Web

Bea erweitert Portalangebot mit Plumtree-Kauf

23.08.2005
Für 200 Millionen Dollar kauft Bea den Portalpionier Plumtree, dessen Plattform für nichttechnische Mitarbeiter neben Java auch Microsofts .NET unterstützt.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Bea Systems zahlt 200 Millionen Dollar in bar für Plumtree Software und erweitert damit sein Portfolio im Bereich Unternehmensportale. Bea bietet 5,50 Dollar pro Plumtree-Aktie, ein Premium von 13 Prozent auf den Nasdaq-Schlusskurs vom gestern. Bea erwartet, dass die Übernahme im Herbst dieses Jahres abgeschlossen wird; Plumtree soll dann Teil einer neuen Unternehmenssparte werden.

Bea hat mit dem J2EE-basierenden (Java 2 Enterprise Edition) "Weblogic Portal" bereits eine eigene Plattform im Angebot, die es selbst als "transaktionales Portal" bezeichnet und eher im Entwicklerumfeld ansiedelt. Die Produktsuite von Plumtree umfasst dagegen ein Portal für nichttechnische Mitarbeiter sowie verwandte Lösungen für Collaboration, Suche, Analytik sowie Content-Management.

Plumtree hat sich eine lukrative Nische im Portalmarkt geschaffen, weil seine Plattform als Application Server sowohl Java als auch Microsofts .NET unterstützt. Dieser Ansatz hat Bea überzeugt, wie Firmengründer, Chairman und CEO (Chief Executive Officer) Alfred Chuang erklärte: "Das Portal wird zur Schaltstelle der Integration im Unternehmen. Wir können nun mehr als nur J2EE und werden durch die Übernahme ein echter Multiplattform-Anbieter."

Da Beas und Plumtrees Portale ganz unterschiedliche Aspekte des Unternehmens abdecken, sollen sie vorerst separat fortgeführt werden. "Wir halten die beiden Linien getrennt, so weit wir sehen können", erklärte Beas Chief Technology Officer Mark Carges. "Beide sind in ihrem Bereich führend."

Auch die Unterstützung für unterliegende Datenbanken wird sich nach Angaben des Plumtree-Chefs John Kunze - der auch nach dem Besitzerwechsel im Amt bleibt und die Integration in Bea leiten wird - vorerst nicht ändern. Plumtrees Portal arbeitet mit Oracle oder SQL Server, Bea unterstützt beliebige Datenbanken.

Die Marktforscher von IDC sahen Bea mit seinen 1400 Weblogic-Portal-Kunden im vergangenen Jahr auf dem zweiten und Plumtree auf dem fünften Platz ihrer Rangliste von Portalanbietern nach Umsatz. Beas Marktanteil beziffern die Auguren mit 13,8 Prozent hinter den 24,8 Prozent von Marktführer IBM. Plumtree sieht das Institut mit sieben Prozent Marktanteil etwa gleichauf mit Oracle hinter der SAP.

Plumtree litt wie viele andere Independent Software Vendors (ISVs) zuletzt unter dem allgemeinen IT-Branchenabschwung und schrieb in vier der fünf letzten Geschäftsjahre rote Zahlen. Für 2004 wies es zuletzt auf Basis von 84,1 Millionen Dollar Umsatz einen Nettoverlust von 9,6 Millionen Dollar aus. Analysten hielten die Firma schon seit längerem für reif zum Kauf durch einen größeren Anbieter.

Plumtree wurde 1996 gegründet, hat rund 400 Mitarbeiter (die Bea mehrheitlich übernehmen will) und laut Kunze weltweit mehr als 700 Kunden mit 21 Millionen Nutzern, darunter Starbucks, Ford und die US-Marine. Die Eingliederung seiner Firma in Bea bezeichnet Kunze als gute Entscheidung, von der die Anwender beider Firmen profitieren würden. Beide Hersteller hätten erkannt, dass IT-Infrastruktur heterogen und es wichtig sei, offene Techniken zu unterstützen. (tc)