Aktienkurstreibereien per E-Mail und SMS-Spam nehmen zu

16.04.2007
Von Dorothea Friedrich
Bei Cyberkriminellen werden so genannte Pump-and-Dump-Kampagnen, Aktienkurstreibereien per E-Mail, immer beliebter.

Auch SMS-Spams nehmen zu. Die meisten Spam-Mails werden nach wie vor aus den USA versandt. Das hat der Computersicherheits-Spezialist Sophos jetzt bekannt gegeben.

Bei den Pump- and Dump-Kampagnen bringen Betrüger per E-Mail falsche Informationen über Firmenaktien in Umlauf, um so potenzielle Investoren zu ködern und den Kurswert gezielt in die Höhe zu treiben. Sobald die Kriminellen ihre Anteile verkauft haben, hören sie auf, die Aktien zu bewerben. Das Resultat: Die Kurse fallen, und die Investoren verlieren letztlich ihr Geld.

Im März meldete Sophos beispielsweise eine Pump-and-Dump-Kampagne, die sich zum ersten Mal auf eine nicht in den USA gelistete Firma bezog. Über mehrere Tage hinweg waren E-Mails im Umlauf, in denen die Empfänger aufgefordert wurden, Aktien der seit 1. März 2007 an der Frankfurter Börse notierten Stonebridge Resources Exploration Ltd. zu kaufen. Der Aktienkurs wurde dadurch zunächst deutlich in die Höhe getrieben und fiel dann schlagartig, nachdem die Spammer ihre Anteile verkauft hatten.

Um gängige Antispam-Filter zu umgehen, setzen die Versender Sophos zufolge verschiedene Techniken ein. Beispielsweise erhöhen sie durch den Versand von Bildnachrichten oder die Verwendung willkürlich gewählter Begriffe die Chance, dass ihre Nachrichten nicht erkannt werden. Ebenfalls im März stellte die US Börsenaufsicht den Handel der Aktien von 35 Unternehmen ein, die Opfer solcher Kampagnen geworden waren, um die Pläne der Spammer zu durchkreuzen und Investoren zu schützen.

Im ersten Quartal 2007 gab es zudem zwei bedeutende Fälle von SMS-Spam-Kampagnen. Gegen die Täter wird bereits ermittelt. Im Januar berichtete Sophos von einem Paar aus Florida, das verurteilt wurde, weil es fünf Millionen Spam-Nachrichten an Mobiltelefone verschickt hatte, in denen für Aktien von Immobilien geworben wurde. Im Monat darauf setzte der Netzwerkbetreiber Verizon Wireless eine einstweilige Verfügung gegen ein Unternehmen durch, das per SMS knapp 100.000 Spam-Meldungen an Verizon-Kunden geschickt hatte. Für Sophos ist klar, dass zwielichtige Marketing-Experten SMS-Spam für eine praktische neue Werbemethode halten. Viele Menschen ignorieren demnach E-Mail-Spam, sind aber überrascht, wenn Spam per SMS auf ihrem Handy landet. Alle Fälle von SMS-Missbrauch sollten sofort dem Mobilfunk-Provider gemeldet werden. Allerdings ist SMS-Spam trotz der Zunahme weiterhin nur ein kleines Problem, vergleicht man es mit der Flut an E-Mail-Spam.

Rund ein Fünftel aller Spam-Mails, die zwischen Januar und März versandt wurden, stammen aus den USA. Die USA führten damit im ersten Quartal die Länderliste erneut an. Auf den folgenden Plätzen befinden sich China sowie der Neueinsteiger Polen, der mit einem Anteil von 7,4 Prozent die Negativ-Hitliste stürmte und auf Platz drei landete. Erstmals sind auch Russland, Indien und Italien unter den zwölf aktivsten Ländern beim Spam-Versand. Die Zahl der aus Deutschland versendeten Spam-Mails nahm ihm Vergleich zum Vorjahr um mehr als zwei Prozent zu; mit einem Anteil von 3,7 Prozent landete Deutschland damit auf Platz sieben. Weniger aktiv beim Versand unerwünschter Massen-E-Mails zeigten sich die Schweiz - mit einem Anteil von 0,32 Prozent auf Platz 37 - und Österreich, das mit einem Anteil von 0,26 Prozent auf Platz 43 landete.

Insgesamt stieg die weltweite Verbreitung an unerwünschten Massen-E-Mails im Vergleich zum ersten Quartal 2006 um 4,2 Prozent. Mehr als ein Drittel aller weltweit verbreiteten Spam-Mails stammen mittlerweile aus Europa.