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OpenDocument-CIO von Massachusetts tritt ab

29.12.2005
Peter Quinn, der als Chief Information Officer (CIO) for the Commonwealth of Massachusetts dort den Umstieg auf das XML-basierende Dokumentenformat "OpenDocument" forcieren wollte, tritt Anfang Januar zurück.

Laut einem internen Memo, das dem "IDG News Service" vorliegt, gibt Quinn seinen Posten am 9. Januar ab. Als CIO hatte sich der Experte dafür eingesetzt, dass Behörden Dokumente nicht länger in proprietären Formaten wie denen von Microsoft Office oder Lotus Notes speichern. Einem Entwurf seiner Information Technology Division (ITD) hätte Massachusetts im Jahr 2007 den Umstieg auf das von der OASIS standardisierte und unter anderem in OpenOffice.org/StarOffice unterstützte OpenDocument begonnen.

Durch die Entscheidung, sich auf diese Weise von Microsoft zu lösen, wurde Quinn zu einem Helden der Open-Source-Community. Allerdings wurde ihm auch eine Menge unerwünschte Aufmerksamkeit zuteil, die sein berufliches wie auch sein Privatleben in Mitleidenschaft zog, und auch bei seinem Rücktritt eine Rolle spielte.

"In den letzten paar Monaten haben wir einige sehr schwierige und tumultige Zeiten hinter uns gebracht", schrieb Quinn am Abend des 24. September an alle ITD-Kollegen. "Viele diese Ereignisse waren sehr störend und verletzend für mein persönliches Wohlbefinden, meine Familie und viele meiner engsten Freunde. Das ist eine Last, die ich nicht länger tragen werde."

Beobachtern zufolge hatte Quinns Entscheidung für OpenDocument ihn in eine schwierige Lage versetzt. Diese hatte sich noch zugespitzt, nachdem mit dem Administration and Finance Secretary Eric Criss ein prominenter Befürworter aus der Regierung von Gouverneur Mitt Romney ausgeschieden war.

Unter anderem hatte die Romney-Regierung dann eine Untersuchung verschiedener Reisen Quinns nach außerhalb der Staatsgrenzen eingeleitet, wo der CIO in den vergangenen zwei Jahren auf verschiedenen Technik-Konferenzen gesprochen hatte. Einem Bericht des "Boston Globe" zufolge konnte ihm dabei keinerlei Fehlverhalten nachgewiesen werden.

"Ich bin zum Blitzableiter für jegliche Art von IT-Initiative geworden. Selbst die kleinsten Initiativen werden durch einige der unwahrscheinlichsten und oft uninformiertesten Parteien behindert oder gestoppt", schreibt Quinn weiter. "Das letzte was ich geschehen lassen kann ist, dass meine bloße Gegenwart zum wichtigsten Faktor dafür wird, die gute Arbeit der ITD und der gesamten IT-Community zu marginalisieren."

Der Umstieg von Massachusetts auf OpenDocument erscheint ohnehin inzwischen immer unwahrscheinlicher. Im vergangenen Monat hatte der Criss-Nachfolger Tom Trimarco erklärt, der Staat sei optimistisch, dass der von Microsoft angekündigte neue Standard Office Open XML den Anforderungen von Massachusetts genügen werde. (tc)