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Siebel steckt weiter in der Krise

08.07.2005
Beim CRM-Spezialisten Siebel läuft's weiter unrund - aufgrund verpasster Abschlüsse gab der Hersteller eine Umsatzwarnung für das zweite Quartal ab.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Aussichten des CRM-Softwarehauses Siebel auf ein Comeback bleiben schlecht. Wie das im kalifornischen San Mateo ansässige Unternehmen bekannt gab, hat es im zweiten Quartal 2005 nach vorläufigen Berechnungen lediglich zwischen 312 Millionen und 314 Millionen Dollar Umsatz erwirtschaftet. Damit verbesserte sich Siebel leicht gegenüber den 301 Millionen Dollar hohen Einnahmen im Vorjahreszeitraum. Die aktuellen Erlöse liegen jedoch im unteren Bereich der bislang angepeilten 310 bis 330 Millionen Dollar. Von Thomson First Call befragten Analysten hatten im Schnitt mit Umsätzen von 319,2 Millionen Dollar gerechnet.

Siebel begründete die enttäuschenden Zahlen damit, dass mehrere Aufträge, insbesondere aus dem Behördenumfeld, nicht mehr zum Quartalsende abgeschlossen werden konnten. Außerdem lagen die Lizenzerlöse mit 78 Millionen Dollar deutlich unter den angepeilten 90 bis 100 Millionen Dollar sowie unter dem Vorjahreswert von 95 Millionen Dollar. Gegenüber dem Anfangsquartal 2005 stiegen die Softwareeinnahmen um drei Millionen Dollar. Damals waren sie allerdings mit 75 Millionen Dollar auf das niedrigste Niveau seit Ende der 90er Jahre gefallen. Positiv entwickelte sich laut Siebel das On-Demand-Geschäft, wo die Company auf Konkurrenten wie Salesforce.com und RightNow trifft. Gegenüber dem Anfangsquartal sei das Auftragsvolumen von 10,6 Millionen auf rund 20 Millionen Dollar gestiegen.

Siebels vorläufige Ergebnisse seien ermutigend, doch gebe es weiter einen klaren Verbesserungsbedarf, erklärte der neue Firmenchef George Shaheen, der Ex-CEO Michael Lawrie nach dem schwachen Abschneiden im Anfangsquartal 2005 abgelöst hatte. Nun gab die Company erneut Veränderungen im Management bekannt: Unter anderem wurde der oberste Produktstrategie und Siebel-Veteran David Schmaier zum Executive Vice President Corporate Strategy ernannt. Schmaiers früheren Posten übernimmt Bruce Cleveland, der im vergangenen Jahr zu Siebel zurückgekehrt war, um das OnDemand- und das Mittelstandsgeschäft in die Hand zu nehmen.

Als Reaktion auf die schlechten Zahlen hat die Company nach eigenen Angaben bereits am 30. Juni ein Restrukturierungsprogramm eingeleitet, das rückwirkend zu Belastungen von 75 Millionen Dollar führen soll. Ein Großteil der Extraaufwendungen entsteht mit 62 Millionen Dollar durch die Konsolidierung geleaster Immobilien sowie durch Wertberichtigungen. Im dritten Quartal erwartet das Unternehmen aufgrund ähnlicher Maßnahmen mit Sonderbelastungen von zehn bis 15 Millionen Dollar.

Abfindungen an ehemalige Mitarbeiter und den Ex-CEO Lawrie führten im Berichtsquartal zu weiteren Sonderzahlungen von sechs beziehungsweise sieben Millionen Dollar, teilte Siebel mit. Die Aufwendungen eingerechnet, erwarten die Kalifornier für den Berichtszeitraum einen Vorsteuerverlust (Ebt) zwischen 60 Millionen und 63 Millionen Dollar. Ohne die Sonderaufwendungen wäre dagegen ein Ebt-Gewinn von zwölf bis 15 Millionen Dollar angefallen. Angaben zum voraussichtlichen Nettoergebnis machte Siebel nicht. Zuletzt hatte der CRM-Spezialist ein Plus von drei bis vier Cent je Aktie erwartet. (mb)