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SAP: On-Demand soll klassisches CRM-Geschäft ergänzen

03.02.2006
Erstmals bietet SAP mit "CRM On-Demand" eine Mietvariante für Kunden an. Gegen eine Gebühr von 75 Dollar (Einstiegspreis) pro Monat und Nutzer können Anwender CRM-Funktionen für den Vertrieb nutzen.

SAP bezeichnet das ab sofort weltweit verfügbare Mietprodukt als Erweiterung der Applikation Mysap CRM. Hosting-Partner ist IBM. Anwender greifen über den Browser auf die Funktionen zu. Zunächst sind die Oberflächen in Englisch und Deutsch verfügbar, Französisch, Japanisch, Portugiesisch, Spanisch und Chinesisch sollen im zweiten Quartal dieses Jahres unterstützt werden.

SAPs CRM On-Demand setzt auf Funktionen auf, die der Software "Mysap CRM" entliehen wurden, erläutert Peter Graf, Executive Vice President Solution Marketing, im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Dieser Umstand erleichtere es Firmen, ihre On-Demand-Umgebung später in eine Inhouse-Lösung zu überführen. Unternehmen sind laut Graf zudem in der Lage, das On-Demand-Produkt gemeinsam mit im eigenen Haus installierten CRM-Lösung ("On-Premise") betreiben, wenn sie das wünschen. Es ist aber auch ein reiner On-Demand-Betrieb möglich.

Für den On-Premise-Betrieb böten sich Funktionen wie die Datenanalyse sowie die Integration in Produktionssysteme an. Für die On-Demand-Variante seien das Kontakt-, Opportunity- und Pipeline-Management prädestiniert. Beide Betriebsvarianten lassen sich parallel nutzen, so dass Anwender auf die gleiche Datenbasis zugreifen. Im Gegensatz dazu betreibt Salesforce.com ausschließlich gehostete Applikationen. Dies habe laut Graf den Nachteil, dass es Kunden sehr schwer falle, eine Mietumgebung in die hauseigene IT zu migrieren. Gleiches gelte für den Siebel-Ansatz, da der On-Demand-Variante eine andere Technik zugrunde liege.

Bei den gehosteten SAP-Applikationen sind die Daten, Prozesse und Konfigurationsmerkmale der Mieter voneinander isoliert. SAP spricht hier von "isolierten Mandanten". Den späteren Umstieg von der On-Demand- auf eine On-Premise-Lösung will SAP den Kunden durch einen Rabatt auf den Lizenzpreis schmackhaft machen. Details hierzu stehen jedoch noch nicht fest.

Neben IBM sind prinzipiell auch weitere Hosting-Partner möglich. Noch in diesem Jahr sollen neben dem jetzt verfügbaren "Sales On-Demand" Module für das Marketing und den Kundenservice folgen.

Der Softwarekonzern will den Einstieg in das On-Demand-Geschäft nicht als Reaktion auf Konkurrenten wie Salesforce.com verstanden wissen, sondern als Erweiterung des bisherigen Verkaufs von Softwarelizenzen (siehe Salesforce.com schaltet "Winter-'06"-Edition frei). "Im Gegensatz zu Salesforce.com adressieren wir große Firmen und den gehobenen Mittelstand", so Graf. Das CRM-System zur Miete stehe eher in Wettbewerb mit dem von Oracle/Siebel. Dessen On-Demand-Produkt basiere allerdings anders als SAPs Lösung auf einer anderen Code-Basis als das für den Betrieb im Kundenunternehmen gedachte "Siebel CRM". Oracle-Chef Lawrence Ellison hatte den Siebel-Kauf unter anderem mit dem Wachstumspotenzial im On-Demand-Geschäft begründet.

Salesforce.com hatte unlängst wieder mit den Tücken des Hostings zu kämpfen: Die CRM-Plattform fiel erneut aus, so dass Kunden keinen Zugriff auf ihre Umgebung hatten (siehe Salesforce.com - statt "on-Demand" wieder "off Demand"). SAP-Manager Graf hielt sich hier mit Häme zurück, sind doch solche Pannen auch bei der eigenen Offerte nicht gänzlich auszuschließen.

Graf zufolge werden Anwenderunternehmen vermehrt dazu übergehen, IT-Prozesse sowohl über Mietlösungen als auch über im eigenen Haus installierte Programme abzudecken. Mit dem nun aufgelegten CRM On-Demand reagiere man auf Wünsche von Kunden. Grundsätzlich sei das On-Demand-Konzept auch für andere Geschäftsprozesse geeignet. (fn)