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Experte: Kein langfristiger Schaden für SAP wegen Spionageaffäre

04.07.2007
Die Industriespionageaffäre wird den Softwarekonzern SAP nach Einschätzung von Experten nicht langfristig beschädigen.

"Konsumenten reagieren bei Skandalen oft irrational, Unternehmen orientieren sich dagegen an Fakten", sagte der Leiter des Kieler Instituts für Krisenforschung (IFK), Frank Roselieb, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa am Mittwoch. "Die SAP-Software kostet viel Geld und der Kauf ist mit großem Aufwand verbunden. Es ist daher nicht damit zu rechnen, dass sich viele Kunden von der SAP-Software trennen werden."

Europas führendes Softwarehaus habe mit dem Eingeständnis, unerlaubt auf Datenbanken seines Erzrivalen Oracle zugegriffen zu haben, das richtige Krisenmanagement angewendet, erklärte der Experte. "Ein systematisches Leugnen bis zur Gerichtverhandlung wäre der falsche Weg gewesen." Ein gutes Signal nach außen war nach Einschätzung von Roselieb auch, personelle Konsequenzen bei der SAP-Tochter TomorrowNow anzukündigen. SAP-Chef Henning Kagermann hatte am Dienstag zugegeben, dass die US-Tochter des Walldorfer DAX-Unternehmens Wartungsdokumente des Rivalen Oracle in "unangemessener Weise" heruntergeladen hatte.

Nun müsse SAP aber beweisen, dass der Weltmarktführer für Unternehmenssoftware auch Lehren aus dem Skandal gezogen hat, betonte der Institutsleiter. Möglich wäre, einen Kodex für die Zukunft zu formulieren, um ähnliche Fälle ausschließen. "Mit Dreck nach dem Konkurrenten zu werfen, um von den eigenen Flecken auf der Weste abzulenken, wird dagegen in der Regel als dumme Ausrede gewertet", sagte Roselieb. "Unternehmen sind dann schlau, wenn sie mit der richtigen Dosis zurückschießen."

Nach Einschätzung des Krisenmanagers sollte SAP weiterhin den Weg an die Öffentlichkeit suchen und vor allem den erwarteten Prozess begleiten. Am 4. September wird vor dem Bezirksgericht in San Francisco der Sachverhalt erörtert. Oracle-Chef Larry Ellison wirft SAP in einer Klage Diebstahl geistigen Eigentums und die Verletzung von Urheberrechten vor. (dpa/tc)