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Lang lebe Legacy: Unisys portiert OS 2200 auf Xeon

15.05.2007
Unisys kündigt heute an, dass es sein Mainframe-Betriebssystem "OS 2200" aus dem Sperry-Erbe auf Xeon-Server mit x64-Architektur portiert hat.

OS 2200 läuft aktuell auf den "Clearpath"-Großrechnern. Unisys war vor zwei Jahrzehnten aus der Fusion der Mainframe-Anbieter Sperry und Burroughs entstanden. In den inzwischen mehrere Jahre alten Clearpath-Systemen konnten Anwender CMOS-basierende Mainframe-Prozessoren zusammen mit Xeon-CPUs von Intel in einem Chassis verwenden.

Auf diesen Intel-Boards lief allerdings anfänglich ausschließlich Windows, später gesellten sich SCO Unix und Linux dazu. OS 2200, das frühere Großrechner-Betriebssystem von Sperry, war bis heute auf CMOS-Prozessoren angewiesen. Das 48-Bit-Betriebssystem "MCP" von einstmals Burroughs hatte Unisys schon vor geraumer Zeit als "MCPvm" virtualisiert und mit Hilfe eines eigenen Hypervisors auf Windows und den Xeon-Boards in den Clearpath-Rechnern ans Laufen gebracht (und zwar bevor Xeon und Windows von 32 auf 64 Bit erweitert wurden!).

Mit dem heutigen Tage läuft nun das 36-bittige OS 2200 in der Version 11.2 ebenfalls auf Xeons. Unisys ist es dabei gelungen, den Port so zu realisieren, dass für die ursprünglichen Sperry-Prozessoren geschriebener Cobol-Code ohne Neukompilierung auf den Intel-Chips läuft. Laut Rod Sapp, Director of ES Servers and Storage bei Unisys, werden der CMOS-Befehlssatz und die OS-2200-APIs durch die Software passend gemappt.

Dabei komme übrigens nicht "QuickTransit" von Transitive zum Einsatz. "Wir haben unsere eigenes Geheimrezept", sagte Sapp dem Branchendienst "Computerwire". Wenn Kunden allerdings von 36- auf 64-Bit-Speicherunterstützung auf den neuen "Dorado"-Servern von Unisys umsteigen wollen, dann kommen sie um eine Neukompilierung ihrer Anwendungen für x64 nicht herum.

Die Dorado-Server sind mit Dual-Core-Xeons vom Typ 7100 "Tulsa" bestückt. Der "Dorado 420" kann vier davon aufnehmen, die sich für einen einzigen virtuellen OS-2200-Kern zusammenschalten lassen (sinnvoll für hohe Batch-Leistung). Das Modell "430" verwendet die gleiche Hardware, wird allerdings vermietet und nutzungsabhängig abgerechnet statt verkauft. Bei I/O und Peripherie sind die Maschinen identisch mit der CMOS-basierenden "300"er-Familie. Sapp zufolge erreichen die Xeon-Systeme eine aggregierte Rechenleistung von 90 bis 400 MIPS. (tc)