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Alg-II-Software vor dem Aus?

05.09.2005
Die Pannen der von T-Systems programmierten Software A2LL häufen sich inzwischen derart, dass die Bundesagentur eine komplette Neuentwicklung erwägt.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat schwerwiegende Pannen mit der Software für die Bearbeitung des Arbeitslosengeldes II ("A2LL") eingeräumt. Das Programm weise Funktionsfehler auf, die sich nicht kurzfristig abstellen ließen, bestätigte die BA entsprechende Berichte von "Spiegel" und "Focus". Diese hätten allerdings keinerlei Auswirkungen auf die regelmäßigen Auszahlungen des Alg II. "Alle Alg-II-Bezieher bekommen auch künftig ihr Geld pünktlich", betont die BA in einer offiziellen Stellungnahme.

Zu den gravierenden Mängeln des Programms gehört, dass es die am 1. Juli erfolgte Senkung der Krankenkassenbeiträge für Alg-II-Empfänger nicht verarbeiten kann. Da sich der ermäßigte Beitrag nicht ins System eingeben lässt, kommt es nach Angaben der Nürnberger Agenturzentrale monatlich zu Überzahlungen in Höhe von 25 Millionen Euro. Einfluss auf den Status der Versicherten habe die fehlende Funktion jedoch nicht. Nach Lieferung der entsprechenden Softwarefunktion will die BA prüfen, wie sie diese Gelder zurückfordern kann. Gleichzeitig kündigte die Agentur an, den dadurch entstandenen Mehraufwand und Schaden dem Softwarelieferanten T-Systems in Rechnung zu stellen.

Des Weiteren ist das derzeitige System nicht dazu in der Lage, Sanktionen (für den Fall, dass das Alg II gekürzt werden muss) zu berechnen, so dass diese manuell eingegeben werden müssen. Diese "Umgehungslösungen" führten zu einem erheblichen, wenn auch aktuell nicht genau zu beziffernden Mehraufwand bei den BA-Mitarbeitern, heißt es in der Erklärung.

Nach Angaben der Agentur wird T-Systems derzeit von 160 IT-Spezialisten der BA darin unterstützt, die Fehler zu beseitigen und die geforderten Funktionen zur Verfügung zu stellen, denn noch sei keine Alternative zu A2LL in Sicht. Um jedoch die bei der Einführung unter hohem Zeitdruck entstandenen Mängel ein für allemal auszuräumen, würden Alternativen wie eine grundlegende Erneuerung der Software erörtert. Noch sei die Entscheidung darüber nicht gefallen, würde aber von der BA ausdrücklich begrüßt. Bis dahin werden neue Versionen der A2LL-Software ausführlich im Simulationsbetrieb getestet, "um erneute Fehler auszuschließen, die dann möglicherweise die Leistungsauszahlung gefährden könnten". (kf)