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Teradata will im Data Warehousing auf eigene Beratung setzen

24.04.2007
Wenige Wochen vor dem geplanten Börsengang verspricht der Hersteller Kontinuität bei der Produktentwicklung. Allerdings müssen sich bisherige Projektpartner auf mehr Konkurrenz einstellen.

Anlässlich der internationalen Kundenveranstaltung "Enterprise Intelligence Summit" in Warschau hat das Management von Teradata neuerlich die Vorteile einer Ablösung vom Mutterkonzern NCR betont und den geplanten Börsengang verteidigt. Ein Going Public sei immer schon eine Option gewesen, betonte Senior Vice President Michael Koehler, der künftig als Chief Executive Officer die Geschäfte bei Teradata führen wird.

Den Anstoß habe letztlich die gute finanzielle Situation von NCR und Teradata gegeben. So erwirtschaftete NCR im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 6,14 Milliarden Dollar einen Nettogewinn von 600 Millionen Dollar - den höchsten der Unternehmensgeschichte. Erheblichen Anteil daran hatte die Tochtergesellschaft Teradata, die einen Umsatz von 1,6 Milliarden Dollar bei 340 Millionen Dollar Reinerlös (NPOI) beisteuerte.

Teradatas künftiger CEO Michael Koehler will mehr ins Beratungsgeschäft investieren.
Teradatas künftiger CEO Michael Koehler will mehr ins Beratungsgeschäft investieren.
Foto: Michael Koehler

Anleger befürworten die Auslagerung, da sie eine wesentlich höhere Marktkapitalisierung für Teradata erwarteten. Sie könnten ihre NCR-Aktien demnächst in Teradata-Anteile umtauschen. Details über den genauen Wechselkurs soll es erst mit dem Börsengang geben, der für das dritte Quartal geplant ist. Auch sei noch nicht entschieden, ob das Unternehmen an der Nasdaq oder NYSE gelistet werde. Spekulationen, die geplante Abtrennung von Teradata solle einen Verkauf erleichtern oder noch vor Börsengang Interessenten wie Hewlett-Packard auf den Plan rufen, wies Koehler zurück: "Wir wollen ein unabhängiges Unternehmen bleiben, aber wir müssen natürlich unsere Aktionäre zufrieden stellen".

Auch aus Sicht der Produktstrategie sei die Teilung sinvoll, so Koehler. "Wir können uns jetzt zu hundert Prozent auf unser Geschäft konzentrieren". Damit betonte er die Andersartigkeit beider Unternehmensbereiche, während noch vor einigen Jahren sein Vorgänger Mark Hurd von Synergien mit den Produkten von NCR (Self-Service-Anwendungen, Geldautomaten, Check-in-Lösungen) gesprochen hatte. Auch künftig wolle sich Teradata ganz dem Thema Enterprise Data Warehousing widmen und dafür die Infrastruktur (Datenbank, Analyseanwendungen) stellen. Ziel sei der Aufbau zentralisierter und unternehmensweiter Lösungen für die Datenauswertung. Koehler sieht sein Unternehmen in diesem Softwaresegment als klar führend.

Konkurrenten seien vor allem IBM und Oracle, nicht aber Hewlett-Packard und Neueinsteiger. Letztere könnten bisher kaum Kunden vorzeigen. Weiter ging diesbezüglich Chief Technology Officer (CTO) Stephen Brobst. Anbieter wie Netezza, Dataallegro, IBM oder HP, die derzeit mit "Data Warehouse Appliances" an den Markt gingen, würden Systeme bieten, die funktional beschränkt seien und nur für den Aufbau kleinerer Data Marts dienten, nicht aber für ein Enterprise Data Warehouse. HP und IBM würden zudem vor allem alte Produkte neu bewerben, mit denen sie schon zuvor wenig Erfolg gehabt hätten. "Viele Konkurrenten sind in den letzten zehn Jahren gekommen und gegangen", ergänzte Koehler lakonisch.

Dennoch begrüßt der designierte CEO die neuen Wettbewerber als ein Zeichen, dass der Markt für Data-Warehouse-Infrastruktur wachse und gesund sei. Er erwarte ein durchschnittliches jährliches Wachstum von fünf bis sechs Prozent. Koehler betonte zugleich, dass man weiter mit anderen Herstellern zusammenarbeiten wolle. Kunden dürften die Analysewerkzeuge oder Middleware ihrer Wahl zu verwenden. Ein Kauf von Werkzeugen für Business Intelligence (BI) zur Auswertung von Daten aus dem Data Warehouse ist laut Technikchef Brobst nicht geplant. Dies gehöre nicht zum Kerngeschäft.

Trotz aller Kontinuität sieht Koehler aber auch Herausforderungen auf Teradata zukommen. So müsse es vor allem gelingen, den Markt stärker zu durchdringen. Der Schlüssel dazu seien neben anwendungs- und branchenspezifischen Datenmodellen, die den Aufbau eines zentralen Data Warehouse erleichtern sollen, vor allem mehr Beratungsdienstleistungen und Partner. Sei Teradata früher nur ungern Partnerschaften eingegangen, so habe sich deren Zahl in den letzten Jahren verdreifacht. Zugleich will Koehler durch den Aufbau einer eigenen Beratungsorganisation und im Projektgeschäft eine wichtige Einnahmequelle weiter erschließen. Mit 2500 Data-Warehouse-Experten könne man schon heute die größte derartige Abteilung weltweit vorweisen.

Die Einnahmen mit Lizenzen und Wartung bleiben laut Koehler zwar die wichtigste Umsatzquelle für Teradata, doch könnten die Ambitionen im Consulting einen Konflikt mit großen Implementierungspartnern heraufbeschwören. Schon heute sei es eine Gratwanderung, in Großprojekten die Aufgaben zwischen den eigenen Beratern und den Partnern aufzuteilen, verriet ein Unternehmensvertreter gegenüber der COMPUTERWOCHE. Ständig müsse mit den eigenen Leuten und den Partnern verhandelt werden, um böses Blut zu vermeiden.

Produktseitig soll es laut Koehler keine strategischen Veränderungen geben. Ein breites Portfolio für alle möglichen Szenarien der Datenintegration, wie es die IBM in ihrem "Information Server" versammelt, sei nicht das Ziel. Man werde weiter in die Entwicklung von Datenmodellen, Branchenlösungen und in die noch neuen Produkte für die Stammdatenverwaltung investieren. Ein anderes interessantes Anwendungsgebiet sei Text-Mining zur Auswertung unstrukturierter Dokumente (etwa aus dem Kunden-Management). Kombiniert mit strukturierten Daten (Berichten) könnten Unternehmen zusätzliche Informationen über ihr Geschäft gewinnen. Angesichts des bevorstehenden Börsengangs wollte Koehler jedoch keine Details zum Produktfahrplan und Entwicklung nennen. Organisatorisch sei Teradata aber bereits für den Alleingang bereit. (as)