SoftM baut mit Bison neues ERP-Produkt

07.02.2006
Mit der Java-basierenden ERP-Lösung "Greenax" wollen beide Anbieter im Handel punkten. Über eine Entwicklungs- und Vertriebskooperation soll das Bündnis jedoch nicht hinausgehen.

Die beiden Enterprise-Resource-Planning-Anbieter (ERP) SoftM AG und die Schweizer Bison Group haben eine Entwicklungs- und Vertriebskooperation angekündigt. Die gemeinsame Lösung Greenax soll Anfang März auf der CeBIT offiziell vorgestellt und ab Anfang April ausgeliefert werden.

Die gemeinsam entwickelte Lösung bedeute für SoftM von der technischen Seite den Eintritt in einen neuen Markt, erläutert Ralf Gärtner, Marketing-Vorstand von SoftM, die Hintergründe. Überlegungen zu künftigen Wachstumschancen gebe es bei den Münchnern bereits seit geraumer Zeit. Die I-Series-Plattform, die bislang das Hauptgeschäft mit der "SoftM Suite" ausmacht, stagniert (siehe auch: SoftM verbucht weiteren Umsatzrückgang). Hier gebe es kaum noch Wachstumsperspektiven, räumt der SoftM-Manager ein. Allerdings werde sich der Anbieter auch weiterhin um die angestammten Produktlinien kümmern, verspricht Gärtner.

Greenax baut auf dem offenen J2EE-Standard auf und soll sich nach Angaben der beiden Hersteller auf Basis einer Service-orientierten Architektur flexibel an die Belange der Nutzer anpassen lassen. Grundlage des Systems ist die integrierte Entwicklungsumgebung "Bison Solution" der Schweizer. Es unterstützt als Plattform Windows- und Linux-Umgebungen mit den Distributionen von Suse und Red Hat. Anwender können den offenen Jboss-Applikations-Server beziehungsweise IBMs Websphere als Ablaufumgebung einsetzen. Greenax arbeitet mit den Datenbanken Oracle, IBMs DB2 und Microsofts SQL Server zusammen.

Das System ist prozessorientiert, erläutert Stefan Forster, Mitglied der Unternehmensleitung der Bison Group. "Einzelne Funktionen stehen als Services zur Verfügung, die sich über Workflows zu Prozessen verbinden lassen." Damit lasse sich das ERP-System exakt an die Geschäftsanforderungen anpassen. Der Branchenfokus von Greenax liegt vorerst auf dem Handel, insbesondere den Segmenten Großhandel, Einzelhandel, Handelskooperationen und Agrarhandel, der Hausmarkt der Schweizer. Über weitere Brachen werde bereits nachgedacht. Konkrete Pläne liegen aber noch nicht vor.

Aktuell bietet das System Funktionen für den Einkauf, Vertrieb, Materialwirtschaft, Lagerverwaltung, Kunden-Management und die Produktionsplanung. In einer weiteren Ausbaustufe sollen Finanz- und Anlagenbuchhaltung, Kostenrechnung und Controlling hinzukommen. Diese Erweiterungen sind für das Jahr 2007 geplant.

Eine typische Einzelplatzlizenz des Systems soll Forsters Angaben zufolge etwa 2000 Euro kosten. Es ist geplant, Greenax nach einem Concurrent-User-Modell zu lizenzieren. Derzeit liegen Versionen in deutscher, englischer und französischer Sprache vor. Die Palette soll im Lauf der Zeit erweitert werden.

Das Partnerschaftsmodell sieht eine Zusammenarbeit lediglich in Sachen Entwicklung und Vertrieb vor, erklärt SoftM-Manager Gärtner. "Es ist kein Beteiligungsmodell." In dieser Richtung gebe es derzeit auch keine Überlegungen. Die Rechte an den einzelnen Softwarebestandteilen gehören zu gleichen Teilen beiden Unternehmen. Die Märkte haben sich SoftM und Bison aufgeteilt. Während SoftM Greenax in Deutschland, Österreich, Frankreich und Osteuropa vermarkten wird, soll Bison für die Schweiz, Italien und Spanien zuständig sein. SoftM wie auch Bison wollen die Lösung direkt und über Partner vertreiben. Dabei sollen Partner die Tore für bestimmte Teilbereiche im Handel öffnen, indem sie Referenzlösungen für Teilsegmente wie beispielsweise den Agrar- oder Reifenhandel entwickeln.

SoftM plant, einzelne Funktionen, die mit Greenax entwickelt werden, auch in die SoftM Suite für die I-Series einfließen zu lassen. In Zukunft soll es außerdem einen Migrationspfad für die bisherige SoftM-Klientel auf Greenax geben. Ein genauer Zeitplan dafür existiert jedoch noch nicht. Gärtner zufolge wird es bis nach 2010 dauern. (ba)