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RFID: Einsparungen bei Wal-Mart ungewiss

15.02.2007
Der amerikanische Supermarktriese Wal-Mart gehört zu den Pionieranwendern von Funketiketten (Radio Frequency Identification, kurz RFID). Ob er damit auch wie gewünscht Kosten senkt, ist unklar.

Wal-Mart nötigt seine Lieferanten seit einiger Zeit, RFID einzusetzen, um seine Arbeits- und Lagerkosten noch weiter zu senken. Allerdings haben die Tests keine Einsparungen aufgezeigt, und die Lieferanten grummeln ob der hohen Kosten für die Einführung des designierten Barcode-Nachfolgers.

Eigentlich wollte Wal-Mart bis Januar 2006 ein Dutzend seiner insgesamt rund 120 Distributionszentren auf RFID umgestellt haben. Bislang sind laut "Wall Street Journal" aber erst fünf umgerüstet, plus 1000 Filialen. Weitere 400 Stores sollen im Laufe des Jahres RFID-fähig werden.

Die weltgrößte Handelskette braucht einen weiteren Durchbruch in ihre Logistik, aus der sie hauptsächlich ihre Preisvorteile zieht. Zwar gehören die Kosten von Wal-Mart noch immer zu den niedrigsten der Branche, aber Wettbewerber wie Target und CVS holen auf: Die operativen Kosten von Wal-Mart sind deutlich gestiegen und betrugen 2006 geschätzte 18,4 Prozent vom Umsatz, fast zwei Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2001. Bei Target und CVS stiegen die Ausgaben zwischen 2001 und 2005 jeweils um weniger als einen Prozentpunkt (auf 21,8 und 19,7 Prozent).

Kein Manager wollte dem Wirtschaftsblatt zu den RFID-Fortschritten Rede und Antwort stehen. Konzernsprecher Kevin Gardner antwortete auf Fragen zu den mit den Funketiketten erzielten Einsparungen, die Tags hätten die Produktverfügbarkeit in den Regalen verbessert und die Filialleiter könnten effektiver ihre Lagerbestände auffüllen. "Beim Ausbau unserer RFID-Expansion wollen wir auf diesen Ergebnissen aufbauen", schrieb Gardner in einer Mail.

Wal-Marts Lieferanten werden den Teufel tun, den Konzern zu attackieren, der ihnen Waren im Wert von 260 Milliarden Dollar abnimmt. Aber sie erklären zumindest, dass sie für ihre RFID-Investitionen über Jahre hinweg keinen Return erwarten, wenn es denn überhaupt einen geben sollte. Einige unterstellen auch, Wal-Mart selbst habe durch die neue Technik überhaupt nichts eingespart.

Ein Lieferant, der seine Firma lieber ungenannt lassen möchte, beklagte sich über die trotz Investitionen von 200.000 Dollar pro Jahr und mehr nicht erkennbaren Einsparungen. "Das ist eine große Blackbox ohne Aussicht auf Return. Viele Leute, hätten sie eine echte Wahl, würden da nicht mitmachen."

Neben Wal-Mart versuchen sich auch andere Händler wie Target, Best Buy oder Albertson's sowie das US-Verteidigungsministerium am RFID-Einsatz. Und kämpfen mit den gleichen Problemen bei der Suche nach Einsparungen.

Unter anderem, weil die Tags noch viel zu teuer sind. Und hier steckt die Branche in einem Teufelskreis: Billiger würden die Funketiketten erst dann, wenn jeder einzelne Artikel damit versehen und die Stückzahl entsprechend steigen würde. Für die Hersteller auf der anderen Seite gebe es keine finanzielle Rechtfertigung für ein Einzel-Tagging.

In der Folge haben sich die enthusiastischen Ankündigungen neuer RFID-Pilotprojekte von vor zwei Jahren in eine Mauer des Schweigens verwandelt. Es wird erwartet, dass der Handel den Einsatz der Technik nun deutlich vorsichtiger ausweitet. "Sie werden nicht 'Stop' sagen" zu ihren Lieferanten, vermutet David Donnan, Berater und früherer President beim RFID-Ausrüster Checkpoint Systems. "Sie werden sagen 'Macht langsamer'." (tc)