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Streit mit Negroponte

OLPC: Intel-Rückzug ist kein Rückschlag

04.01.2008
Intels Abschied aus dem OLPC-Projekt ist nach Ansicht der Initiative kein Beinbruch. Schließlich habe der Konzern kaum etwas beigetragen.

Nach dem Rückzug von Intel aus dem Board of Directors des OLPC-Projekts (One Laptop Per Child) hat der OLPC-President gegen den Chipkonzern nachgetreten. Der Schritt sei kein Beinbruch, sagte Walter Bender in einem Interview. Schließlich habe Intel auch kaum etwas zum Gelingen der Initiative beigetragen. Intel war nach anfänglichen Querelen dem Board im Juli beigetreten, um den Graben zwischen dem OLPC- und dem eigenen "Classmate"-PC zu überbrücken. In der ersten Version der OLPC-Notebooks "XO" für Kinder in Entwicklungsländern werkeln AMD-Prozessoren.

Laut Bender sei das Intel-Engagement für die Initiative "halbherzig" gewesen. Gerüchten zufolge hatte Intel einen eigenen XO-Rechner auf Basis des kommenden Billig-Prozessors "Silverthorne" entwickeln wollen, was offiziell nicht bestätigt worden war. Laut Bender habe Intel ein Gerät vorgestellt, das mehr kostet und mehr verbraucht als die vorhandenen OLPC-Modelle. Bender warf Intel vor, dem Projekt nur aus Marketing-Erwägungen beigetreten zu sein. Statt an einer gemeinsamen Lösung der Probleme zu arbeiten, habe der Konzern nur nach Differenzierungsmerkmalen zu den eigenen Ansätzen gesucht.

Die Kurzbeziehung war in die Brüche gegangen, weil Intel nicht auf den eigenen Classmate-PC verzichten wollte. Darüber war es zu einem anhaltenden Streit mit OLPC-Gründer Nicholas Negroponte gekommen, der schließlich in der Trennung mündete. Im Umkreis des Konzerns hieß es, man habe den Entwicklungsaufwand für den Classmate nicht in den Wind schreiben wollen. Derweil verdichten sich Spekulationen, wonach OLPC die Aktion "Give 1, get 1" auf Europa ausdehnen will. (ajf)