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Kleinkrieg zwischen eBay und Google

14.06.2007
EBay hat in den USA am Montagabend aufgehört, Anzeigen über Google "AdWords" zu schalten. Hintergrund ist offenbar eine umstrittene (von Google inzwischen abgeblasene) "Freedom Party" in Boston.

Eine Sprecherin von eBay, das zu Googles größten Anzeigenkunden zählt, ließ offiziell nur verlauten, der Schritt sei Teil von eBays "konstantem Experimentieren, was bei Online-Werbung am besten funktioniert".

Insider sind sich indes sicher, dass in Wahrheit eBay-Manager verärgert über eine von Google angesetzte Party waren. Diese "Freedom Party" mit kostenlosem Essen und Massagen sollte ursprünglich am Donnerstagabend in der Nähe der historischen Boston Tea Party in Boston steigen, wo eBay zeitgleich eine Konferenz für seine Verkäufer eröffnet. Veranstalter war Googles Bezahldienst "Checkout".

Mit dem "Freedom"-Motto spielte Google offensichtlich auf seine Bemühungen an, eBay-Seller auf sein Checkout-System zu locken. Was eBay, das den konkurrierenden (allerdings deutlich mächtigeren) Service PayPal betreibt, zweifellos ein Dorn im Auge sein musste.

Google hat die Freedom-Party inzwischen abgeblasen und auf einer offiziellen Checkout-Site verlautbart, dass "nach Gesprächen mit eBay-Offiziellen wir bei Google zugestimmt haben, dass es für uns besser wäre, diesen Event nicht während der Konferenz eBay Live abzuhalten". "Es bestärkt uns, dass sie eingesehen haben, dass ihre Aktion falsch war", kommentiert der eBay-Sprecher.

Zumindest gestern Abend war noch unklar, ob und gegebenenfalls wann wieder eBay-Anzeigen auf Googles US-Websites auftauchen werden. "Niemand sagt, dass das dauerhaft ist", so der eBay-Sprecher, der den Schritt aber zumindest als "Ende offen" bezeichnete. eBay arbeite auch mit Bannern und Textanzeigen bei Google-Wettbewerbern. Was darauf hindeuten könnte, dass eBay künftig verstärkt nach Werbealternativen zu Google Ausschau halten könnte, um Internet-Nutzer auf seine Site zu locken.

"Wir kommentieren Beziehungen zu und Ausgaben von individuellen Werbkunden nicht", sagte ein Google-Sprecher. "EBay ist seit langem ein Partner und wir freuen uns darauf, unsere positive Beziehung fortzusetzen."

US-amerikanische Google-Nutzer sind seit langem daran gewöhnt, eBay-Werbung in einem Großteil ihrer Suchergebnisse zu finden, weil eBay AdWords seit vielen Jahren verwendet, um seine Online-Auktionen zu befördern. Die Marktforscher von Nielsen Netratings gehen davon aus, dass Google im ersten Quartal 2007 Googles größter Werbekunde war (gemessen allerdings nur nach angezeigten Anzeigen; bezahlt werden muss dafür bekanntlich nur, wenn ein Nutzer auch wirklich darauf klickt).

Google und eBay kommen sich allerdings immer häufiger in die Quere. Gründe dafür sind neben Checkout unter anderem auch "Google Talk", das mit eBays Skype konkurriert, und "Google Base" mit kostenlosen Kleinanzeigen. EBay hatte im vergangenen Jahr außerdem einen Vertrag mit Yahoo! geschlossen, das seither die Banner-Werbung für eBays US-amerikanische Sites liefert. Im Rest der Welt ist dafür aber Google zuständig. (tc)