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SCO unmittelbar vor der Pleite?

10.01.2007
Novell beansprucht per gerichtlichem Eilverfahren fast 25 Millionen Dollar Einnahmen aus Unix-Lizenzen.

Von Microsoft und Sun Microsystems hatten SCO im Jahr 2003 insgesamt 26 Million Dollar für Unix-Sonderlizenzen überwiesen. Novell aber beansprucht nach dem Vertrag über die Übergabe von Unix an SCO 95 Prozent solcher Lizenzeinnahmen. Die trafen nicht bei der Netware-Company ein, und diese verlangt nun gerichtlich 24,7 Millionen Dollar. Dabei beantragte Novell auch noch ein Eilverfahren, denn der Bankrott SCOs sei "unausweichlich und unmittelbar bevorstehend". Bei Verzögerungen fürchtet das Unternehmen, einen großen Teil seiner Gelder nie zu erhalten.

Drei Jahre hatte SCO vor Gericht versucht, Novell Einblick in die Verträge mit Microsoft und Sun zu verwehren. Ende vergangenen Jahres erhielt Novell schließlich die Abkommen. Seine Firmenanwälte kamen zu dem Ergebnis, dass die beiden Unternehmen Lizenzen für Unix System V erworben haben, wofür SCO 95 Prozent der Einnahmen an Novell überweisen muss. SCO behauptet jetzt allerdings, es seien Unixware-Lizenzen gewesen, die nicht unter diese Klausel fallen. Doch im Widerspruch zu dieser Einlassung hat SCO die damaligen Geldflüsse als SCOsource-Einnahmen ausgezeichnet. Und dieser Geschäftsbereich umfasst nach Ausführungen von SCO Lizenzumsätze mit Unix-System-V-Code.

Damit hat sich SCO in eine weitere Falle manövriert. Denn wenn die Lizenzgelder jetzt plötzlich Unixware-Einnahmen gewesen sein sollen, waren die Quartals- und Jahresberichte von SCO in diesem Punkt falsch. Das zieht unweigerlich Probleme mit der ziemlich pingeligen US-Börsenaufsicht nach sich. Die Stellungnahme von SCO-Sprecher Blake Stowell zu den Novell-Forderungen fiel entsprechend schmallippig aus: Der Vorgang sei "fraglos Novell-FUD" (fear, uncertainty and doubt) und "unverantwortlich". SCO werde wie angekündigt am 17. Januar dieses Jahres die Zahlen des letzten vierten Quartals 2006 veröffentlichen. Der Sprecher war so kurz angebunden, dass er sogar "vergaß" zu dementieren, dass SCO unmittelbar vor der Pleite stehe. (ls)