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Überhitzte Xbox-360-Konsolen kosten Microsoft mehr als eine Milliarde Dollar

06.07.2007
Herber Rückschlag für Microsofts Videospiel-Bemühungen: Der Konzern schreibt 1,05 bis 1,15 Milliarden Dollar vor Steuern ab, um im Rahmen einer freiwillig auf drei Jahre verlängerten Garantie defekte Xbox-360-Konsolen zu reparieren.

Viel zu viele - Berichte gehen von bis zu einem Drittel aus - der seit Ende 2005 verkauften neuen Xboxen verenden mit drei blinkenden roten Lämpchen an der Vorderseite, auch bekannt als "Red Ring of Death". Was diesen Ausfall verursacht, wollte Microsoft gestern nicht genauer erläutern. Ursache dürfte aber eine Überhitzung des Grafikchips der Xbox 360 sein. Kunden hatten nach einer Reparatur des Geräts nämlich plötzlich eine zweite Heatsink vorgefunden.

So sieht er aus, der "Ring of Death" (Foto: Sam Lunn via flickr)
So sieht er aus, der "Ring of Death" (Foto: Sam Lunn via flickr)
Foto: gameswelt.de

Microsoft verlängert nun freiwillig die Garantie für die Xbox 360 für alle Kunden, deren Konsole die drei roten Lämpchen zeigt. Zuvor betrug die Garantie in den USA ein Jahr und in Europa zwei Jahre ab Kaufdatum. Defekte Xboxen sollen repariert oder nötigenfalls ausgetauscht werden Für neu produzierte Maschinen wurde das Design geändert, so dass die Überhitzung hier nicht mehr auftreten sollte.

"Das wohl ist eines von den Dingen, über die wir offensichtlich nicht begeistert sein können", konzedierte Robbie Bach, Chef des Microsoft-Bereichs Entertainment and Devices. Und in der Tat ist dies ein teurer Rückschlag für die Bestrebungen des Softwarekonzerns, vom Videospielgeschäft zu profitieren. Microsoft hatte Ende 2001 seine erste "Xbox" auf den Markt gebracht, um damit aus der wachsenden Konvergenz zwischen Computer- und Unterhaltungstechnik Kapital zu schlagen.

Das Nachfolgemodell Xbox 360 kam dann im November 2005 in den Handel. Seither hat Microsoft rund 11,6 Millionen davon an Händler rund um den Globus geliefert. Nach Stückzahlen führt es damit im Markt für Konsolen der dritten Generation - was allerdings nicht zuletzt der Tatsache geschuldet ist, dass die Xbox 360 ein Jahr vor der Konkurrenz auf dem Markt war. In den USA wurden bisher laut NPD Group 5,6 Millionen Xbox-360-Konsolen, 2,8 Millionen "Wii"-Systeme von Nintendo und 1,4 Millionen "PlayStation-3"-Maschinen von Sony verkauft.

Trotzdem hat Microsoft im Konsolengeschäft bislang enorme Verluste aufgehäuft. Für die letzten drei Geschäftsjahre summiert sich der operative Fehlbetrag der Sparte Home and Entertainment, dessen wichtigstes Produkt die Xbox ist, auf 3,08 Milliarden Dollar.

Was die Xbox 360 betrifft, vermuten einige Analysten, dass Microsoft Kompromisse bei der Qualität eingegangen war, um das Gerät unbedingt vor dem Wettbewerb am Markt zu haben. "Der Auftrag war, Sony und Nintendo zuvorzukommen", sagt zum Beispiel Richard Doherty, Experte für Consumer Electronics bei der Envisioneering Group.

Wie hoch der Prozentsatz der betroffenen Xbox-360-Systeme ist, wollte Microsoft-Mann Bach nicht verraten. Er sagte lediglich, die "Mehrheit" der Nutzer habe keine Probleme.

Die Milliardenabschreibung will Microsoft im vierten Quartal (30. Juni) vornehmen, mit dem es sein Geschäftsjahr abschließt. Der Gewinn pro Aktie für das Vierteljahr werde dadurch voraussichtlich um sieben bis acht Cent geschmälert, hieß es. Die Anleger ließ dies übrigens weitgehend kalt - im nachbörslichen Handel nach Bekanntwerden der Hiobsbotschaft gab die Microsoft-Aktie gerade mal um elf Cent auf 29,88 Dollar nach. (tc)