Warum so viele Outsourcing-Verträge neu verhandelt werden

03.04.2007
Von Richard Knoll
Schlechtes Vertrags-Management durch die Auftraggeber ist ein Hauptgrund für die Unzufriedenheit mit Outsourcing. Das besagt eine Studie der Sourcing-Beratungsgesellschaft TPI.

Die Ergebnisse des TPI-Reports basieren auf den Aussagen von Firmenverantwortlichen, die Outsourcing-Verträge einkaufen und managen.Insgesamt wurden Entscheider in 40 Unternehmen in Europa und Nordamerika befragt. Der Studie zufolge gaben rund 61 Prozent der befragten Outsourcing-Einkäufer an, dass sie der Erstellung des Vertrags mehr Bedeutung beimessen als dessen Management. Dies trage in hohem Maß zur Unzufriedenheit bei. Zudem gaben knapp 52 Prozent der Verantwortlichen an, dass ihre eigenen unrealistischen Erwartungen oft ebenfalls den Erfolg der Vereinbarung behinderten.

Outsourcing-Verträge erbringen im Allgemeinen etwa 28 Prozent weniger Wert als ursprünglich erwartet. Laut Studie strukturieren viele Unternehmen ihre Verträge zudem innerhalb von nur 18 Monaten neu. "Probleme mit Outsourcing-Verträgen resultieren oft aus mangelnder Absprache zwischen Auftraggeber und Service-Provider über den Umfang der zu leistenden Dienste – und nicht aus mangelnder Qualität der Dienstleistungen selbst", erklärt Bernd Schäfer, Managing Director bei TPI Deutschland.

Fast die Hälfte (49 Prozent) der von TPI befragten internationalen Unternehmen gab an, dass ihre Unerfahrenheit beim Outsourcing-Management ihren Erfolg bisher geschmälert hat. Rund 46 Prozent war es eigenen Angaben zufolge nicht gelungen, eine geeignete umfassende Kontrollstruktur zu implementieren. Etwa 35 Prozent der Befragten hatten zudem die Einberufung regelmäßiger Sitzungen von Kontrollgremien vernachlässigt.

Mit der Erkenntnis, wie sich die eigenen Unterlassungen auf den Erfolg des Outsourcings auswirken, entscheiden sich jedoch nur wenige Einkäufer dafür, bei Problemen die Beziehungen mit den bestehenden Providern zu beenden. Knapp 42 Prozent gaben an, dass sie als Bestandteil des neuen Verhandlungsprozesses die Einholung von Angeboten anderer Service-Provider in Erwägung gezogen hätten. Nur etwa 18 Prozent holten dann auch tatsächlich Angebote ein. Ebenso erklärten rund 41 Prozent, die Rückholung von Outsourcing-Diensten in das Unternehmen erwogen zu haben, doch nur gut 13 Prozent führten dies auch wirklich aus.

Laut TPI erscheinen zwar Alternativen zum bestehenden Vertragspartner oft attraktiv, jedoch können die Belastungen im Zusammenhang mit einem solchen Wechsel beträchtlich sein. Einen Hinweis darauf, dass Auftraggeber das Vertrauen in ihre Outsourcing-Provider behalten, sehen die Experten in der Tatsache, dass nach einer Neuverhandlung sowohl längerfristige als auch breiter gefasste Verträge überwiegen. Der Studie zufolge verlängerten knapp 46 Prozent der befragten Unternehmen bei einer Neuverhandlung die Vertragslaufzeit und mehr als 59 Prozent gaben an, dass der überarbeitete Vertrag einen größeren Leistungsumfang enthielt als der ursprüngliche Vertrag. Dabei beschreiben gut 13 Prozent diese Erweiterung als signifikant. Außerdem gaben etwa 56 Prozent der befragten Unternehmen gaben, dass sich die Neuverhandlung ihrer Verträge als effektiv erwiesen habe.

Den vollständigen Report "Restructuring Outsourcing Agreements: An Indication of Failure, or a Tool to Increase Value?" finden Sie auf der TPI-Website.