es sind solche Alleinstellungsmerkmale, in denen Illek die Zukunft der Branche sieht: "Diese Industrie muss weg vom reinen Preiswettbewerb und sich darauf konzentrieren, einen Mehrwert zu generieren." Im Festnetzgeschäft exerziert die Telekom das bereits mit ihrem Internet-Fernsehangebot. Dort gebe es aber nicht "die eine Killerapplikation", sondern "viele Anwendungen, die Fortschritte zu herkömmlichem Fernsehen bieten". Ein Weiterentwicklung will die Telekom ebenfalls auf der IFA mit einer neuen Version des Programmmanagers vorstellen.

Als nächstes großes Thema bezeichnet Illek das, was sich hinter dem Schlagwort "Konvergenz" verbirgt. Doch die Zusammenführung von Mobilfunk und Festnetz wird nach Einschätzung von Illek noch etwas Zeit in Anspruch nehmen. "Wir schalten nicht von einem Tag auf den anderen um und dann ist alles konvergent", sagt Illek. Für bestimmte Leuchtturm-Projekte habe sich die Telekom einen Plan von drei Jahren gegeben. Zunächst müssten aber Festnetz und Mobilfunk erfolgreich allein dastehen. Nach und nach sollen dann immer mehr übergreifende Produkte eingeführt werden. "Gleichzeitig müssen wir die Kunden vom Mehrwert überzeugen."

VDSL-Double-Play nun im Herbst

Ein VDSL-Kabelverzweiger
Ein VDSL-Kabelverzweiger
Foto: Telekom AG

Zunächst wird es auch weiterhin reine Festnetz- oder Mobilfunk-Angebote geben. Ein Beispiel dafür ist das auf den VDSL-Anschlüssen der Telekom basierende Double-Play-Angebot (Internet und Telefonie), dessen Einführung eigentlich für den Frühsommer geplant war. "Die Verhandlungen mit anderen Betreibern haben länger gedauert als wir uns das vorgestellt haben", erklärt Illek die Verzögerung. "Es müsste aber mit dem Teufel zugehen, wenn wir im Herbst nicht starten." Bislang haben Vodafone und 1&1 sich mit der Telekom auf einen Zugang zu dem auf Glasfaser basierenden VDSL-Netz geeinigt. Doch erst wenn sie soweit sind, soll auch das eigene Angebot der Telekom starten.

"Wir möchten uns nicht dem Vorwurf aussetzen, dass wir den Wettbewerb verzerren und die ersten Kunden für unser Retail-Geschäft abschöpfen." Dann steht dem Kampf um die neuen Kunden allerdings nichts mehr in Wege. "Meine Erwartungshaltung für die Double-Play-Kunden ist schon, noch eine niedrige sechsstellige Zahl in den kommenden Monaten hinzukriegen." (dpa/tc)