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Web-Übel Spam: "Die Guten sind Teil des Problems"

20.03.2007
Microsoft-Forscher wollen die Quelle des Suchmaschinen-Spammings entdeckt haben: Lediglich zwei Webhoster und drei Werbefirmen sollen für mehr als zwei Drittel derartigen Werbemülls verantwortlich sein.

In einem gestern veröffentlichten Report beleuchten die Forscher Yi-Min Wang und Ming Wa auch die komplexe Technik hinter den Spam-Seiten, die darauf ausgelegt sind, Suchmaschinen-Nutzer auf Werbeanzeigen zu lotsen. Die Spammer erstellen Portalseiten, die von Suchrobotern leicht zu finden sind. Hier werden die Bots zu Werbenanzeigen weitergeleitet, die als Inhalt an die Suchmaschinen zurückgegeben werden. Durch die hohe Anzahl dieser Sites wächst ihre Relevanz und sie steigen schnell in den Trefferlisten auf. Das "Suchmaschinen-Spamming" ist ein wachsendes Problem, das auch mit dem steigenden Anteil an E-Mail-Spam einhergeht, der mit 93 Prozent am gesamten elektronischen Nachrichtenverkehr einen neuen Rekordstand erreicht hat. Für das laufende Jahr werden allein dadurch Kosten von 100 Milliarden Dollar erwartet, doppelt so viele wie noch 2006 (Computerwoche.de berichtete).

Die Microsoft-Forscher fanden heraus, dass mehr als 30 Prozent aller Suchergebnisse auf Spam-Sites verlinken. Besonders häufig nachgefragte Begriffe wie "drugs" oder "ring tone" lieferten fast ausschließlich Werbemüll. Insgesamt hätten 11 Prozent der 1000 Suchbegriffe, die während der Nachforschungen überprüft wurden, zu großen Teilen Spam-Ergebnisse eingebracht, so der Report.

"Die Spam-Industrie finanziert sich aus dem Werbe-Etat seriöser Unternehmen, die Online-Anzeigen schalten. Daher sind die Guten ein Teil des Problems", heißt es in dem Microsoft-Bericht. Gerade durch "Web 2.0"-Techniken mit vielen anwendererzeugten Inhalten sei das Internet sehr anfällig geworden: Besonders die Blog-Services großer Web-Unternehmen böten eine ideale Plattform, Werbe-Seiten und Anzeigen zu verbreiten, so die Forscher. Im Report nehmen sie beispielhaft Googles Blogger-Service blogspot.com ins Visier und stellen ihn als einen der Haupt-Ausgangspunkte des Spam-Overkills während ihrer Nachforschungen heraus.

Dass lediglich zwei Webhoster, darunter der New Yorker Service-Anbieter ISPrime, für große Teile des durch Suchmaschinen verursachten Spam-Traffics verantwortlich sein sollen, hatte Microsoft mittels einer Umfrage unter Anwendern herausgefunden. Auch dass 68 Prozent aller so geschalteten Anzeigen durch nur drei Unternehmen bereitgestellt werden, wollen die Forscher im Zuge ihrer Arbeit ermittelt haben. (sh)