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Siemens-Affäre: Von Pierer legt Aufsichtsratsvorsitz nieder

19.04.2007
Diese Meldung überrascht uns am späten Abend, just während bei "Scheibenwischer" über Siemens gelästert wird: Der frühere Konzernchef Heinrich von Pierer legt sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender nieder - ohne jegliches Schuldeingeständnis allerdings.

Pierer stelle mit Beginn der Sitzung des Aufsichtsrats am 25. April 2007 sein Amt zur Verfügung, teilt Siemens mit. Dem Aufsichtsrat werde vorgeschlagen, Gerhard Cromme für den Rest der laufenden Amtsperiode (bis zur Hauptversammlung am 24. Januar 2008) zum Vorsitzenden des Gremiums zu wählen. Für Pierer rücke der als "Ersatzmitglied" gewählte Michael Mirow nach, der bis 2002 in der Siemens-Zentrale für die strategische Unternehmensentwicklung zuständig war. Auf der nächsten Hauptversammlung stehe dann nach Ablauf von fünf Jahren turnusgemäß die Neuwahl aller Vertreter der Anteilseigner des Aufsichtsrats auf der Tagesordnung.

"Siemens ist trotz einer hervorragenden wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens aufgrund von teilweise offensichtlichen, teilweise behaupteten Verfehlungen einer Reihe von Führungskräften und Mitarbeitern in eine prekäre Situation geraten. Aufsichtsrat und Vorstand haben Ende letzten Jahres den Anstoß für eine umfassende und unabhängige Prüfung der Vorgänge gegeben. Die eingeleiteten Maßnahmen werden seitdem konsequent abgearbeitet", wird Pierer zitiert. "Alleiniger Anlass und Beweggrund für meine heutige Entscheidung ist das Interesse von Siemens. Mein Ziel ist es, den Erfolg des Unternehmens nachhaltig zu unterstützen und zu fördern. Durch die beeindruckenden wirtschaftlichen Erfolge weltweit fällt mir diese Entscheidung viel leichter. Ich gehe davon aus, dass die Neubesetzung des Aufsichtsratsvorsitzes auch einen Beitrag leisten wird, unser Unternehmen allmählich wieder aus den Schlagzeilen und in ruhigeres Fahrwasser zu bringen."

"Ich habe immer die Überzeugung vertreten", so Pierer weiter, "dass die Pflicht gegenüber dem Unternehmen und seinen weit mehr als 400.000 Mitarbeitern in aller Welt Vorrang vor eigenen Interessen haben muss. Eine persönliche Verantwortlichkeit mit Blick auf die laufenden Ermittlungen war nicht Grundlage meiner Entscheidung."

Es folgen noch die üblichen Danksagungen von Josef Ackermann (Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender), Cromme sowie Pierers Nachfolger Klaus Kleinfeld. Wir sind schon gespannt, was der Blätterwald morgen so rauscht zu der unzweifelhaft spektakulären Personalie. (tc)