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IBMs Pläne für i5/OS

31.07.2007
Das Betriebssystem der i-Server – ehemals AS/400 – nähert sich dem künftigen Unix-System AIX 6 der p-Series an.

Stück für Stück verschmelzen zwei ehemals völlig unterschiedliche Systemwelten bei IBM, obwohl der Hersteller davon offiziell wohl noch lange nicht reden wird. Der Anfang war gemacht, als die Verwendung von Prozessoren der Power-Architektur den Übergang von der alten AS/400 zur i-Series markierten. Mit der Umbenennung ihres Betriebssystems von OS/400 auf i5/OS ging die erste Annäherung an AIX-Unix einher. Beide haben gemeinsame Elemente, beispielsweise den TCP/IP-Stack oder die PHP-Engine. Mit der künftigen Version i5/OS V6R1 und mit Betriebssystem-nahen Erweiterungen wird die Synergie unübersehbar.

IBM-Server der i-Serie, hervorgegangen aus der legendären AS/400-Reihe, bekommen im nächsten Jahr ein neues i5/OS-Betriebssystem (V6R1), das in wichtigen Punkten AIX 6 ähneln wird.
IBM-Server der i-Serie, hervorgegangen aus der legendären AS/400-Reihe, bekommen im nächsten Jahr ein neues i5/OS-Betriebssystem (V6R1), das in wichtigen Punkten AIX 6 ähneln wird.
Foto: IBM

Die vorgesehenen Neuerungen für i5/OS und AIX sind in großen Teilen identisch. Das künftige AIX 6 ist in Form eines öffentlich zugänglichen Beta-Releases (mehr dazu hier) schon für jedermann zugänglich, und seine Freigabe ist noch für dieses Jahr vorgesehen. Bis zur nächsten Hauptversion von i5/OS, der Version 6 Release 1, wird es etwas länger dauern, nämlich noch bis 2008.

Naheliegenden Ähnlichkeiten ergeben sich daraus, dass die Systemfamilien p und i auf der gleichen Prozessorarchitektur aufsetzen, nämlich auf den Power-CPUs. Deren neueste Baureihe, der Power 6, hat kürzlich mit dem neuen Topmodell i570 erstmals Einzug in der i-Serie gehalten (mehr dazu hier). Der Prozessor birgt einige Verbesserungen, die sich nur mit speziellen Varianten der Betriebssysteme ausnutzen lassen. So kann der Chip in mehrere virtuelle CPUs aufgeteilt werden, und in ihn sind eine Unit für Dezimalberechnugen sowie ein VMX-Vektor-Coprozessor integriert. Diese Eigenarten kann bisher nur eine Sondervariante des i-Betriebssystems i5/OS V5R4 ausnutzen. Diese nimmt also das künftige i5/OS V6R1 voraus.

Die schon CPU-bedingten Neuerungen führt das künftige i5/OS in Sachen Virtualisierung bedeutend weiter. Sie ähneln den Erweiterungen, die bei AIX 6 unter dem Begriff "Workload Partition" eingeführt werden. Allerdings hat Craig Johnson, ein leitender Produkt-Manager der Power System Group bei IBM, diesen Begriff in einer Erläuterung gegenüber dem britischen IT-Nachrichtendienst "Computerwire" strikt vermieden.

Stattdessen ist von "Hosted Storage" die Rede: Im aktuellen i5/OS, V5R4, benötigt jede logische Partition einen eigenen Disk-Controller, was ziemlich ins Geld gehen kann, wenn man zu viel Freude an LPARs entwickelt. Künftig reicht ein Speicheradapter, denn es kommt ein Verfahren ins Spiel, das AIX 6 für die Workload-Partitionierung nutzt: Es wird möglich, eine primäre i5/OS-Partition einzurichten, unter der man weiter sekundäre Partitionen aufbauen kann, welche die I/O-Hardware der Hauptpartition benutzen.

Jetzt kommt es allerdings auf eine clevere Belegung der sekundären Partitionen an, damit deren Anwendungen nicht einen I/O-Engpass auf der primären Partition hervorrufen. Applikationen, die viel Bandbreite für Speicheroperationen benötigen, sollte man also besser nicht in einer Subpartition verhungern lassen.

Mit AIX 6 führt IBM "Live Application Mobility" ein, die Fähigkeit, virtualisierte Anwendungen ohne relevante Unterbrechung aus einer logischen Partition auf eine andere auf einem physikalisch anderen Server zu verschieben. Im Zusammenhang mit i5/OS hält sich IBM diesbezüglich noch sehr bedeckt, aber auch hier ist von "high availability clustering" und "cross-site mirroring" die Rede.

Bei der Datenspeicherung gibt es eine weitere i5/OS-Neuerung, die IBM wohl wegen der sich in letzter Zeit häufenden Meldungen über unauffindbar verlorene Speichermedien noch vor der Virtualisierung hervorhebt: Das künftige Betriebssystem bringt Möglichkeiten zur Verschlüsselung von Daten mit. Dies bezieht sich sowohl auf die Daten in Disk-Arrays als auch auf die Informationsablage auf Bändern und virtuellen Bandspeichern (ein Mix aus Festplatten und Bändern).

Der nächste Punkt der Übereinstimmung mit dem hauseigenen Unix ergibt sich bei einer neuen "Java Virtual Machine". Die Fortentwicklung einer eigenen JVM für i5/OS hat IBM zugunsten der für AIX schon im letzten Jahr gestoppt. Die künftige 64-Bit-JVM in I5/OS dürfte mit der in AIX weitgehend identisch sein. Bekannt ist, dass IBM hier auf eine eigene Entwicklung setzt und sich nicht Techniken von Sun oder BEA zu eigen macht.

Last not least wird es eine Angleichung bei der Administration von i5/OS und AIX geben. Die bisherige i5-Umgebung "Navigator" soll nach Darstellung von IBM-Manager Johnson – jedenfalls berichtet das "Computerwire" – schrittweise "verdrängt" werden durch das Toolset "Systems Director". Der Übergang sieht demnach einen Basiswerkzeugkasten speziell für i5-Umgebungen vor. Auf ihn kann man eine umfangreichere Systems-Director-Ausgabe aufsetzen, welche die Administration verschiedener IBM-Systeme unter einem Dach erlauben soll. Es ist IBMs Absicht, das gesamte Server-Portfolio mit einem Set von Management-Tools zu umfassen. Dies soll es Administratoren ermöglichen, mehr als eine spezielle IBM-Server-Architektur zu steuern – die Anwenderunternehmen sollen dadurch Personalkosten im IT-Betrieb reduzieren können. (ls)